Die nächsten Tage vergingen trotz Besprechungen und Vorbereitungen wie im Flug. Wir erkannten schnell, dass wir noch nicht allzu weit vorausplanen konnten, da wir dafür nicht über genügend Informationen verfügten, aber wir taten unser Bestes. Was die Vorausplanung betraf, mussten wir wohl einfach auf unsere Improvisationsfähigkeit und Kampfkünste vertrauen. Wir hatten viel trainiert und uns auch von den Eldunarí beraten lassen, das musste ausreichen.
Der Plan war, wenn wir an den glühenden Bergen angekommen waren, erstmal eine Ruhepause einzulegen. Natürlich durfte sie nicht zu lange sein, denn Jörmundur hatte vielleicht nicht mehr allzu viel Zeit, aber es würde keinem etwas nützen, wenn wir erschöpft und ausgelaugt zu seiner Rettung eilen und dabei leicht zu überwältigen sein würden. Dann würden wir sofort nach einem Weg in der Luft suchen oder, falls das nicht funktionierte, versuchen, um die Berge herum eine Schwachstelle zu finden. Wir wussten zwar nicht, ob wir überhaupt durch den Schutzwall kommen würden, aber wir waren voller Hoffnung. Wir mussten es einfach schaffen. An dieser Stelle wurde der ganze Plan sehr vage, denn wir wussten weder wie das Versteck geschützt war, noch wie viele Wachen dort sein würden. Doch Nasuada vertraute uns, also würden wir es irgendwie schaffen. Wenn nicht wir, wer dann?
Gerade befand ich mich mal wieder auf der Bank im Schlossgarten, die zu einem meiner Lieblingsorte geworden war. Wir würden am nächsten Tag noch vor Sonnenaufgang aufbrechen. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen und wir hatten noch einen Abend für uns, den ich ein letztes Mal zum Meditieren nutzte. Dorn und Fírnen waren zusammen jagen und Arya hatte sich genau wie ich zur Meditation zurückgezogen.
Als ich fertig war, blieb ich einfach noch ein wenig dort sitzen, genoss den Blick über die Stadt und dachte über das Bevorstehende nach."Mach dir nicht zu viele Gedanken. Ihr schafft das schon."
Ich drehte mich um und blickte zu Nasuada auf, die plötzlich hinter mir stand. Ich fragte mich, wie lange sie wohl schon hier war und mich beobachtet hatte. Ihre Augen, von Narben und Lachfalten wunderschön umrahmt, lächelten mich an. Ich stand auf und ging auf sie zu, blieb jedoch in gebührendem Abstand stehen. "Das werden wir, eure Hoheit", erwiderte ich leise. Ich wusste immer noch nicht ganz, wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte. Ich liebte sie auch nach all den Jahren, aber es war so viel Zeit vergangen. Mal abgesehen davon, dass sie es sich als Königin eigentlich nicht leisten konnte, wusste ich auch gar nicht, ob sie überhaupt noch etwas für mich empfand außer Freundschaft. Das machte es schwer, in ihrer Nähe zu sein. Das rief mir immer in Erinnerung, warum Dorn und ich nach der großen Schlacht das Exil gewählt hatten."Lass uns ein wenig spazieren gehen, Murtagh." Ich musste lächeln. "Sehr gerne." Ich bot der Königin meinen Arm an, woraufhin sie ihn ergriff und wir losgingen. Nasuada bedeutete ihren Nachtfalken und Elva, sich erwas zurückzuziehen, sodass sie nun außer Hörweite waren. Elva wusste jedoch vermutlich trotzdem, was gerade in mir vorging, denn ihre Lippen umspielte wieder dieses wissende Lächeln, das einem das Gefühl gab, so durchschaubar wie Glas zu sein.
"Nun, ich würde gerne unser Gespräch fortführen, das von Aryas Ankunft unterbrochen wurde. Ich verstehe, wenn du nicht darüber reden willst, aber ich brauche einfach Gewissheit." "Was meint Ihr?" "Ach Murtagh, lassen wir diese standesgemäßen Anreden. Du kennst mich doch." Ein kurzes und helles Lachen entfloh ihrem Mund. "Wie auch immer. Jedenfalls muss ich es ganz klar und direkt aussprechen, sonst bist du wieder fort und ich quäle mich mit dieser Frage." Gespannt und mit leicht mulmigem Gefühl blickte ich sie an. Sie war nun stehengeblieben und ganz ernst. "Was sollen diese Förmlichkeiten? Hast du etwa unsere Zeit in Uru'baen ganz vergessen?"Ich schlug die Augen nieder und seufzte. "Manchmal würde ich es gern vergessen." Ich sah, wie sie verletzt zurückzuckte und bemerkte meinen Fehler. "Versteh das nicht falsch, ich meine diese Taten, zu denen Galbatorix mich gezwungen hat, alles was ich dir angetan habe..." Vor meinem inneren Auge blitzte wieder das glühende Eisen in meiner Hand auf. "Ich bereue nicht, dir geholfen zu haben" Ich holte tief Luft. "Mich in dich verliebt zu haben."
Jetzt war es ausgesprochen. Nasuadas Augen wurden groß und ich beeilte mich zu sagen: "Natürlich ist mir klar, dass das falsch war und dass meine Hoffnungen vergebens waren. Schließlich war ich der Feind. Der Verräter. Ich -"
Sie unterbrach mich. "Du sprichst in der Vergangenheit. Also haben sich deine Gefühle geändert?" Ich konnte ihre Miene nicht lesen, doch ich musste das zu Ende bringen, bevor ich wieder ging.
"Meine Gefühle haben sich niemals geändert. All die Jahre nicht. Anders als deine vermutlich."Stille. Nasuada wusste offensichtlich nicht, was sie darauf antworten sollte. Das war mir Antwort genug. Ein kleines Lächeln lag auf meinen Lippen, doch es erreichte meine Augen nicht. "Wenn Ihr mich entschuldigen würdet."
Ich drehte mich um und lief schnellen Schrittes zurück zum Schloss.
Ich war gerade eingetreten, da holte sie mich ein. "Warte!" Ich verlangsamte meinen Schritt, drehte mich aber nicht zu ihr um.
"Warte! Ich -" Sie hatte mich erreicht und hielt mich an meiner Hand zurück, sodass mir nun nichts anderes übrig blieb als mich ihr zuzuwenden. Ausdruckslos sah ich sie an. "Murtagh, nun handle doch nicht so überstürzt. Du hast mich gar nicht mehr angehört." Ich schluckte kurz. "Was gibt es da noch zu sagen? Es ist unmöglich."
Nasuada seufzte und schüttelte den Kopf.
“Das war der dümmste Satz, den ich jemals aus deinem Mund gehört habe, Murtagh. Natürlich empfinde ich dasselbe, auch wenn ich weiß, dass ich das nicht sollte." Ihre Stimme war weich wie ihr Blick. "Ich kann gar nicht anders!"Das reichte mir. Ich überbrückte die letzte Distanz zwischen uns, berührte sanft ihre Wangen und legte meine Lippen auf ihre. Es war das schönste Gefühl in meinem Leben, einfach unbeschreiblich. Es löste eine weitere Flut an Eindrücken aus, die mich schier überwältigten. Ihre Lippen, die süß und kostbar schmeckten. Der anziehende Duft ihrer Haare. Alles, was davor gewesen war, kam mir nun weit weg und unbedeutend vor.
Ich löste mich mit einem Lächeln von ihr und sah in ihre strahlenden Augen. Sie beugte sich mit ihrem Mund an mein Ohr und flüsterte:
"Ich lass dich nie wieder gehen"
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Hope Dies Last (Murtagh ff)
Viễn tưởngEin neues Zeitalter bricht an. Das Imperium ist besiegt. Die Drachenreiter kehren zurück. Nach Galbatorix' Tod in der letzten Schlacht in Urû'baen blicken die Völker Alagaësias mit freudiger Erwartung in die Zukunft. Eine Zukunft, in der Eragon und...