Zurück zu den Wurzeln

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Es war mir egal wie spät es war und es war mir egal, dass ich nach diesem langen Tag aussah wie ein Obdachloser auf Vollzeit. Ich musste mit Jayme reden und ich musste zu mir stehen. Nur zögerlich machte er die Tür auf und es wirkte auch so als wolle er sich dahinter verstecken: "Natsumi... Ich dachte mir schon, dass du kommen würdest." Er trat beiseite und ließ mich herein: "Du weißt ja worum es geht." Ich hatte keine Lust lange um den heißen Brei zu reden, deshalb wartete ich auch gar nicht darauf, dass er mir Tee oder sonst was anbot. Nachdem wir in seinem Zimmer waren, scheute ich vor Nichts mehr: "Ich wusste nicht, dass du so für mich empfindest. Aber du weißt doch, dass ich nur Taichi will." Er schluckte und nickte schüchtern: "E-es tut mir wirklich so schrecklich Leid. Ich hätte dich nicht... Also ich weiß auch nicht, was mich da überkommen hat, ich dachte der Moment wäre günstig. Du warst ohne hin schon so aufgebracht und dein Freund war nicht da. Es war einfach dumm und es tut mir wirklich, wirklich leid..." Ich verstand nun genau, was ich jetzt fühlen sollte. Jayme war einer meiner wenigen Freunde hier und ohne ihn hätte ich so einiges im Studium nur schwer gemeistert. Ich wusste, dass er es ernst meinte und ich wusste, dass meine Entscheidung nun damit gefallen war: "Jayme, ich werde nach meinem Master zurück nach Japan ziehen. Für immer."

Er weitete seinen Augen und selbst jemand mit einer starken Sehschwäche hätte sehen können, dass diese sich mit Tränen füllten. Mein Blick festigte sich dennoch, da ich wollte, dass er fühlte wie sicher ich mir dabei war. Er holte tief Luft und sprach nur sehr stockend: "Du hast ja Recht damit, und ich glaube es würde für alle das Beste sein." Ich nahm seine Hand: "Wir werden immer Freunde sein, das versprech' ich dir."

Endlich war es soweit, das Wochenende mit Taichi. Es waren zwar gerade erst drei Wochen vergangen, dennoch schien er viel gesünder und ich freute mich, bald meinen alten Taichi wieder zu bekommen. Der Arzt meinte zwar, dass er mindestens noch 5 Wochen stationär in Behandlung bleiben und danach ein ganzes Jahr ambulant in Therapie gehen sollte, aber er hatte auch gesagt, dass er wahnsinnige Fortschritte machte und einen starken Willensgeist besaß. Nachdem wir also zu Hause angekommen waren, klebte er mir ständig am Rockzipfel. Aber das ganze störte mich nicht, ganz im Gegenteil, ich fühlte mich zum ersten Mal seit Wochen wieder geborgen und vollständig. Er küsste und umarmte mich so oft er mir über den Weg lief oder beispielsweise nur von der Küche zurück kam, weil der Salzstreuer noch nicht auf dem Tisch stand. Für ein gewöhnliches Paar wäre das wohl zu viel gewesen, aber es war fast so als wollten wir die verlorenen Zeit mit diesem Wochenende nachholen. Den Samstag verbrachten wir ausschließlich in der Wohnung. Taichi bestand darauf, da er ja solange nicht mehr dort gewesen war. Abends kamen wir dann auch zu dem, zu dem wir schon so lange nicht mehr gekommen waren. Zum heiß ersehnten Sex.

Taichi schien nicht aus der Übung gekommen zu sein und war noch immer charmant und sexy bei allem was er tat. Er küsste meinen Hals, meine Finger und all die Stellen auf die ich empfindlich reagierte. Er kannte meinen Körper weitaus besser als ich ihn selbst. Langsam legten wir unsere Kleidung ab und genossen das Vorspiel. Er berührte meine Brust und Gänsehaut über kam mich. Gleichzeitig schwitzte ich bei diesem Akt und ich bewegte jeden Muskel den er berührte. Er drückte meine Beine auseinander und küsste mein Becken. Seine rechte Hand streichte über meinen Oberschenkel und kam meinem besten Stück gefährlich nahe. Ich stöhnte und mein Atem wurde unregelmäßiger und schnell. Er glitt mit seinen Fingerspitzen über meine Haut und selbst diese zarten Berührungen waren wie elektrische Funken. Elegant drehte er mich auf den Bauch und begann mich vor zu bereiten. Dabei ging er mit einer Ruhe aber gleichzeitig so geschickt dahin, dass es wieder erregend war. Langsam drang er in mich ein und ich fühlte seine Wärme. Ich spürte die Geborgenheit, seine Liebe und das Unglaubliche, was kaum in Worte zu fassen war. Er gab mir ein Gefühl, das ich sonst nirgendwo bekam und von niemanden. Und wieder ein mal, war ich mir im klaren, das es nur Taichi für mich gab.

Wir schliefen in dieser Nacht mehr als nur einmal mit einander. Als wir jedoch an unsere Grenzen kamen, stand Taichi auf, küsste meine Stirn und verließ das Schlafzimmer, und ging seine Schlaftabletten einnehmen. Ich genoss der weilen wie mein Köper wieder abklang. Ich war so glücklich und ich realisierte auch nur schwach was denn heute alles passiert war. Auch wenn er nur über's Wochenende da war, fühlte ich mich vollkommen. Ich empfand den Moment als vollkommen. Und was noch schöner war: Heute Nacht würde ich zur Abwechslung mal nicht allein schlafen müssen. 

Taichi musste schon gegen sieben Uhr aufstehen, obwohl Samstag war, da er seine Antidepressiva immer zur selben Stunde ein nehmen musste, wie auch unter der Woche. Sein Klinik Tagesablauf war sehr durchwachsen. Jeden Tag unter der Woche war er verpflichtet immer früh auf zu stehen, die Therapie war schließlich keine Urlaubsreise, damit er auch wirklich über den Tag mit Glückshormonen versorgt war, sprich seinen Tabletten. Frühstück gab es immer zuvor und nach einer Stunde Pause begannen verschiedene Therapien, wie Ergo, Musik, Kunst, Sport oder solide Freizeitaktivitäten sowie Ausflüge, um den Zusammenhalt der Patienten zu stärken. In seiner Station gab es scheinbar sehr nette, wenn auch teilweise seltsame Persönlichkeiten. Dennoch hatte er bereits ein paar Ansprechpartner und das beruhigte mich.

Wir entschieden uns das Mittagessen in einem Restaurant zu uns zu nehmen und ich wählte eines etwas außerhalb der Stadt. Taichi war zwar drauf und dran gelerntes in der Gesellschaft anzuwenden, aber er war immer noch psychisch labil und ich wollte ihm nicht all zu viel zu muten. Was wenn er Studenten oder Arbeitskollegen sah? Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er das noch nicht verkraften würde. Er fragte zwar nicht nach warum ich so ein ländliches Lokal gewählt hatte, aber ich spürte, dass er mir herzlich dankbar war. Nachdem alles bestellt war, versuchte ich nun endlich ihm meine Entscheidung mitzuteilen: "Schatz, ich muss mit dir über was wichtiges reden." Verwirrt blickte er mich an und ich merkte, dass er trotz dieser Drogen aufnahmefähig war: "Ich wollte dir das eigentlich schon lange sagen, aber ich fand nie den richtigen Moment und dann ist das mit deiner Gesundheit passiert. Ich habe nach kommender Woche alle Prüfungen hinter mir und nach einem Monat erfahre ich dann ob ich absolviert habe oder nicht. Und nach diesem Monat möchte ich das sich etwas ändert in unserem Leben." Taichis Augenbrauen zogen sich zusammen: "Kommst du jetzt wieder mit der 'Du-arbeitest-zu-viel'-Nummer? Selbst nach diesem Monat bist du ja schließlich noch arbeitslos und-" "Ich möchte nach Japan zurück." Das ich ihn unterbrochen hatte, gefiel mir nicht. Normalerweise machte ich sowas nicht und ich empfand es selbst als unhöflich. Seine Mimik zeigte jedoch weder Wut noch Enttäuschung. Nein, er sah mehr verwundert aus und gab mir irgendwie das Gefühl weiter zu reden: "Meine Eltern haben mich damals an Weihnachten darum gebeten, da sie sich Sorgen um sich selbst machen und auf mich angewiesen sind. Ich habe mich bereits informiert und es gibt einige Stellenangebote für einen Lektor meiner Studiengänge. Und es gibt auch viele Schulen und Unis an denen du ich bewerben kannst. Wir können uns dann vielleicht nur eine kleine Wohnung leisten, aber du musst nicht mehr so viel arbeiten und wir wären wieder zu Hause. Du kannst deine Freunde dort wieder treffen und wir könnten nochmal neu anfangen. Wir können das hier hinter uns lassen." Er sah zu Boden: "Was meinst du mit 'das hier'?" Ich holte tief Luft: "Taichi,also weißt du... Jayme er,... Er hat mich geküsst." Ich wagte es nicht ihn anzusehen:" Ich wollte es dir noch nicht jetzt sagen und ich schwöre, ich wollte das auch nicht. Ich habe mit ihm bereits darüber geredet, dass ich nur dich will." Er räusperte sich und ich konnte nicht sagen, ob er es verstand oder nicht: "Also, soll ich nach der Therapie nicht nur mit meiner Krankheit abschließen, sondern mit meinem Job hier, unserer Wohnung, der Umgebung und Kultur und du versuchst diesen Jungen und seinen Kuss einfach nur zu vergessen indem wir wieder nach Japan zurückziehen?" Obwohl die Worte die er sprach alles andere als Begeisterung ausdrücken konnten, klang er nicht gereizt. Vorsichtig versuchte ich wieder Kontrolle in das Gespräch zu kriegen, da ich mir trotzdem sicher war, dass er meine Entscheidung und VORALLEN den Vorfall mit Jayme sicher nicht gut hieß: "So meinte ich das nicht, ich-" Taichi tat nun das, was ich eigentlich nicht gut fand. Er fiel mir ins Wort "Gut, ich bin einverstanden. Ich möchte auch zurück. Schon lange eigentlich."

Teacher's Boy 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt