James Potter - und andere Gefahren meines täglichen Lebens

~Zwei~

"Sicher, dass nirgendwo anders Platz ist?", frage ich vorsichtshalber nach. Auch wenn ich natürlich weiß, dass es vielleicht nicht besonders freundlich ist. Aber das ist mir ziemlich egal. Die Meinung, die sich die anderen über mich gebildet haben, ist sowieso am Arsch.

"Ähm. Ja?", antwortet Potter und scheint leicht verunsichert zu sein. Verständlich, schließlich hat ihn wahrscheinlich noch nie ein Mädchen so abgelehnt wie ich.

Ich überlege.
Was macht es schon aus, wenn die drei in meine Abteil sitzen? Wir werden uns ja wohl kaum unterhalten. Hoffe ich mal.

"Ok", meine ich also und drei Deppen in Zaubererform betreten das Abteil.

Ich hole mein Handy aus der Tasche und stecke meine Kopfhörer ein. Als ich gerade den Song auswählen will, werde ich jedoch von einem staunenden James unterbrochen.

"Was ist das?", fragt er entsetzt und deutet auf den flackernden Bildschirm.

War ja klar. Nicht mal mehr Musik hören durfte man. Ich verdrehe die Augen ziehe meine Kopfhörer wieder aus meinen Ohren.

"Ohh. Ich hab das mal bei meiner Mutter gesehen. Das ist ein Handy, glaube ich", meint Leo Hills, der anscheinend eine Muggelmutter hat.

"Ähm. Ja, das ist ein Handy. Genau genommen ein Smartphone", erkläre ich.

"Und was macht man damit?", fragt James. Hatte er in Muggelkunde nicht aufgepasst, oder was? Unglaublich, dass ich meine Freizeit jetzt damit verschwenden muss James Potter die Funktion von Smartphones zu erklären.

"Man kann telephonieren, man kann Musik hören, man kann sich YouTube-Videos anschauen, man kann...", fange ich an die Dinge aufzulisten, die man mit meinem Handy tun kann, doch ich werde schon wieder von einem verwirrten Potter unterbrochen.

"Moment mal. Was?"

"Wie, was?"

"Was soll das sein dieses tephelonieren?", fragt er und versteht offensichtlich nur Bahnhof.

Gott! Nur weil man die einzige an dieser Schule ist, die ein Smartphone besitzt, heißt das nicht, dass man einfach so kostenlos Muggelkunde-Unterricht gibt!

"Telephonieren!", verbessere ich ihn. "Das bedeutet, dass du durch dieses Gerät", ich wedele mit meinem I-Phone, "mit anderen Menschen reden kannst, obwohl sie ganz woanders sind."

Ich bin ziemlich stolz auf meine Erklärung. Unkomplizierter geht es echt nicht.

"Das heißt, man muss gar keine Briefe mehr schreiben?", fragt er.

"Nö. Geschieht alles: hiermit!"

"Genial! Kannst du das mal machen?", kommandiert er mich.

Er ist wieder der alte. Ich hatte mich schon gefragt warum er so nett war.

"Geht leider nicht."

"Warum nicht?"

"Wen sollte ich denn anrufen? Dich etwa? Da musst du dir erstmal selbst ein Smartphone zulegen!"

Ich stecke meine Kopfhörer in meine Ohren und drehe die Lautstärke auf. Ich will nicht schon wieder gestört werden.

Ich lehne mich an die Zugwand und starre aus dem Fenster. Die englische Landschaft zieht an mir vorbei. Die Felder, die Seen und Flüsse, vereinzelte Dörfer.

Während ich nach draußen schaue werden meine Augenlider immer schwerer und fallen schließlich zu.

***

Ich wache auf, weil mich irgendjemand an der Schulter rüttelt.

"Hey! Hallo! Wir sind da!"

Es ist die Stimme von James Potter. Wieso höre ich Potter?!
Hilfe!

Entsetzt reiße ich die Augen auf. Ich bin in einem Zug. Dem Hogwartsexpress.

"Wir sind da", wiederholt Potter wieder. Seine Hand liegt immer noch auf meiner Schulter.

Fluchtartig stehe ich auf und Potters Hand rutscht von mir ab.

"Danke", meine ich knapp und gehe an Leo Hills und Chuck Driver vorbei aus dem Wagon.

Ich steige aus dem Zug und atme dort genießerisch die kühle Waldluft ein. Es riecht nach Regen. Ich liebe den Geruch von Regen!

Ich stapfe den Weg zu den Kutschen alleine runter. Niemand achtet auf mich und so erreiche ich mein Ziel ohne Zwischenfälle.

Die Kutschen werden von fleischfressenden, dürren, schwarzen Pferden mit Flügeln gezogen, deren Namen ich nicht kenne.

Diese Wesen sind ziemlich faszinierend. Sie sind auf eine Weise schön und sanft, die selbst ich unheimlich finde.

Ich steige auf die Kutsche und hoffe, dass ich einfach so alleine nach Hogwarts gebracht werde, aber da habe ich mich geschnitten.

Die Kutsche will gerade losfahren, als sie ausgerechnet von Scorpius Malfoy und seiner Gang aufgehalten wird.

"Dürften wir auch noch mitkommen?", fragt er hochnäsig und steigt dann auf die Kutsche, gefolgt von Amanda Reynolds und Sascha und  Nick Goyle, zweieiige Zwillinge.

Ich starre ihn einfach nur an. Wenn es etwas gibt, das ich noch mehr hasse als Potter, dann ist es Malfoy.

Dieser Typ hält sich durchgehend für was Besseres und ist selbst so ein Feigling wie er noch nie existiert hat.

Außerdem ist er, genau wie sein Gefolge, Slytherin. Und Slytherins hassen vermeintliche Muggelstämmige wie mich.

"Sieh mal an, wer hier schon so ganz allein sitzt. Das Schlammblut", spottet er.

"Keine Ahnung, wer meine Eltern sind", antworte ich einfach und bereue es in der gleichen Sekunde. Das sind mehr Informationen als ich hätte geben sollen. Niemand weiß, dass nicht einmal ich weiß, wer meine Eltern sind - oder waren.

Doch anscheinend hat Malfoy meine Aussage gar nicht gehört. Oder ignoriert sie einfach gekonnt.

"Na, wo ist deine Geisterfreundin, bei der du dich ausheulen kannst?"

Dabei macht er Weingeräusche und gibt danach seine hässliche Lache zur Schau.

Ich ignoriere ihn und beobachte die geschmeidigen Bewegungen, die die Pferde machen.
Ich werde mich jetzt bestimmt nicht auf sein Niveau runterlassen und mich mit ihm streiten.
Das ist Potters Aufgabe! Malfoys Erzfeind ist nämlich Potter, obwohl dieser ein Jahr älter ist. Mit dem Gleichaltrigen Albus Potter konnte man sich nämlich nicht so gut streiten wie mit James. Außerdem sind er und Malfoy die Kapitäne der feindlichen Quidditchmannschaften Gryffindor und Slytherin.

Ich verstehe echt nicht, warum sich Malfoy dann trotzdem zusätzlich immer wieder an mir vergreift.
Vielleicht ist es befriedigender, weil ich mich nicht wirklich gegen ihn verteidige und er sich so als Gewinner fühlt.

Während Potter sich tatkräftig gegen ihn verteidigt lasse ich die Beschimpfungen einfach über mich ergehen und ignoriere den Drang Malfoy eine reinzuhauen.

Aber so komme ich auch gesund, wenn auch ein bisschen angepisst in Hogwarts an.

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Hey!

Im Moment geht's schnell, ich weiß, aber stellt euch am besten nicht drauf ein. Ich hab manchmal Phasen, da kann ich echt gar nichts mehr auf die Reihe bringen.

Das oben ist übrigens James! 💙💙💙
Manu Rios ❤️