- Teil 5 -

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- Jonghyun Pov. - {Lena}

Als hätte es nicht schon gereicht einen neuen Mitbewohner begrüßen zu müssen, zu meinem großen Glück hatte ich auch noch eine total nervige, überdrehte Quasselstrippe abbekommen. Nachdem er hier einfach so reinspaziert war, als wäre das jetzt sein neues Zuhause, fing er plötzlich an mir seinen Namen zu sagen und mich über diese Irrenanstalt auszufragen. Ich hatte mich doch schon von ihm weggedreht und ihm einen meiner grimmigsten Blicke zugeworfen, jeder andere Mensch hätte spätestens jetzt seine Sachen gepackt oder würde wenigstens seine Klappe halten und mich nicht belästigen. Ich fuhr mir mit der Hand entnervt über das Gesicht und verdrehte die Augen. Wollte er mich mit seinem Verhalten etwa extra provozieren und den letzen Nerv rauben oder war er wirklich so naiv zu glauben das wir sowas wie Kumpels werden könnten? Ich wollte weder seinen komischen Spitznamen wissen, noch seine halbe Lebensgesichte, die er mir anscheinend gerade auftischte. Schon nach ein paar Sekunden, die mir sowieso schon wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, hatte ich von diesem Typen hier schon die Nase voll. Er redete weiter und weiter. Es nahm überhaupt kein Ende mehr und das obwohl ich noch kein einziges Wort verloren und überhaupt keine Reaktion oder Interesse gezeigt hatte. Ich zog mir schnell die Decke über den Kopf, um dem Licht im Zimmer zu entkommen und die Stimme dieser Nervensäge zu dämpfen. Ich hatte schon nach seinen ersten vollständigen Sätzen abgeschalten und seine Stimme war jetzt nur noch wie ein leises, aber dennoch störendes Hintergrundgeräusch für mich wahrzunehmen. So ähnlich wie ein Tinnitus im Ohr, der nicht aufhören wollte dauerhaft zu pfeifen und dem man irgendwann einfach keine große Beachtung mehr schenkte. Am liebsten wäre ich aufgestanden und ihm an die Gurgel gesprungen oder hätte gern etwas fieses vernichtendes von mir geben, aber eigentlich hatte ich nicht vor meine kostbare Energie an so einem wie ihn zu verschwenden oder gar Lust mir wieder einmal Ärger mit den kräftigen Pflegern hier einzuhandeln. Ich hatte schon den ein oder andere Tag in einer weißen Gummizelle oder am Bett gefesselt verbracht, um für meine 'Fehler' zu büßen , in das verrückte Zimmer wollte ich unter keinen Umständen mehr, schon gleich gar nicht wegen diesem reichen Schnösel hier, und auf Bondage stand ich auch nicht wirklich. Das ekelerregende Parfüm des Neuen roch bis hierher und bereitete mir ein flaues Gefühl im Magen begleiten von einem Hustenanfall. Außerdem würde es vielleicht doch noch ganz lustig werden zuzusehen wie alle anfingen ihn zu hassen und in der Nacht vielleicht der ein oder andere Verrückten zu ihm ins Zimmer kam, um ihm eine Kissen aufs Gesicht zu drücken. Die Nervensäge faselte unbedacht weiter und schmiss sich auf sein Bett. Ich malte mir aus wie es wäre sein dumpfes Schreien durch das Kissen zu hören, während er qualvoll erstickt. Ah, das wäre wohl wirklich ein himmlischer Klang, im Vergleich zu seinem Gefasel im Moment. Ich wäre ihn los, hätte das Zimmer wieder für mich, meine selige Ruhe und gleichzeitig würde nicht einmal für das alles verantwortlich gemacht werden. Ich drehte mich leicht auf den Bauch und suchte nach einer bequemeren Pose, damit meine Füße nicht einschliefen. Im Augenwickel konnte ich erkennen das mein kleiner Wecker schon 8:00 Uhr anzeigte. Ohne weiter auf das geredete des Quälgeistes zu hören, strampelte ich die Decke von meinen Körper und sprang auf. Es war Zeit für die erste Mahlzeit des Tages zu der man aus verschieden Gründen besser nicht zu spät kommen sollte, das wusste ich nur zu gut. Mit Schlafklamotten, Pantoffeln und Dauergähnen machte ich mich auf zum Frühstückstisch. Welche Köstlichkeit würde uns denn heute erwarten? Die verdorben Früchte oder doch das Müsli was mehr nach Pappmaschee, als nach etwas Essbarem schmeckte? Im Gang war schon einiges los und alle schienen sich in den Essenraum zu begeben, der am anderen Ende des Flurs lag. Sie wussten alle genau was ihnen blühte wenn sie zu spät zum Essen kamen. Der Gang war genauso so grau und trostlos wie alles hier. Ich starrte auf meine Schuhe, da sie wohl weit und breit das einzige Bunte in der Umgebung waren. Sogar die meisten Patienten hier hatten nur verwaschene, grau-weiße Nachthemden oder T-Shirts an. Ich staunte nicht schlecht, als plötzlich der Neue neben mir auftauchte und versuchte mit mir Schritt zu halten. War er mir gefolgt? Der hatte ja Nerven. Ich wollte diesen Wasserfall so schnell wie nur möglich wieder loswerden, das stand fest. Mit ein paar meiner Tricks sollte das aber eigentlich ein Kinderspiel werden. Fast so als würde man einem kleinen, süßen Kind den Lolli klauen und danach den gesamten Kinderwagen in dem es saß umwerfen. Ja, genau sowas hatte ich im Sinn. Ich ging schneller und versuchte den Typen, mit samt seinem Gerde und den komischen Klamotten abzuhängen.

-Kibum Pov. - {Sina}

Irgendwann zog mein Mitbewohner sich seine Bettdecke über den Kopf und drehte sich auf den Bauch. Ich nahm das als Zeichen, dass er mich zumindest wahrgenommen hatte und verbuchte diesen ersten Erfolg. Vielleicht würde es ja ein andermal zu einer Konversation, oder eher einer verbalen Antwort seinerseits kommen. Immerhin wusste ich auch nicht weshalb er hier war.
Vielleicht konnte er ja nicht reden und war traumatisiert? Oder Angstzustände? Wahnvorstellungen? Vielleicht neigte er aber auch zu Wutausbrüchen und versuchte sich gerade zurückzuhalten um mir nicht den Hals umzudrehen. Oh Gott, wie sollte ich nur mit solch einer Ungewissheit heute Nacht auch nur ein Auge zu bekommen? Gab es denn keine Möglichkeit mich irgendwie im Schlaf zu schützen? Andererseits, bestimmt hätte Mr. Gutaussehend keinen Zimmergenossen bekommen, wenn er eine Gefahr für andere gewesen wäre? Bestimmt war er einfach nur ein Griesgram. Oder einfach nur schlecht gelaunt, da er schlecht geschlafen hatte und morgen würde alles ganz anders aussehen.
Überraschend warf Mr. Gutaussehend die Bettdecke irgendwann zurück und flüchtete aus dem Raum. Mit der Hoffnung auf Frühstück folgte ich ihm rasch, schloss die Tür jedoch sofort und nahm auch mein Handy mit.
Im Flur sah ich einige grau-gekleidete Kinder und Jugendliche, die in die selbe Richtung zu gingen schienen wie mein Mitbewohner, was meine Hoffnung nur bestärkte. Und so tat ich alles um ihn nicht in der Menge zu verlieren, auch wenn sich das als nicht so einfach herausstellte. Ich blieb ihm immer dicht auf den Fersen, ging nach Links, wenn er nach Links ging, und so weiter. Ich wollte nicht ohne ihn sein, so dumm es auch klingen mag. Er war die einzige Person, die ich (mehr oder weniger) kannte. Ich klammerte mich mit aller Macht an ihn, wollte nicht alleine in der Masse umhertreiben wie auf dem offenen Meer und vom Strom mitgerissen werden. Ich wollte mich an einem Felsen festhalten und wenigstens ein einziges Gefühl von Sicherheit spüren, wenn auch nur am ersten Tag. Irgendwann blieb er stehen und ich wäre beinahe unsanft gegen ihn gekracht, doch konnte glücklicherweise noch im letzten Moment mein Tempo drosseln und direkt hinter ihm zum Stehen kommen. Nun hatte ich wohl den besten Blick auf seine Haare und sie schienen so weich und geschmeidig, fast als wären sie das einzig unbeschwerte an ihm, dass ich mich wirklich zurückhalten musste sie nicht anzufassen und meine Finger durch sie gleiten zu lassen. Reiß dich zusammen, sagte ich zu mir selbst, das war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt für so etwas!
Ich konnte jetzt nicht meinen (wirklich gut aussehenden) Mitbewohner anhimmeln, vor allem nicht, nachdem er sich mir gegenüber so abweisend und kalt gezeigt hatte (ich hoffte immer noch, dass er ein Morgenmuffel war).
Vielleicht sollte ich mich bei ihm entschuldigen? Versuchen das Eis zu brechen, dass ihn umgab. Wahrscheinlich hatte ich ihn vorhin wirklich genervt und provoziert. Keine tolle erste Begegnung. Ja, das sollte ich wirklich tun. Als er Anstalten machte sich wieder von mir weg zu bewegen, handelte ich wie als wenn ich einen Kurzschluss gehabt hätte. Ich griff nach seinem Handgelenk.

"Das vorhin... das tut mir wirklich, wirklich leid. Ich hätte nicht so aufdringlich sein sollen. Du wolltest offensichtlich nicht mit mir reden und das hätte ich respektieren und akzeptieren sollen. Es tut mir leid.", flüsterte ich fast schon, bedacht darauf, ihn nicht noch mehr zu nerven, auch meine Augen hob ich nicht vom Boden, für den Fall, dass mein Aussehen ihn ebenfalls störte.

Ich hoffte wirklich, dass er meine Entschuldigung zumindest annehmen würde, selbst wenn er mir nicht gleich verzeihen können würde.

Learning how to fly. [SHINee || Jongkey FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt