7- Kapitel

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Ich trat in den Vorflur, indem sich die ganzen Omi's und Tanten tummelten und Luftküsse zu warfen.

Fragt mich nicht warum.

Die Luft wimmelte von diversen alten Perfümdüften, italienischer Verabschiedungen, dem Geschrei von Benny und Papas Aftershave Geruch. 

Langsam aber sicher leerte sich der Vorflur und die italienische Omahorde trat ihren Rücktritt an und stieg in die Autos die entlang der Straße geparkt waren.
Die ersten fuhren mit quietschenden Reifen davon und winkten mit Stofftaschentüchern aus den herunter gekurbelten Fenstern und riefen sich gegenseitig irgendetwas zu.

Hilfe.

Ich sag ja die sind gestört. 

"So Mäusschen!", baute sich mein Vater vor mir auf.
In dem einen Arm hielt er seine Reisetasche und mit dem anderen zog er eine Person zu sich.
"Das hier ist der Babysitter von dem ich gesprochen habe. Er wird zwei Wochen die Verantwortung über das Haus übernehmen und auf Benny aufpassen.
Darf ich vorstellen? Das ist meine Tochter Lynn, und das hier ist Jonas."

Mir stockte der Atem.

Jonas?!
Doch wohl nicht der Jonas den ICH meinte oder?!

Erst jetzt wandt ich meinen Blick von der Straße ab, um ihn auf Papa und den 'Babysitter' zu richten.

Schluck.

Doch.
Es IST der Jonas den ICH meinte.

Er grinste nur vor sich hin.
"Ja, wir sind uns schon einmal begegnet. Nicht war?", grinste er weiter und reichte mir die Hand.

"Äh, ja. Ja sind wir."

Jetzt ergab auch erst alles einen Sinn! Deshalb wollte er mit meinem Vater reden!
Und deshalb würde es ihm in Zukunft auch so schwer fallen, mir aus dem Weg zu gehen.

"Na dann, ist doch schön! Dann kennt ihr euch ja bereits!", lächelte Elena glücklich und drückte Jonas Benny in die Arme.

Omg.
Diese Arme.
So... so... WOW.

Lynn! Hör auf zu gaffen!

"Ich habe dir alles bereit gelegt was du brauchst. Wenn du irgendetwas brauchst, wende dich bitte an Lynn."
Elena nickte mir zu.
"Die Babynahrung und alles steht in der Speisekammer."

Jonas nickte und musterte den Eingangsbereich.

"Na dann Mäusschen, wir machen uns jetzt auch mal los." Verabschiedete sich mein Vater und drückte mich an sich und löste mich damit aus meiner Trance.

"Jap. Tschüss Daddy." Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und umarmte Elena.

"Ich ruf dich an sobald wir angekommen sind." Zwinkerte mein Vater mir zu.

"Dahaad!",
sagte ich genervt und rollte mit den Augen.
"Ich bin kein kleines Kind mehr!"
Damit schob ich ihn aus der Haustür und er eilte Elena hinter her, die schon den Motor gestartet hatte. Er packte die Reisetasche die er noch immer in seinem Arm hielt in den Kofferraum und stieg letztendlich auch ins Auto.
Sie fuhren los und ich winkte noch einmal bevor ich die Tür zu schob.

Jonas war in Bennys Kinderzimmer verschwunden. Aber eigentlich war mir egal was er machte. Hauptsache er lässt mich in Frieden.

Pah! Das ich nicht lache!

Zwei Sekunden später stand er vor mir und versperrte mir den Weg zum Treppenhaus.
Ohne Benny im Arm.

"1. Lass mich durch ich hab kein Bock auf deine kindische Art und 2. Wo ist Benny?"
Gab ich mürrisch und unbeeindruckt von mir.
Erwartend und mit gehobenen Augenbrauen schaute ich ihm ins Gesicht.
Ich konzentrierte mich darauf, nicht auf seinen Körper zu achten. Sonst würde ich schon wieder anfangen zu glotzen.

Er grinste nur amüsiert und gab triumphierend von sich:
"1. Benny ist in seinem Bettchen  und schläft seelenruhig vor sich hin. Und 2. hat dein Vater mir versprochen das du mich im Haus rumführen wirst, was ich mir natürlich nicht entgehen lassen möchte!", grinste er weiter.

Das kann doch jetzt nicht sein Ernst sein!

Ich stöhnte genervt auf.
"Na gut, aber unter einer Bedingung!", erneut rollte ich mit den Augen.

"Die wäre?"

"Du hältst die Klappe!", blaffte ich ihn an.

Da er nichts mehr zu sagen hatte, nahm ich an, die Sache sei damit geregelt.
Also startete ich meine Tour durch das Haus und ging
- dicht gefolgt von Jonas-
durch das Erdgeschoss und zeigte ihm die ganzen Räume. Anschließend liefen wir in den Keller und auch dort betrat ich kurz jeden Raum und sagte einen knappen Satz zu dem jeweiligen Raum.
Zum Schluss zeigte ich ihm noch mein Zimmer- wo ich ihn nicht habe reingucken lassen- und das Gästezimmer, wo er dann auch letztendlich erst einmal drin verweilte und vermutlich seine Sachen auspackte.

Ich ging in mein Zimmer zurück und schrieb in der WhatsApp Gruppe von meinen Mädels und mir, wie die Lage aussieht und das ich diese zwei Wochen nicht überstehen werde, ohne anhaltende Störungen.

Ich bekam nur wenig Mitleid da sich alle nur dafür interessierten, wie er aussah und nicht das ich womöglich bald versterben würde.

Mit der Zeit war ich die einzige die noch online war und ich hatte eindeutig keine Lust Einzelchat zu führen! Deshalb ging ich hoch und setzte mich aufs Sofa und schaute Fern.
In der Pause schob ich mir eine Pizza in den Ofen und überlegte kurz, ob ich so nett sein sollte und Jonas auch eine zu machen.
Den Gedanken verwarf ich schnell, da die Sendung weiter ging und die Pause zu Ende war.

So verging der Tag weiter, ich aß meine Pizza, hing am Handy und zog mir irgendwelche unnötigen Serien rein.
Allmählich fing es an draußen zu dämmern und das rot-orange am Himmel verfärbte sich zu einem Blau, welches immer dunkler wurde.

Irgendwann muss ich dann wohl auch eingeschlafen sein, ich merkte nur noch wie der Fernseher ausging und das Sofa neben mir nachgab.
Aber ich war zu müde um nochmal meine Augen auf zu machen.

Who are You? [wird überarbeitet] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt