"Hey! Aufwachen, Murtagh!", vernahm ich am nächsten Morgen Dorns Stimme in meinem Kopf.
Ich schlug die Augen auf. Es war noch dunkel, da wir vor Sonnenaufgang aufbrechen wollten. Ich gestattete mir noch einen Moment, die Augen zu schließen, einfach dazuliegen.
Ich konzentrierte mich auf meine Umgebung. Das weiche Kissen unter meinem Kopf, ein leises Tapsen auf dem Parkett, die regelmäßigen Atemzüge neben mir, die -Ich stutzte. Atemzüge neben mir?
Ruckartig setzte ich mich auf. Neben mir lag Nasuada, immer noch schlafend. Ihr Kater, von den das Tapsen, das ich gehört hatte, stammte, sprang elegant auf das Bett und blickte mich mit schiefgelegtem Kopf an.
Da kam die Erinnerung langsam wieder. Unser Kuss, dann das lange und doch so kurzweilige Gespräch auf ihrem Zimmer, die gemeinsame Nacht...
Ich hatte noch nie zuvor solchen Kontakt zu einer Frau gehabt und war deshalb anfangs etwas unsicher, aber es war einfach unbeschreiblich.Jetzt fuhr ich mir jedoch ratlos über das Gesicht und raufte die Haare.
Was sollte ich jetzt tun? In einer guten Stunde würden wir aufbrechen und selbst wenn wir erfolgreich wiederkehren würden, hätte ich doch nicht die geringste Chance, an Nasuadas Seite zu bleiben. Sie war nun mal die Königin.
Ich schob den Gedanken erstmal beiseite und blickte zu ihr hinab. Aus ihrer kunstvoll geflochtenen Frisur hingen nun überall Strähnen heraus, quer um ihren Kopf auf dem Kissen verteilt, wie ein Kranz. Lächelnd schob ich ein paar aus ihrem Gesicht und küsste sie leicht auf die Stirn.
Ich beschloss, mir später über all das Gedanken zu machen, der Flug würde schließlich lang genug dauern. Dann stand ich auf und zog mich an, ging noch einmal zu Nasuada und weckte sie. "Austehen, meine Königin. Es wird Zeit", flüsterte ich in ihr Ohr.
Sie begann, sich zu rühren, schlug die Augen auf und sah mich. Ihre Augen wurden groß, bis auch sie sich zu erinnern begann und sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete."Ich werde jetzt gehen und alles vorbereiten" Ich wandte mich zur Tür, doch Nasuada zog mich noch einmal zu ihr.
"Ich liebe dich, Murtagh"
"Und ich liebe dich", antwortete ich sanft und gab ihr einen letzten Kuss, bevor ich ihre Gemächer endgültig verließ.Draußen vor der Tür erwarteten mich zwei Nachtfalken, Loran und Ravin, wenn ich mich richtig erinnerte. Ich nickte ihnen zu, woraufhin sie mir ebenfalls mit einem Nicken antworteten. Ravin konnte sich jedoch ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen, was ihm einen strengen Blick seines Partners einbrachte.
Ich nahm es gelassen und ging einfach weiter bis zu meinem Zimmer, wo Dorn schon auf mich wartete."Gut geschlafen, Kleiner?", fragte er mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. "Bestens!", gab ich gut gelaunt zurück. "Gut, dann bist du ja in bester Verfassung für die Reise", fügte der rote Drache mit einem Zwinkern hinzu. Dann wurde er jedoch schlagartig ernst. "Bist du sicher, dass das eine gute Idee war?"
Ich blickte zu ihm auf, nun auch ernst. "Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Aber es hat sich richtig angefühlt. Was nach unserem Auftrag passiert, werden wir dann sehen. Eins nach dem anderen."
"Mach, was du für richtig hältst, Kleiner. Ich werde dich unterstützen, solange es dich glücklich macht", brummte er mit seiner tiefen Stimme, sodass mir warm ums Herz wurde.
Ich ging zu ihm und strich über seine glänzenden Schuppen. "Danke, Dorn. Das bedeutet mir viel."Nach einem kurzen Frühstück schnappte ich mir den Sattel mit den Provianttaschen und legte mein Wams an. Dann gürtete ich Zar'roc um meine Hüfte und machte mich mit Dorn auf dem Weg zum Innenhof, wo wir uns mit den anderen treffen wollten.
Arya und Fírnen warteten schon, ebenso wie König Orik, doch Nasuada war noch nicht zu sehen. Sie brauchte wohl genau wie ich etwas Zeit, um über alles nachzudenken.
Wir trafen noch die letzten Vorbereitungen und sattelten die Drachen, als schließlich auch Nasuada kam. Sie lächelte mich kurz an, schaute dann aber schnell wieder weg, bevor sie sich an uns alle wandte.
“Kleine Planänderung: ich weiß, das kommt kurzfristig, aber mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, euch ganz alleine loszuschicken, wo wir doch nicht wissen, was euch in den Glühenden Bergen erwartet. Zwei meiner Nachtfalken haben sich bereit erklärt, euch zu begleiten, wenn ihr euch alle einverstanden erklärt.“
Die Königin deutete auf Loran und eine weitere Wache, die ich jedoch nicht kannte. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie nicht wie üblich die Uniform der Nachtfalken trugen, sondern Reisekleidung.
“Loran ist der beste Kämpfer, den ich kenne, ich wage sogar, ihn mit Elfenkriegern zu vergleichen“
Loran blickte etwas verlegen zur Seite, war jedoch sichtlich stolz über das Lob.
“Celiorn kann das bestätigen“ Nasuada deutete auf den andern Mann, der eindeutig dem alten Volk angehörte.
“Er gehört zu den besten Elfen-Magiern und kann mit Pfeil und Bogen so umgehen wie kein zweiter. Ich kann nur hoffen, ihr beherzigt meine Bitte und nehmt die zwei mit. Ich weiß, ihr schafft das auch so, aber vier sind besser als zwei und ich mache mir nunmal Sorgen.“
Nasuada warf mir einen verstohlenen Blick zu, der Arya nicht entging, denn sie blickte mir prüfend in die Augen, die Mundwinkel nachdenklich verzogen. Doch dann lächelte sie und nickte mir zu, bevor sie der Königin antwortete: “Wir sind geehrt, zwei solche Krieger mit auf diese Reise zu nehmen.“
Ich konnte sehen, wie Nasuadas Schultern nach unten sackten, und ein kleiner Seufzer der Erleichterung entschlüpfte leise ihren Lippen.
“Danke!Dann begann das Verabschieden. Arya sprach leise mit Nasuada und umarmte sie, bevor sie weiter zu Orik ging. Ich trat an Nasuada heran und lächelte sie schief an. “Wir werden Jörmundur zurückbringen, keine Sorge! Wie viel schlimmer als Galbatorix können diese Magier schon sein?!“, versuchte ich sie zu beruhigen. “Sag sowas nicht, das bringt Unglück!“ Besorgt zog sie die Augenbrauen zusammen, doch dann lächelte sie. “Ach, ich weiß ja, dass du Recht hast..“ “Wie üblich“, warf ich mit einem Augenzwinkern ein.
Dann umarmte ich sie, küsste sie ein letztes Mal auf die Wange und wandte mich ab.
Nachdem ich mich auch von König Orik verabschiedet hatte, stieg ich auf Dorns Rücken, mit Loran hinter mir, während Arya und Celiorn leichtfüßig auf Fírnens Rücken sprangen.Schließlich breiteten die Drachen ihre Flügel aus und erhoben sich mit einem eindrucksvollen Rauschen in die Lüfte. Die Gestalten im Schlosshof wurden immer kleiner, bis sie nicht mehr auszumachen waren.
Ich löste meinen Blick vom Boden und blickte nach vorn, gen Osten, wo langsam die rotglühende Sonne aufging und den Himmel und die in der Ferne liegende Hadarac-Wüste rosa färbte.Eine lange und anstrengende Reise, Kämpfe und eine geringe Erfolgschance lagen vor uns. Auf meinem Gesicht breitete sich ein Lächen aus. Ich war bereit.
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Dieser Teil hat lange auf sich warten lassen, tut mir leid!! Hatte ziemlich viel um die Ohren, da hätte ich beinah nicht mal gemerkt, dass ich 1k reads erreicht habe!
Ein riesengroßes Dankeschön! Das hätte ich nie erwartet, als ich damit angefangen habe.
Ihr seid die Besten! :)xx JustAGenius xx
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Hope Dies Last (Murtagh ff)
FantasyEin neues Zeitalter bricht an. Das Imperium ist besiegt. Die Drachenreiter kehren zurück. Nach Galbatorix' Tod in der letzten Schlacht in Urû'baen blicken die Völker Alagaësias mit freudiger Erwartung in die Zukunft. Eine Zukunft, in der Eragon und...