2- Kapitel

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"Ok Jonas, dir würde es ja bestimmt nichts ausmachen mir zu helfen wenn du schon hier bist oder?", lächelte ich gefälscht und drückte ihm den Karton in die Arme. "Erste Tür rechts im Keller, Danke!", ich setzte nochmal mein engelhaftestes Lächeln auf und wuselte wieder zurück durch die Menschenmasse zum Umzugswagen. Ich nahm einen weiteren "LYNN"-Karton (diesmal einen viel leichteren denn ich habe beschlossen die schweren Kartons jemand anderem zu überlassen) und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer.

Unser Haus ist dank des Innenarchitekts bereits seit ein paar Tagen fertig gestrichen, gefliest und tapeziert, sodass wir heute und in den nächsten paar Tagen und Wochen in Ruhe unser ganzes Zeug und Gerümpel einräumen können. Mein Zimmer wollte ich schlicht halten, somit habe ich auch nicht viel Farbe in meinem Zimmer. An den Wänden wurde grau-weiß tapeziert. Sowie alle anderen Räume in unserem Haus ist es sehr geräumig und bietet sehr viel Platz für alles mögliche. Also ich würde sagen unser Haus ist etwas größer als der Durchschnitt. Außerdem haben wir einen Hobby/Sportraum und ein Gästezimmer, da diese Räume sonst keinen Nutzen gefunden hätten. Wir wohnen in einem ziemlichen ,Rentnerviertel''. Also in unserer Umgebung leben ausschließlich alte Leute, die mit ihrem Geld nichts besseres anzufangen wissen, als sich unnötig große Teichanlagen anlegen zu lassen und sich Hecken, Büsche und Rasen auf den Milimeter genau kunstvoll zuschneiden zu lassen. Da können wir definitiv nicht mithalten.

In meinem Zimmer angekommen fand ich einen Umzugskarton auf, der in dem großen Zimmer etwas verloren gegangen aussah und einen anscheinend 'schlafenden' Jonas auf meinem Bett.

"Steh auf Spasti oben warten noch Kartons auf dich.", ich rollte mit den Augen "...kindisch..."

"Was hast du gesagt??", kam es jetzt bissig und zugleich auch drohend von meinem Bett. Er setzte sich aufrecht auf die Kante meines Bettes und durchbohrte mich mit einem warnenden Blick.

"Kindisch." Wiederholte ich und stellte den Karton auf den der bereits in meinem Zimmer stand.

Majestät erhob sich und kam langsam auf mich zugeschritten und baute sich vor mir auf. Erst jetzt viel mir der Größenunterschied zwischen uns beiden auf. Ich bin wirklich nicht klein, aber dennoch war er fast einen Kopf größer als ich.

"Lynn, ich frage dich jetzt noch einmal. Wie hast du mich genannt!", quetschte er zwischen seinen zusammengepressten Zähnen hervor.

"Gott was soll die scheiße, kannst du keine Anmerkungen einstecken oder was", ich guckte ihn durchaus genervt an, da ich dieses Kleinkindtheater gerade überhaupt nicht nachvollziehen konnte oder gar wollte.

"Ich glaub du weißt nicht ganz wer ich bin-"

"Oh doch, du wirst der Typ sein, der mir meine schweren Umzugskartons geschleppt hat. Und glaub mir, ich werde dir diese großen Taten niemals vergessen!'', sagte ich schnell.

" Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich werde oben sicher schon vermisst", argumentierte ich, bevor ich mich auf dem Weg nach oben machte.

Ich schlängelte mich um die vereinzelten Leute herum die jetzt noch vor dem Haus standen und ging wieder zum Umzugswagen um einen weiteren Karton zu holen. Es waren nur noch wenige Menschen hier draußen, wahrscheinlich waren sie bereits alle drin und halfen dabei die restlichen Möbel aufzubauen oder um beim einräumen zu Hand zu gehen.

Ich zog einen Karton von der Ladefläche, welcher leider wieder einer der schwereren war. Ich taumelte, fing mich aber wieder. Nein, ich will auf gar keinen Fall das sich das von vorhin wiederholt!

"Na, nh Nummer zu schwer für dich?" grinste er frech. Und mit 'er' meine ich Majestät, welche sich auch wiese nach oben begeben hatte. Aber ich denke das versteht sich von selbst.

"Tzz", machte ich schnippisch, "sei lieber ein Gentleman und hilf mir!" flehte ich ihn jetzt schon fast an, da der Karton auf Dauer wirklich sehr schwer wurde.

"Was bekomm ich dafür?", grinste er.

"Nichts! Aber es wäre sehr sozial von dir!"

Kurz bevor der Karton sich zu Boden gesellte riss ihn mir Jonas aus der Hand. "Na dann will ich mal nicht so sein." zwinkerte er mir zu.

Ich schaute noch mal in den Umzugswagen, aber es befand sich kein Karton mehr darin, der mit "LYNN" gekennzeichnet war.
Also folgte ich den restlichen Leuten zurück ins Haus.

Ich trottete hinter Jonas her zurück in mein Zimmer. Dort ließ er sich auf mein Bett fallen und machte keine Anstalten sich in den nächsten zehn Jahren zu bewegen.

"Was machst du eigentlich hier?", versuchte ich die unangenehme Stille zu überbrücken.

"Du weißt nicht warum ich hier bin oder?", fragte er zurück.

"Hätte ich sonst gefragt?", genervt drehte ich mich um und begann den ersten Karton auszuräumen.

"Um beim Umzug zu helfen? So wie alle anderen hier?" Stellte ich meine Vermutung auf.
Ich kannte ihn zwar nicht aber das tut nichts zur Sache, denn ich kannte den Großteil der Leute hier nicht, da ich Elena's Familie nur sehr selten sah, da diese weiter weg wohnte. Deshalb hätte ich schwören können das er auch zu diesen Leuten zählte.

"Nein nicht ganz. Ich bin hier weil ich mit deinem Vater reden wollte."

Daraufhin setzte er sich wieder auf, drehte sich zur Tür und verschwand ohne irgendetwas zu sagen.

Was will er von meinem Vater?

Who are You? [wird überarbeitet] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt