25- Kapitel

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Ich wechselte von dem Seitenweg zu einem minder benutzten
Trampelpfad, was gar nicht so leicht war mit den Schuhen. Nachdem mein Absatz das erste mal im perfekt gepflegten Rasen versank, zog ich die Schuhe aus und ging barfuß weiter. Meine schmerzenden Füße auf dem feuchtkühlen Gras abzusetzen war so erholsam, das ich einen Moment auf der Stelle verweilte. Ich ging den Pfad weiter entlang und erreichte das Schilf, welches teilweise den See umgab. Gut 10 Minuten brauchte ich um an die andere Seite zu kommen. Mittlerweile war die Sonne fast komplett Untergang und der Mond spiegelte sich im Wasser.

Mit den halblangen Ärmeln meines Kleides tupfte ich mir die Tränen weg, die sich noch in meinen Augenwinkeln hielten. Durch die kühle Nachtluft wurde mein Kopf allmählich frei und die Kopfschmerzen die sich derweil angestaut hatten lösten sich wieder. Mit Zeige- und Mittelfinger massiert ich mir die Schläfen um nich sortieren zu können.

Ich hatte keine Wahl. Ich musste hier bleiben um allen vorzuspielen Jonas' Freundin zu sein.

Vielleicht sollte ich einfach mal versuchen es positiv zusehen.

Positiv. Haha.

Ich konnte hier bleiben und machen was ich wollte, wenn ich ein zwei mal am Tag mit Jonas Händchen halten würde. Nicht das schlimmste auf der Welt.

Ich blieb stehen und überlegte. Sofort machte ich auf dem Absatz kehrt und machte mich zurück zu dem Trampelpfad. Mit Jonas wollte ich jetzt zwar noch nicht wieder reden, aber amüsieren war doch drin oder? Ich reckte meinen Kopf vielleicht etwas zu sehr in den Nacken und stolzierte über die Grasfläche.

Hilfe.
Dir ist schon klar das dich niemand bei deinem Arrogant-Walk sehen kann?

Yep.

Aber das bin jetzt ich. Mein Freund ist arrogant, also bin ich es auch!

Bei dem Seitenweg angekommen 'schlüpfte' ich wieder in die Monsterhacken und stöckelte über den unter meinen Füßen knirschenden Kies. Bevor ich um die Ecke des Hauses bog, wo die ganzen Autos parkten und immer wieder neue Leute eintrafen, wuschelte ich mir noch einmal durch meine Locken und zupfte mein Kleid zurecht.

Ich strömte mit der Masse durch das Tor und steuerte direkt auf die Bar zu. Ich schrie dem Typ mit der Schürze irgendwas zu, woraufhin er anfing sämtliche Getränke in sein Cocktailding zu schütten.
Solls mir doch recht sein. Heute Abend hab ich eh nichts mehr vor. Ich ließ mich auf einen der freien Barocker fallen und schaute angeekelt zu dem Typ der neben mir saß. Er hing nur so halb auf dem Hocker und hatte geschätzte 16kg Silikon auf seinem Schoß sitzen. Er schien die Botoxaufgespritzte Barbiepuppe schon halb zu verschlingen. Ich war mehr als nur froh darüber das die Musik so laut gestellt wurde, das man deren Geschmatze nicht hören konnte.
"Das geht schon die ganze Zeit so." Beugte sich das Mädchen neben mir zu mir rüber. Ich sah sie nur mitleidig an und sie zuckte nur mit den Schultern. Der Cocktailtyp schob mir mein Getränk und ihr drei Schnappsgläser gefüllt mit einer durchsichtigen Flüssigkeit zu. Ich kniff die Augen zusammen und exte das Teufelszeug. Ich schüttelte den Kopf und knallte das Glas auf den Tisch. "Auch Probleme?", fragte das Mädchen wissend, warf ihre braunen Locken über ihre Schulter und exte das erste Schnappsglas. "Probleme? Das ist schon fast ein Zustand!"
Nicht nur fast. Eigentlich war es das ja. Sie zuckte nur mit den Schultern und starrte gelangweilt durch die Masse.

Sie trank ihre Gläser leer und bestellte uns beiden jeweils eins von meinem Teufelszeug. Nachdem wir erfolgreich 'angetrunken' waren- ok, wir waren stock besoffen- kamen wir langsam ins Gespräch. Sie hatte Probleme mit ihren Eltern und einem Typen. Aber sie schien das alles ziemlich locker zu nehmen. Sie hatte eine coole Art und ließ sich auch nichts anmerken. Als ich ihr meine Story erzählte, kicherte sie total beschwipst und klopfte mir auf die Schulter. "Hoffnungslos!", lachte sie. "Ich weiß." Lachte ich auch.

Warum lachten wir? Das waren ernsthafte Probleme und wir lachten einfach nur? Ok. Wir hatten eindeutig zu viel getrunken.

Nach einiger Zeit und weiteren Gläsern schlug ich Jane vor, mit hoch zu kommen. Wir taumelten Arm in Arm die Treppe hoch. Wir hicksten und kicherten über das sinnloseste Zeug überhaupt.

Gott muss das armselig ausgesehen haben. Ich zog sie an ihrer Hand zur zweiten Treppe und stürzte mit ihr in mein Zimmer. Lachend ließen wir uns auf mein Bett fallen. Wir redeten noch ein bisschen bis ich uns Sachen zum schlafen aus meinem Schrank holte. Wir zogen uns um und sprangen wie zwei kleine Mädchen in mein Kingsized-Bett, um von den ganzen Kissen und Decken verschlungen zu werden. Nach einer halben Stunde erst verstummte unser Kichern und wir schliefen wie die zwei kleinen Mädchen Arm in Arm ein.

Who are You? [wird überarbeitet] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt