Theater stand an. Die Stunde vor der ich am meisten heute Angst hatte. Mein erstes Treffen mit Louis nach der Kuss Szene. Die unangenehme Situation von vorhin zählte nicht wirklich. Ehrlich gesagt verdrängte ich diese unangenehme Begegnung auf dem Gang. Alle hatten ihre Skripte noch rechtzeitig vor der Stunde bekommen. Ich saß ungeduldig im Klassenzimmer und wippte mit meinem Bein.
„Wieso so hibbelig Emma?“, hörte ich Eriks Stimme neben mir.
„Bin ich doch gar nicht.“, antwortete ich ganz neutral.
Kurz darauf trat Louis in den Raum ein und zeigte wie immer sein Zahnpasta Lächeln, das ihn anscheinend niemals im Stich ließ. Konnte er eigentlich auch mal schlecht gelaunt sein?
Oh man, der machte mir echt das Leben schwer mit seiner Präsenz.
„Hallo, ihr. Schön, dass wir uns heute wieder zusammen finden. Ich schätze ihr habt alle eure Skripte bekommen. Danke nochmal an Emma.“ Er lächelte mir kurz zu, während ich einfach stocksteif dasaß und das Gefühl hatte unter mir würde sich eine Schweißpfütze bilden, denn mir war auf einmal so schrecklich warm.
„Okay also der Plan für heute und die nächsten Stunden ist, wie folgt, dass wir das Vorsprechen abhalten werden. Die Rollen müssen immerhin verteilt werden. Je früher, desto besser, aber zunächst werde ich euch nochmal erzählen, worum es eigentlich in dem Stück Romeo und Julia geht. Ach ja, falls es euch interessiert, die andere Theatergruppe spielt auch ein Drama, nämlich die griechische Sage von Eurydike und Orpheus. Auch ganz nett. Habt ihr vorerst noch Fragen, sonst fange ich jetzt an euch die ganze Story die sich in Shakespeares Drama abspielt zu erzählen. Ich weiß, dass die Erklärung im Skript steht, aber kann ja nicht schaden es auch so mal zu hören und ich bin mir sicher wenige von euch haben es sich durchgelesen. Also noch Fragen?“ Niemand meldete sich. Nachdem er eine kurze Verschnaufpause eingelegt hatte, begann er zu erzählen.
„Zusammenfassend ist das Ganze so: Zwei junge Menschen verlieben sich ineinander, obwohl ihre Familien verfeindet sind. Romeo und Julia versuchen ihre Liebe geheim zu halten, alles spielt sich wohlgemerkt in der italienischen Stadt Verona ab. Sie lassen sich heimlich trauen. Romeo gerät in einen Kampf mit Julias Cousin, tötet ihn und wird deshalb aus der Stadt verbannt und flieht nach Mantua. Keine Ahnung wo das ist.“, er schmunzelte und fuhr dann fort. „Julia sollte eigentlich irgendeinen Kerl namens Paris heiraten und ist verzweifelt, weil sie nicht will und bittet den Pater, der sie und Romeo getraut hat, um Hilfe. Er gibt ihr einen Schlaftrunk, der sie für 42 Stunden in einen todesähnlichen Zustand bringt, so entkommt sie der Hochzeit. Ein Freund Romeos sieht wie Julia „tot“ im Familiengrab liegt und eilt zu Romeo, um ihm das zu berichten. Er geht zu ihrem Grab, trinkt einen Gifttrank und stirbt. In diesem Augenblick wacht Julia wieder auf, sieht wie Romeo tot ist, nimmt dann seinen Dolch und sticht sich aus Verzweiflung selbst ab. Die Familien erfahren später von der Liebesbeziehung, erkennen ihre Mitschuld und versöhnen sich über dem Grab der Kinder. Ende.“
Liebe konnte ja so tragisch sein. Hätte Romeo nicht sofort den Gifttrank genommen, wäre es vielleicht noch zu einem Happy End gekommen, aber das würde diesem Stück das Tragische wegnehmen. Dann wäre es auch nicht das epische Drama von Shakespeare sondern ein Schaupiel.
„So viel zur Story. Wir werden es natürlich nicht wie im Original nachspielen, sondern auch unsere eigenen bzw. eure Ideen einfließen lassen, aber nur wenn sie gut sind. Deshalb will ich, dass ihr euch jetzt in zehn Minuten darüber Gedanken macht, wie man das Stück ändern oder interessanter gestalten könnte. Macht euch Notizen und auf geht’s! Ich erwarte nur gute Ideen.“ Er setzte sich auf die Bühne und beobachtete uns. Ich begegnete seinen Augen. Schnell wand ich mich von ihm ab und starrte wie besessen auf mein leeres Blockblatt, welches vor mir lag. Ich brauche Ideen…hmm…angestrengt runzelte ich die Stirn. Ich lugte kurz zu den anderen hinüber, bemüht darum nicht Louis anzusehen. Eleanor Calder, Vorzeigeschülerin und Schülersprecherin schrieb eifrig. Ich könnte meinen Hintern darauf verwetten, dass sie die Rolle als Julia haben wollte und wenn Eleanor was will dann setzt sie alles daran, um es auch zu kriegen. Verstohlen warf sie kurz einen gierigen Blick auf Erik, der neben mir gedankenverloren auf seinem Kulli kaute und die Decke anstarrte. Aha, stand da etwa jemand auf Erik? In nächster Zeit werde ich mal darauf achten.
Ach Mist ich war ja total abgeschweift. Ich brauchte doch Ideen! Kurz daraufhin schrieb ich etwas auf mein Blockblatt.
„Okay, die Zeit ist um. Also lasst mich mal hören, was ihr euch aufgeschrieben habt.“
Natürlich meldete sich Eleanor als erste und stellte ihre vielen Ideen vor.
Louis nickte immer wieder und gab ab und zu ein „Hmm“ und „Find ich gut“ von sich. Wir diskutierten über ihre Ideen und dazwischen warf jemand anderes eine Idee ein. Alle außer mir. Ich saß bloß stumm da und beobachtete wie jeder versuchte seine Ideen durchzusetzen. Das könnte noch eine Weile dauern bis wir uns auf etwa einigen würden.
„Emma, was sind deine Ideen?“, fragte er mich plötzlich. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Nervös fuhr ich mir durch die Haare.
„Nun ja ich hatte mir überlegt man könnte das Ende anders gestalten. Julia stirbt, weil der Trank den sie ja eigentlich nur in einen todesähnlichen Zustand bringen soll, vom Pater mit einem giftigen Trank vertauscht wurde und Romeo stirbt aus Trauer an ihrem Grab.“
„Fantastische Idee!“ Überrascht schaute ich ihn an, sowie auch die Klasse, vor allem Eleanor durchbohrte mich mit einem wütenden Blick. „Und bevor er stirbt, küsst er sie noch ein letztes Mal!“, rief Erik rein. Ich sah im Augenwinkel wie sich sofort Eleanors Blick aufhellte. Sie erhoffte sich eventuell, dass Erik Romeo wird und sie Julia. „ Ja so werden wir es enden lassen. Das Ende fand ich schon immer komisch. Überarbeitet doch eure Ideen bis zur nächsten Stunde. Jetzt will ich nämlich das erste Vorsprechen abhalten lassen. Wir haben noch gut fünfzehn Minuten. Also wer mag?“ Er schaute jeden Einzelnen von uns der Reihe nach an. Komisch, dass Eleanor nicht sofort aufsprang. Schließlich meldete sich Erik. „Lass mich raten du willst für Romeo vorsprechen?“ Erik nickte eifrig. Louis gab ihm ein Zeichen auf die Bühne zu kommen.
„Und wo ist Julia?“ Louis suchte den Raum mit zugekniffenen Augen ab. Ich musste lächeln. Eleanor meldete sich immer noch nicht. Anscheinend waren meine Vermutungen doch falsch.
„Emma soll meine Julia sein.“, sagte Erik. Ich schaute ihn mit einem ‚WTF?! ‘ Blick an, während er mich mit einem Bad-Boy Grinsen anlächelte.
„Was ist wenn sie nicht deine Julia sein möchte, sondern ich?“, meldete sich Eleanor endlich. Als hätte sie genau auf diesen Moment gewartet, um einzuschreiten.
Höchst interessiert beobachtete Louis die Situation, so als würde er etwas analysieren.
„Na dann sprecht ihr beide vor. Gibt’s noch jemanden der für Romeo oder Julia vorsprechen möchte?“ Es meldete sich noch ein Junge, Ryan. „Gut dann kommt vor. Wer mehr überzeugt, kriegt die Rolle.“ Aber ich wollte doch gar nicht für Julia vorsprechen?! Ich wollte eigentlich nur einen sprechenden Baum spielen oder irgendeine unbedeutende Figur im Drama, doch nicht die Hauptperson?! „Worauf wartest du Emma? Ziehst du jetzt den Schwanz ein?“ Eleanors scharfe Worte brachten mich wieder zurück. Widerwillig stand ich auf und ging erhobenen Hauptes vorbei an Eleanor zu Erik auf die Bühne. Ich blickte ihm selbstsicher in die Augen. Innerlich sah es aber ganz anders aus. Ich beruhigte mich, indem ich mir einfach sagte: Es ist nur ein Vorsprechen. Mehr nicht. Ich werde sowieso zu schlecht spielen, um die Rolle zu bekommen. Und mit diesem Gedanken, nahm ich das Skript von Louis ab, welches er mir hinhielt und bereitete mich mental auf meine Blamage vor.
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Forbidden Love - a Fanfiction Love Story with One Direction
FanfictionIch bin eine ganz normale Schülerin und gehe in die Sixth Form. Meine besten Freunde Zayn, Niall und Britney begleiten mich natürlich auch auf meiner Schullaufbahn. Hört sich alles nach einem langweiligen Teenager Leben an. Ich dachte es würde ein g...