Kapitel 13

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Justin öffnet die Tür, bezahlt die Döner und geht Hand in Hand mit mir ins Wohnzimmer.
»Essen.« Er grinst und gibt jedem einen Döner. Wir werfen uns aufs Sofa und fangen an zu essen. Es ist einfach perfekt!
Nachdem wir aufgegessen haben, gibt es Streit wegen der Filmauswahl.
»Ich bin für einen Horrorfilm!« meint Maisie.
»Oh ne. Lass lieber sowas wie "Der Herr der Ringe", oder "James Bond" gucken.« Ich kann Horrorfilme nicht ab. Das letzte Mal lag ich extrem viele Nächte lang wach und hatte Panik, dass ich von so einer Verrückten die auf Rache aus ist aufgeschlitzt werde. Klingt irgendwie kindisch, ist aber mein voller Ernst und lustig war es auch nicht!
Nate möchte irgendwas mit Weltraumzeugs gucken, Claire schließt sich Maisie an und Justin ist es egal. Er drückt meine Hand, hebt mich auf seinen Schoß und legt seinen Kopf auf meine Schulter. Ich nehme seine Hände und lege sie um meine Tallie. Seine Haare riechen so gut!!! Ich drehe meinen Kopf und küsse ihn auf die Wange. Er schmiegt sich an mich und sieht mich mit einem Blick an, der mein Herz schneller schlagen lässt. Das merkt er sofort und grinst mich an. Wie ich auf ihn reagiere, es ist unglaublich. Ich war noch nie so verliebt in jemanden!
»Lass "The Philosophers" gucken. Der soll gut sein. Ich wollte den mal im Kino gucken, hatte dann aber aus irgendeinem Grund keine Zeit, keinen Bock, was weiß ich.«
»Worum geht's?« fragt Nate.
Paul erklärt es uns, und alle sind damit einverstanden. Paul ist ziemlich still seit dem Abendessen. Das passt so gar nicht zu ihm...
»Hell, wollen wir Knabberzeug und Getränke holen?« Justin küsst meine Halsbeuge.
»Ja okay. Macht den Film dann noch nicht an.«
»Machen wir nicht.«, versichert mir Claire, »Da passe ich schon auf.« Sie grinst mich an.
In der Küche setzte ich mich auf die Arbeitsfläche und nehme sechs Gläser aus dem Schrank hinter mir. Ich stelle sie auf ein Tablett, welches Justin mir gegeben hat.
»Justin, komm mal her.« Er kommt zu mir und stellt sich zwischen meine Beine. Ich fange an ihn zu küssen, fahre mit meinen Händen durch sein weiches, blondes, dichtes Haar. Seine Zunge schiebt sich in meinen Mund. Ich sauge an seiner Unterlippe, und er keucht. Nun fängt er an, wilder zu werden. Seine Hände wandern meine Tallie hinunter und legen sich auf das nackte Stück Haut zwischen meiner Hose und dem Sweatshirt. Er liebkost meine Zunge und fährt mit seinen Händen unter mein Shirt. Sie scheinen überall zu sein mit einem Ruck zieht er mir mein Shirt über den Kopf, und ich hebe die Arme, damit es besser klappt. Sein Blick bleibt an meinem Oberkörper hängen. Ich nehme sein Gesicht in beide Hände und küsse ihn weiter.
Ich höre, wie sich die Tür öffnet und schrecke auf.
»Oh, sorry, ich wollte nur gucken wo das Zeug bleibt.« Maisie sieht schnell weg. Ich ziehe mir schnell mein Shirt über, streiche meine Haare glatt und sehe Justin an. Er grinst nur verlegen und trägt das Tablett rüber.
»Das scheint ja super zwischen euch zu laufen.« sagt Maisie und zwinkert mir zu.
»Das tut es, allerdings, das tut es.« Und ich bin absolut glücklich damit!

Im Wohnzimmer haben wir den Film angemacht und uns alle bequem auf die Couch gesetzt. Ich kuschele mich an Justins Schulter.
Im Film geht es um eine Philosophieklasse, die Gedankenexperimente macht und so über ihr Leben oder ihren Tod entscheiden, da es eine globale Katastrophe gab.
Der Film ist echt gut. Nach ungefähr einer Stunde klingelt es. Wer ist das denn?
»Wer geht?« fragt Justin.
»Immer der der fragt.« kam von Claire zurück.
»Na gut. Ich muss mir eh mal die Beine vertreten.« Weil es ja so mega anstrengend ist, zu sitzen.

Ich stehe auf, damit er zu Tür kann. Ich schaue den Film weiter. Nach kurzer Zeit kommt Justin wieder, ziemlich weiß im Gesicht. Hinter ihm kommt eine ungefähr 35-jährige Frau zum Vorschein. Sie trägt enge Skinny Jeans und eine Naketano Jacke. Maisie guckt sie an und wird ebenfalls weiß im Gesicht. Das wird dann wohl die Mutter sein.
»Hallo. Ich komme nur, um Maisie abzuholen. Packst du bitte deine Sachen, Schatz.« Sie mustert uns alle einmal und sieht dann Masie an.
»Nein.« sagt sie und guckt ungerührt zum Fernseher. Sie hat ein Pokerface aufgesetzt, welches das beste ist, das ich je gesehen habe.
»Doch, wir müssen nach Hause. Die Schule fängt doch Montag wieder an. Würdest du bitte raus kommen?« Sie hat ein Lächeln aufgesetzt, es sieht aus als würde sie in eine Zitrone beißen. Dazu tippt sie ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.
»Ich komme nicht, hab ich doch schon gesagt.« Es ist ziemlich unangenehm in diesem Raum. Es liegt eine ziemlich wahrnehmbare Spannung in der Luft.
»Ich gehe kurz hoch und ziehe mir was Anderes an. Kommst du mit, Claire?« frage ich. Ich muss hier unbedingt raus!
»Ja.«
Wir gehen zur Tür, und quetschen uns an Justin vorbei. Ich drücke im Vorbeigehen seine Hand. Auf der Treppe hören wir, wie Paul und Nate sich auch entschuldigen, sie haben Hunger und wollen in die Küche. Man hört, wie die Tür zum Wohnzimmer geschlossen wird. Na super!
Wir gehen in sein Zimmer.
»Was ist das denn für eine Mutter? Die ist voll komisch drauf. So mega dumm: Erst ist die Tochter so ein paar Tage weg und dann fällt einem plötzlich so ein: Meine Tochter ist weg. Mega behindert!!!« sage ich und sehe Claire mit hochgezogener Augenbraue an.
»Keine Ahnunge die ist mega durch... Was die für einen Aufstand macht. Erst scheißt sie auf ihre Tochter und dann kommt sie mega besorgt an als ob Maisie nur ne Stunde zu spät nach Hause ist. Was wollen wir jetzt machen?«
Bevor ich antworten kann, kommt Justin ins Zimmer.
»Hey.« sage ich und sehe ihn mitfühlend an
»Hell, Claire, ich weiß dass es scheiße ist, jetzt hier zu sein. Ich glaube es ist besser, wenn ihr nach Hause geht. Dann ist das Haus erstmal leer und ich kann die ganze Scheiße mit Maisie und meiner Mam klären. Das klingt jetzt scheiße, aber es ist halt etwas scheiße.« Er sieht mich an und beißt sich auf die Unterlippe.
Ich fühle mich gerade, als ob man mir so einen richtigen Punsh in die Fresse verpasst hätte.

Ich sollte es eigentlich verstehen, aber ich bin in diesem Fall zu egoistisch um es einzusehen. Also, ich sehe es ein und fühle mich trotzdem scheiße...Na, geile Kiste!
»Ja, ist okay. Ich verstehe das ja. Dann packe ich schnell mein Zeugs ein.« sage ich und stehe schnell auf und nehme das erstbeliebige Zeug von mir und stopfe es in meine Tasche.
Claire geht in Pauls Zimmer, um ihre Sachen zu holen, und ich bin mit Justin allein im Raum.
»Hey, alles okay. Du bist doch nicht Schuld.«
»Was soll denn nicht okay sein?!?« gifte ich ihn an. Sein Mitgefühl kann sich dahin stecken, wo die Sonne nicht scheint.
»Was ist denn los? Ich habe dir verdammt nochmal nichts getan! Wieso bist du so egoistisch?« sagt er gereizter als eben.
»Ha-egoistisch. Gut zu wissen, dass ich egoistisch bin. Na ja, vielleicht bin ich es ja! Deine behinderte Fotze von Mutter platzt einfach so in mein Leben, das gerade mal super läuft! Sie hat so ziemlich alles was gut läuft mit ihrem Kommen kaputt gemacht!«
Oh scheiße, ich hab voll überreagiert!
»Justin, das war...«
»Achso, schon verstanden. Dann muss ich mein restliches Leben wegen dir irgendwie stoppen, damit dein tolles Leben weiter funktioniert. Mit viel Geld, einem riesigen Haus und Problemen die keine Probleme sind. Na dann, Probleme, geht weg, Helen möchte ihr Leben ohne euch verbringen!!!«
»Was weißt du denn schon über mein Leben. Du kennst mich nur aus dem Hier und Jetzt. Du weißt nicht, wie dreckig es mir eigentlich geht.
Ja, toll dass ich viel Geld zur zur Verfügung habe. Ich habe aufgeschrieben, wie oft ich meine Eltern dieses Jahr gesehen habe:
39 Tage!!! Weißt du, wie Kacke es ist, wenn man den ganzen Tag allein ist, wochenlang, niemanden hat der sich um einen kümmert und du einfach nur Geld bekommst damit, du dein Leben besser gestalten kannst? Geld macht nicht glücklich!!! Meine Eltern sind für mich fast tot! Ich wurde von ihnen nichtmal in den Arm genommen als sie gefahren sind. Weihnachten habe ich letztes Jahr allein Zuhause verbracht. Mit dreizehn! Mein Geburtstag wurde von meinen Eltern vergessen. Sie haben mir nachträglich eine Postkarte geschickt und mir noch mehr Geld auf mein Konto überwiesen. Ich habe verdammt nochmal keine Familie!!! Meine Großeltern sind alle tot, meine Tanten haben keinen Bock auf mich und mehr Verwandte habe ich nicht. Ich habe niemanden außer meinen Freunden. Und dann kamst du, und ich hatte jemanden bei dem ich mich wie zuhause fühlte, aber dann zerbricht alles auf einen Schlag! Vielleicht bin ich eine behinderte Egoistin. Aber statt in Selbstmitleid zu versinken, kümmere ich mich um mein Leben. Tschüß, Justin. Es tut mir Leid.«
Das alles sage ich mit einer Fassung, komplett ernst und ruhig. Kein bisschen hysterisch. Ich bin wirklich Stolz auf mich. Nur schade, dass es mir im Moment nichts bringt.
»Helen...« höre ich ihn mir hinterherrufen.
Ich gehe die Treppe runter, und renne Paul und Nate fast über den Haufen, die gerade die Treppe hochgehen.
»Helen! Komm, zurück. Das war doch nicht so gemeint. Es tut mir Leid.« Justin steht oben auf der Treppe und sieht mich an. Paul und Nate gucken verwundert drein.
»Ich muss mich leider mit egoistischen Dingen auseinandersetzten. Sorry, keine Zeit.« sage ich und packe Claire am Ärmel. Sie hat verstanden und geht mit mir aus dem Haus.

Kennt ihr diese Leute die, nachdem sie Scheiße gebaut haben, denken: Oh nein, was habe ich nur getan?
Früher fand ich diese Leute einfach nur peinlich und dumm. Da sie den ganzen Tag nur auf der Couch sitzen, Fernsehen und dabei Süßigkeiten essen. Doch jetzt nicht mehr. Ich verstehe diese Leute, da ich selbst zu einer Person die so denkt geworden bin. Geile Sache, was?!?

Klischees- wie ich sie hasse!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt