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Mia P.o.V
Scheiße. Ich hatte tatsächlich eine Vier geschrieben. Mist.

Erstens hatte ich keine Ahnung, wie zue Hölle ich das meinen Eltern erklären sollte und zweitens passte das gerade so gar nicht in mein stressiges Leben. Ich könnte mir über meine eigene Dummheit selbst in den Arsch treten. Und dem selbstgefällig grinsendem Lehrer auch.

Wenigestens fehlten uns nur noch rund zweihundert Euro. Innerlich war ich glücklich darüber, äußerlich verbarg ich mein erleichtertes Inneres (aber ein fettes Grinsen konnte ich mir dann doch nicht verkneifen). Ich hatte wirklich alles verkauft, was zu verkaufen war.

Seine Schwester, hatte Julian am Vortag zu mir gesagt, hattee er noch nie so glücklich gesehen. Sie stolzierte mit einem Dauergrinsen und einem ständigem Dank im Mund herum. Sie sagte immer, sie würde das wieder gut machen. Aber das musste sie nicht.

Julian war wirklich sehr wichtig für mich. Wegen ihm hörte ich verdammte Liebeslieder und heulte dabei. Doch mein Ergeiz hatte mich weit gebracht. Deshalb strahlte ich trotz dem Vierer bis über beide Ohren.

,,Was?! Du hast eine Vier?!", schrie meine Mum mich an. Eingeschüchtert nickte ich und wollte hoch in mein Zimmer laufen. ,,Hausarrest für drei Wochen!", schrie sie mir noch hinterher, während ich in mein Zimmer flüchten wollte. Ich blieb stehen.

,,Nein, bitte nicht!", bettelte ich vom Treppenhaus herunter. Doch meine Eltern blieben hart. In meinem Zimmer war ich dann schon fast am Boden zerstört, rief Lina an und informierte sie über die Notsituation.

,,Das kriegen wir schon hin, Süße", versuchte sie mich aufzumuntern. ,,Wir haben nur noch zwei Tage! Zwei verdammte Tage!", schrie ich, ,,Und ihr habt alle schon euer ganzes Geld hergegeben!"

Traurig lehnte ich mich an die Fensterscheibe. Verdammte Scheiße, jammerte ich. Ach komm schon Mia! Du kriegst sonst auch immer alles grade!, meckerte mein Unterbewusstsein. Es hatte ja recht, aber wie...

Ein Gedanke schoss durch meinen Kopf. Ich könnte doch klau... NEIN! So weit waren wir schon, dachte ich und vergrub den Kopf in den Armen.

Nochmal durchforstete ich mein ganzes Zimmer, doch ich fand nicht das geringste, was nach Geld aussah. Verflucht.

Meine Laune wanderte immer mehr in Richtung Keller, ich hatte keine Lust mehr, doch motivierte mich mit Julians Grinsen vor den Augen, obwohl es nichts brachte.

Gerade als ich mich auf mein Bett fallen ließ, spürte ich einen Luftzug und drehte meinen Kopf nach rechts. Das offene Fenster! Ich lebte nur im zweiten Geschoss, das dürfte kein Problem sein. Ich haute mir mit der flachen Hand an die Stirn. Ich war so dumm! Wieso war ich da nicht gleich drauf gekommen?

Dann mal los, sagte ich mir, als ich auf mein Fensterbrett stieg, tief durchatmete und sprang. Diese Idee war die Schlechteste in meinem gesamten Leben. Schon beim Aufprall, als ich mich geschickt abrollen wollte, durchzog ein schrecklicher Schmerz meinen Knöchel. Mit einem leichten Fluchen wollte ich mich erheben, knickte doch sofort wieder weg. Scheiße, was musste ich auch so dumm sein.

Ich verschwendete keinen Gedanken an den Ärger, den ich womöglich gerade aufbaute. Und wie ich dann wieder reinkam, war mir auch ein Rätsel. Einen letzten Blick auf das weiße Gebäude, das ich schon lange behauste, und dann humpelte ich in Richtung Fahrrad, mit dem ich und Krankenhaus fuhr.

Julian machte immernoch einen sehr käsigen Ausdruck, sogar die Freude in seinen Augen über meine Besuche war verschwunden. Stattdessen gaben die blauen Exemplare nur Müdigkeit, Schmerz und Trostlosigkeit von sich.

Seine Schwester hockte neben ihm auf einem sesselartigem Gebilde und hielt seine Hand. Sein Blick jedoch haftete auf mir und saugte jeden meiner humpelnden Schritte und Bewegungen in sich auf. Er brachte gerade so ein schwaches ,,Hallo" heraus.

Ich machte mir ernsthaftige Sorgen um ihn. Als ich ihn so ansah, stiegen mir Tränen in die Augen. Wo war dieser Junge hin, der alles von der positiven Seite sah? Der sein verdammtes Leben feierte, obwohl er an einen Rollstuhl gefesselt war? Der, in den ich mich womöglich verliebt hatte und für den ich alles tun würde?

Hey, ja ich lebe noch. Ich hätte eine (nicht) fabelhafte Idee. Wie wäre es mit einer Lesenacht? Ich weiß, aber ich musste es äußern. Außerdem steht das Ende erst in vier bis fünf Kapiteln bevor. Noch eine Frage: Wohin fahrt ihr in den Urlaub? Ich fahre nach Catania, das liegt in Sizilien.
Liebe Grüße
Eure Annabella

Thøught - #wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt