- Jonghyun Pov. - { Lena }
Lautes aufgebrachtes Schreien und das Trampeln von Schritte die auf dem Flur vor meinem Zimmer hallten, rissen mich aus meinem schon unruhigen Dösen. Das scheppern von Gegenständen die zu Boden fielen und das beruhigende Einreden einer weiblichen Stimme war zu vernehmen.
'Ganz ruhig, es wird alles wieder gut. Beruhigen sie sich.'
Ich hatte mehr als zwei Stunden gebraucht um mich in meinen unsanften Schlaf zu wiegen und jetzt wurde ich von diesem Schreien, das jedem wohl durch Mark und Bein gehen würde, geweckt. Vorsichtig rieb ich meine Augen und blickte auf die Uhr. 3:26 - zeigte der digitale Bildschirm mit roten Ziffern an.
'Was war es dieses Mal? Selbstmord? Panikattacke?', diese Frage schwirrt in meinem Kopf herum.
Hier in der Klinik war um dieser Zeit oft viel los. Patienten mit Angstörungen meldeten sich, andere versuchten ihren Selbstmord zu planen oder umzusetzen, wieder andere sich rauszuschleichen. Keiner war freiwillig hier, da sie alle mehr oder weniger festgehalten wurden. Verwandten, Bekannten, Freunden, der Familie oder dem Partner hatten sie es zu verdanken, dass sie hier geladet waren. Vorfälle wie diese lagen an der Tagesordnung und die wenigen Pfleger und Ärzte mehr als hoffnungslos überfordert. Niemand hier verstand das man ihnen helfen wollte, auch ich nicht. So oft hatte mir der Psychologe versichert es sei zu meinem eigen Besten, dass ich hier meine 'Familie' gefunden hatte. Familie, mhm? Das hier war doch keine Familie. Wir waren ein Haufen voller verrückter Irrer, die ihre Zeit damit verbracht ihren Kopf gegen weiße Wände zu schlagen oder wie hypnotisiert auf einen kleinen Fernseher in einem grauen Aufenthaltsraum zu starren. Eigentlich hielt man uns hier wohl nur fest, um die Außenwelt vor uns zu schützen. Ja, dieser Gedanken war mehr als einleuchtend. Den meiste hier war wohl kaum mehr zu helfen, da für sie ein normaler Alltag nicht mehr möglich war. Weniger wegen ihrer psychischen Labilität und mehr wegen der so seltsam gewordenen Gesselschaft. Wir waren alles noch so jung, aber schon so kaputt. Viele von uns hatten schon zu viel durchgemacht oder waren in einem Trauma gefangen, aus dem man so einfach nicht mehr erwachen konnte. Langsam ließ ich mich wieder in meine Kissen sinken und seufzte. Mein Kopf schmerzte und alles in mir fühlte sich so leer an. Wie lang würde ich meine Zeit hier noch fristen müssen? Plötzlich wurde ich schlagartig müde. Es fühlte sich so an als würde ich in einen tiefen Schlaf sinken, als würde sich meine Seele von meinem Körper gänzlich lösen. Ich war in eine Art Trance. Erst als es an der Tür klopfte und draußen schon wieder hell war, kehrte ich in meinem Körper zurück.
- Kibum Pov. - { Sina }
Bereits um fünf Uhr morgens kam eine Schwester herein um mich zu wecken. Der Schlauch an meinem Arm war bereits einen Tag zuvor entfernt worden und mir war ebenfalls eine große Tasche zugekommen, in der sich einige Klamotten und persönliche Gegenstände (ein neues Handy und ein paar Kopfhörer und, Gott sei Dank, schwarze Haarfarbe) befanden. Der Brief, den ich ebenfalls gefunden hatte, hatte nur meine Vermutung bestätigt; die Sachen waren von meiner Großmutter.
Die Arme. So wie ich sie kannte, hatten meine Eltern ihr bestimmt verboten mich zu besuchen und dem Rest unserer Familie irgendwie eine Geschichte aufgetischt. Ich konnte es mir schon vorstellen. "Unser Sohn geht nun für ein Jahr in den USA zur Schule."
Wäre ja auch zu peinlich zugeben zu müssen, dass das eigene (und leider einzige) Kind es zu nichts gebracht hat und jetzt ins Irrenhaus muss.
Nein, niemals würden sie irgendwem davon erzählen, viel zu wichtig war es, was Andere dachten. Ihr Wunsch nach Ansehen und Ehre ging nunmal schon immer über die Liebe zu ihrem Sohn hinaus und während ich mich über die Jahre teilweise damit abgefunden hatte, schmerzte es doch, dass sie es immer und immer wieder zeigen mussten, nicht im Geringsten ein Geheimnis daraus machten.
Ich zog mich schnell an, eine schwarze skinny Jeans und ein grauer Kapuzenpullover mit weinroter Schrift (ich glaubte es war der Name irgendeiner Universität und lachte kalt auf, da ich es wahrscheinlich niemals bis dahin bringen würde) vorne drauf sowie eine Jeansjacke und schwarze Docs und ging dann ins Badezimmer. Dort betrachtete ich meine (heimlich gefärbten) nun wieder schwarzen Haare. Meine Augen schienen immer noch leblos, meine Haut war noch blass, wenn auch nicht mehr ganz so sehr und auch an Gewicht hatte ich noch nicht zugelegt. Ich zog ein paar Grimassen und wusch dann mein Gesicht und putzte meine Zähne.
Als ich wieder herauskam, wartete dort erneut die Schwester, doch diesmal nicht allein. Zwei Leute waren bei ihr, ein Mann und eine Frau. Der Mann wirke relativ alt, in seinen Vierzigern, während ich die Frau auf jünger als fünfundzwanzig geschätzt hätte.
Die beiden würden mich zur Klinik bringen. Zum Abschied schüttelte ich die Hand der Schwester. Sie wünschte mir viel Glück und drückte mir einen Apfel in die Hand (zum Glück einen grünen). Frühstück, so sagte sie, würde ich gemeinsam mit den anderen Patienten in der Klinik haben.
Ich versuchte ein Lächeln aufzubringen und bedankte mich für Alles, was sie für mich getan hatte, bevor ich mit den beiden aus dem Krankenhaus lief, versuchend, das Leid um mich herum zu ignorieren. In gewisser Weise vielleicht keine so gute Entscheidung, an Leid sollte ich mich wohl gewöhnen. Bestimmt würden in der Klinik alle möglichen Leute sein und dann auch noch alle in meinem Alter oder sogar noch jünger.
Der Gedanke an kleine Kinder, die Aufgrund ihrer psychischen Krankheit nie ein normales Leben führen können würden und wahrscheinlich dazu verdammt waren für immer in solchen Kliniken zu Leben, zog meine Stimmung nur noch weiter runter. Solch junge, unschuldige Seelen, die von der Gesellschaft als "Gefahr" angesehen und weggesperrt wurden.Wir stiegen in ein schwarzes Auto, die Beiden (ich nannte sie ab jetzt so, da ich ihre Namen bereits wieder vergessen hatte) vorne und ich auf dem Rücksitz. Sie fingen fast sofort an mich mit Fragen zu löchern, Fragen über meine Familie und Freunde, mich selbst, meine Krankheit beziehungsweise warum ich hier war und wie es mir ging und so weiter.
Meine Antworten vielen immer sehr kurz aus, teils, weil ich lieber nachdenklich aus dem Fenster schaute während ich versuchte den Apfel herunter zu würgen, teils, weil ich wusste, dass eine hübsche kleine Akte mit meinem Namen darauf existierte, in der all diese Sachen fein säuberlich notiert waren und ich mir sicher war, dass die Beiden diese Akte bereits zu Gesicht bekommen hatten.
Nach einer Weile merkten sie wohl, dass es keinen Sinn hatte mir noch mehr Fragen zu stellen und begonnen stattdessen mir von der Klinik erzählen. Ein Fakt, der mir besonders in Erinnerung blieb, war, dass ich mir ein Zimmer mit einem anderen Jugendlichen teilen würde. Innerlich hoffte ich, dass dieser Jemand nicht schizophren oder akut selbstmordgefährdet oder gewalttätig oder sexsüchtig oder sonst etwas war.
Irgendwie hasste ich mich selbst für diese Gedanken, aber ich konnte es nicht verhindern instinktiv so zu denken. Dabei wusste ich ja, dass wir alle im gleichen Boot saßen, egal "wie schlimm" unsere Krankheit nun letztendlich war.
Es machte keinen Sinn mit dem Finger auf andere zu zeigen, all unsere Krankheiten waren schlimm genug um ein "normales" Leben für uns nicht möglich zu machen, weshalb wir uns auch alle am gleichen Ort wiederfanden. Keiner von uns war besser als der andere.Genau in dem Moment hielt das Auto an. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass wir wirklich angekommen zu sein schienen. Ich stieg aus, meine Augen immer noch auf das wirklich mehr als große Gebäude vor mir gerichtet.
Ich wartete während die Beiden mich bei der Rezeption anmeldeten. Anschließend führten sie mich zu meinem Zimmer, wobei wir einigen der anderen Jugendlichen hier begegneten und die Beiden weiterhin vieles erklärten, wovon ich vielleicht die Hälfte wirklich mitbekam.
Ich war viel zu sehr damit beschäftigt alles selber wahrzunehmen und zu analysieren, die vielen Gesichter und Geräusche. Plötzlich hörte ich schreie und sie würden immer lauter, je länger wir liefen. Ich hoffte, dass wir irgendwo abbiegen würden und noch viel mehr, dass diese Person nicht mein Zimmergenosse auf unbestimmte Zeit war.
Die Schreie stoppten zum Glück irgendwann und nur kurz darauf hielten wir vor einer Tür. Sie war nicht verziert, wie andere, die ich gesehen hatte, sondern einfach weiß. Ich schluckte. Hoffentlich hieß das nichts schlechtes. Ich redete mir ein, dass mein neuer Mitbewohner vielleicht nur selber noch nicht so lange hier war und noch keine Zeit gehabt hatte, sich wirklich ein zu leben.
Es würde ja auch irgendwie Sinn ergeben, die beiden "Neulinge" zusammen zu packen, oder?
Die Frau klopfte an der Tür bevor sie diese öffnete und wir eintraten.
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Learning how to fly. [SHINee || Jongkey FF]
Romance"Den Alltag töten. Das bist sowas von du..", hallte es durch meinen Kopf. "Ich weiß. Routine ist doch langweilig.", sagte ich selbstverständlich zu mir, hoffte aber trotzdem irgendwie das der süße Junge an meiner Hand mich nicht hören konnte. Wir wo...