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Ein Gerät, das neben seinem Bett geschoben wurde, gab Piepgeräusche von sich. Mein Blick streifte über seinen Körper - Moment... warum hatte er eine Beatmungsmaske auf? Eine Schwester drückte mich beiseite. Ich schluchzte. Plötzlich hörte das Piepen auf. Ich hörte den Arzt ,,Wir verlieren ihn!" schreien, aber es ging fast an mir vorbei. Alles worauf ich achten konnte, war das letzte Mal in sein Gesicht zu blicken, bis die Türen vor mir geschlossen wurden. ,,NEIN!", schrie ich und brach zusammen, tiefe Schluchzer von mir gebend. ,,Nein", sagte ich dieses Mal leiser, als ich Helena sah, die auch Rotz und Wasser heulte und auf mich zukam.

Mia P.o.V (fünfzehn Stunden zuvor)
Sie informierte mich über das Stockwerk, die Zimmernummer und die Abteilung, wofür ich jedoch sagen musste, dass ich nicht aus der Familie bin und mich als seine Freundin ausgab. Was du auch gerne wärst, hab ich recht?, behauptete meine innere Stimme. Halt die Klappe, gab ich zurück.

Ich hastete die Treppen hoch (der Aufzug dauerte mir zulange und außerdem war da so ein seltsam sabbernder Mann drin...) vor das Zimmer. Vor der Tür verweilte ich und hob meine Hand um anzuklopfen.

Plötzlich riss jemand die Tür mit aller Macht auf und im selben Augenblick durchzuckte ein brennender Schmerz meine Nase. ,,Autsch", machte ich und hielt mir mein Riechorgan.

,,Ups, Entschuldigung", hörte ich eine Stimme und öffnete zaghaft die Augen. Vor mir stand die zierliche Krankenschwester, die ich schon neulich bei Julian gesehen hatte. Grimmig mutmelte ich ein ,,Passt schon" und verschwand in der Tür.

Julian lächelte schwach, als er sah, wie schmerzverzehrt ich meine Nase hielt. Erleichtert stellte ich fest, dass kein Blut herausrann. Seine Schwester war nirgendswo zu sehen.

Warscheinlich holt sie sich einen Kaffee, mutmaste die Stimme. Meine Nase pochte und tat weh, als hätte jemand draufgeboxt (so gut wie), aber Julian schien darüber lachen zu können. Outch. Na danke, du Idiot.

Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, deshalb kam ich näher und ließ mich auf dem Stuhl nieder. ,,Hör zu... Julian", began ich und versuchte verzweifelt die richtigen Worte zu finden, ,, Du wirst diese Operation überleben, hast du verstanden?" Ich ging ins Drohen über.

Leicht grinste er und nickte dann schwach. ,,Gut", gab ich mich zufrieden. ,,Weißt du Julian", sagte ich und überwand mich in einer drei Sekunden-Pause, ,,Ich... Ich... l-liebe dich und will einfach nur das Beste für dich!"

Tränen traten in meine Augen. Jetzt war es raus. Selbst die Schmetterlinge im Bauch und das sonstige Glücksgefühl, das ich immer bei ihm hatte, stockte kurz um auf seine verdammte Antwort zu warten.

Er lächelte schwach, dann machte er seinen Mund auf und ich konnte schwache Worte entnehman. ,,Ich... liebe... dich auch", flüsterte er und ich nahm glücklich seine warme Hand. Dann beugte ich mich zögernd nach vorne und küsste seine Stirn.

Gerade als ich mich löste, flog die Tür auf. Helena stolzierte herein, balancierte ein Tablet auf ihrem linken Arm und hatte ein Buch im Rechten. ,,Oh Hallo Mia", grüßte sie mich kurz angebunden. Ich nickte ihr zu. Sie schien nicht zu schnallen, was gerade passiert war.

Plötzlich wurde ich feuerrot. Sie sah das aber nicht, weil sie das Zeug auf dem Tisch abstellte. ,,Mia?", fragte sie mich und schaute mir ins Gesicht , ,,Danke."

Linas Kreischen durch das Telefon hätte ich eigentlich erwarten müssen. Und Olis Stöhnen über ihre freudige Seekuhnachahmung auch. Sie flüsterte irgendetwas, dann fragte sie: ,,Seid ihr jetzt zusammen?"

Das hatte ich mich auch schon gefragt. ,,Keine Ahnung", murmelte ich und hängte beinahe ein ,,Schade" hinterher. Zusehr wollte ich mich jetzt auch nicht freuen, immerhin stand noch sein Leben auf dem Spiel.

Plötzlich klingelte mein Handy nochmal und unterbrach somit Linas Geschwafel. Unbekannte Nummer. ,,Warte ganz kurz ok?", fragte ich Lina, legte auf und nahm die andere Nummer an. ,,Hallo?", fragte ich in das Gerät. ,,Frau Dallas! Sie müssen sofort ins Krankenhaus kommen! Ihr Freund Julian musste vorzeitig in OP! Er ist bewusstlos geworden und sein Puls lässt nach. Frau Kremmer hat mich beauftragt, sie anzurufen", brüllte eine Stimme mir entgegen.

Entsetzt schlug ich mir die Hand vor den Mund. ,,Ich bin gleich da", sagte ich immernoch erschrocken. Ich vergas Linas Anruf und rannte, so schnell ich konnte ins Krankenhaus. Scheiße. Was hat Julian denn gemacht, dass er...?

Fragen strömten durch mein Inneres, doch ich ignorierte sie und lief einfach an der Frau vorbei Richtung OP-Säle. Dort hielt mich eine Schwester zurück. ,,Sie können da nicht rein", sagte sie, aber ich riss mich los, Tränen strömten mir in Bächen über meine Wangen, ich machte mir einfach riesige Sorgen und stolperte irgendwie in Richtung Julians vorgesehenem OP-Saal. ,,Lassen sie mich durch!", knurrte ich und bahnte mir einen Weg zu Julian vor. Eine Beatmungsmaske lag auf seinem Gesicht. Die Augen hatte er geschlossen, als würde er schlafen.

Ein Gerät, das neben seinem Bett geschoben wurde, gab Piepgeräusche von sich. Mein Blick streifte über seinen Körper - Moment... warum hatte er eine Beatmungsmaske auf? Eine Schwester drückte mich beiseite. Ich schluchzte. Plötzlich hörte das Piepen auf. Ich hörte den Arzt ,,Wir verlieren ihn!" schreien, aber es ging fast an mir vorbei. Alles worauf ich achten konnte, war das letzte Mal in sein Gesicht zu blicken, bis die Türen vor mir geschlossen wurden. ,,NEIN!", schrie ich und brach zusammen, tiefe Schluchzer von mir gebend. ,,Nein", sagte ich dieses Mal leiser, als ich Helena sah, die auch Rotz und Wasser heulte und auf mich zukam.

Liebe Grüße
Eure Annabella

Thøught - #wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt