2 - Who's that Boy?

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Jamie P.O.V

Ich trug eine Box ins Haus und wollte gerade damit die Treppen hoch gehen, als ich Schritte vor mir hörte und eine Stimme sagte: „Nein, Jam. Lass mich das machen!“

„Lou, ich bin kein kleines Kind mehr!“, erwiderte ich, als er mir die Box vom Arm nahm.

„Aber du weißt, was der Arzt gesagt hat. Du sollst es langsam angehen. Dein Arm ist noch nicht ganz verheilt und das weißt du auch.“

„Aber, Lou“, quengelte ich.

„Kein Aber! Setz dich ins Wohnzimmer, ich bin in einer Sekunde da.“

Ich seufzte und lief ins Wohnzimmer. Die Möbel standen im ganzen Haus herum. Es war der richtige Raum, aber nicht der richtige Platz. Ich ließ mich gerade auf die Couch fallen, als ich Schritte hörte.

„Es ist wirklich unfair, dass du so sein darfst, wie zu zuvor“, beklagte ich mich.

Louis lächelte mit seinem angenehmen, kümmernden Lächeln und setzte sich neben mich. „Das tut mir Leid, Jam. Ich wünschte, es wäre dir nicht passiert. Wir müssen einfach auf den anderen achten. Bitte, du bist das einzige, was ich habe!“

„Ich hab dich lieb, Louis“, sagte ich und schlang meine Arme um ihn.

„Ich hab dich auch lieb, Jam“, er zog mich etwas enger zu sich.

Man kann sagen, dass wir uns für Geschwister wirklich nahe standen. Und das ist nicht so, weil wir Zwillinge sind. Es waren sechs harte Monate für uns. Wir hatten einen Autounfall gehabt, bei dem unsere Eltern gestorben waren. Louis war nicht so verletzt gewesen wie ich, aber er hatte für drei Monate im Koma gelegen. Nachdem er aufgewacht war, hatten wir eine Therapie begonnen, um die Muskeln unserer Arme und Beine wieder aufzubauen. Mein Arm war noch nicht ganz verheilt, wie Louis gesagt hat.

Wir beide waren die letzten der Familie. Die letzten Tomlinsons. Unsere Eltern waren die einzigen Kinder ihrer Eltern gewesen und unsere Großeltern waren bereits tot. Louis und ich waren zum Ende des letzten Schuljahres von South Yorkshire in Doncaster nach Holmes Chapel in Cheshire gezogen.

Einer unserer Gründe, warum wir weggezogen sind, war, dass wir hier eine wirklich gute Therapie bekommen konnten. Der andere Grund dafür war das Mobbing in der Schule gewesen. Louis war nämlich ganz offen schwul und hatte zudem noch eine Gebärmutter. Im Ernst!

„Wir sollten uns vielleicht fertigmachen. Wir müssen in einer Stunde zur Schule und ich habe nicht viel Lust, dort in einer Boxershorts aufzukreuzen. Und wir sollten duschen.“

Wir lachten und ich stimmte ihm zu. Ich wollte auch nicht in einem Tank Top und einer kurzen Schlafanzughose dort hingehen.

Ich duschte als erstes, weil ich mit dem Stylen meines Haares länger brauchte als Louis. Während ich duschte, brachte Louis unsere Koffer hoch, damit wir uns umziehen und Tee machen konnten.

Ich wählte meine dunkle Lieblings-Röhrenjeans, ein weißes Shirt, eine weiße Swetchjacke und die dunkelroten Converse zum Anziehen aus, und begann dann, meine Haare zu stylen.

Louis erschien gerade in meinem Zimmer, als ich mich fertig umgezogen hatte. Er humpelte etwas, weil ihm das Bein etwas wehtat. Er trug enge rote Jeans und ein weißes Tom-Shirt. Er hielt ein weißes Shirt mit blauen Streifen in seiner Hand, seine schwarzen Hosenträger hingen bis zu seinen Hosenbeinen. Er zog das Shirt an und die Träger an ihren richtigen Platz. Ich weiß nicht, warum ihn Hosenträger sexy aussehen ließen, aber das taten sie. Dann nahm er noch eine grüne Kapuzenjacke und lächelte mich an.

Wir liefen ins Badezimmer, um uns die Zähne zu putzen. Wir standen nebeneinander, als ich zugeben musste, dass wir uns verdammt ähnlich sahen. Wir hatten beide braune Haare mit diesem leichten Hauch an Karamell und Kupfer, das er liebte, unordentlich zu stylen. Wir hatten beide diese Grübchen an unseren Augen, wenn wir lächelten. Wir hatten dieselben Lippen, geschwungene Augenbrauen und lange Wimpern. Und wir hatten beide blaue Augen. Aber seine sahen eher wie klare Saphire aus, während meine der Farbe des Himmels an einem wolkenlosen Sommertag glichen.

Louis war immer ein Spaßvogel. Er liebte es, Leute zum Lachen zu bringen, und er wusste genau, was zu machen ist. Man konnte ihn einfach nicht nicht-lieben.

„Hast du unsere Erkennungsmarken gesehen?“, fragte er plötzlich. Ich nickte und zog sie aus meiner Tasche.

Seit ich mich erinnern kann, haben wir diese Erkennungsmarken. Ich weiß auch nicht, warum. Sie sind nichts spezielles, bloß schwarzes Metall, nicht eingraviert. Aber wir liebten sie beide, weil wir dadurch verbunden waren, egal, was auch passieren würde.

„Wirst du heute mit deinem Job in der Bäckerei anfangen?“, fragte ich ihn.

Wir hatten uns kleine Jobs suchen müssen, damit wir uns etwas kaufen konnten. Wir erbten zwar etwas von unseren Eltern und Großeltern – dabei war dieses Haus in Holmes Chapel – aber wir wollten unser Erbe nicht so schnell verbrauchen, also suchten wir uns Jobs. Und Louis hatte die Idee gehabt, nach einigen WG-Partnern zu suchen, sodass wir uns das Haus mit ihnen teilen konnten. Ich hatte einen Job in einer Boutique.

„Komm schon, Schwesterherz. Wir müssen los“, meinte Louis plötzlich.

Ich nickte und wir gingen nach draußen.

„Hast du die Schlüssel“, fragte ich ihn und er nickte.

Wir brauchten zehn Minuten, um die Schule zu finden. Ich merkte, wie Louis nervös wurde. Logisch. Der arme Jungs war in seiner alten Schule gemobbt worden.

„Es wird alles okay sein. Wir werden niemandem über das erzählen, bevor wir nicht sicher sind, dass es echte Freunde sind.“

Er nickte und legte mir einen Arm um die Schulter, als wir das Schulgebäude betraten. Er schaute auf den Aushang.

„Ich habe als erstes Sport“, gab er bekannt. „Ich habe die Krankenschreibung dabei. Was hast du als erstes?“

„Geschichte. Treffen wir uns später in der Kantine?“

Er nickte. „Okay. Hab einen schönen Tag, Jam. Ich hab dich ganz doll lieb!“ Er presste mir einen Kuss auf die Stirn.

„Du auch. Bis später, Brüderchen.“

Mit diesen Worten drehte ich mich um und rannte in jemanden hinein.

„Oh, sorry“, murmelte ich.

Der Junge vor mir war hübsch. Er hatte Eis-blaue Augen mit gelben Flecken um die Pupille und blondgefärbten Haaren. Er trug eine schwarze Jeans, schwarze Converse, ein schwarzes T-Shirt und ein Leder-Jackett. Er war vielleicht so etwas wie der Schul-Bad-Boy.

„Ist schon okay“, meinte er, und schneller als er aufgetaucht ist, war er auch schon wieder gegangen.

Ich schaute ihm hinterher und es blieb nur eine einzige Frage:

Wer ist dieser Junge?

Heartless Animal - Niall Horan (Übersetzung ins Deutsche)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt