10. Die alte Dame

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Heey. Da bin ich wieder. Und hier das neue Kapitel. Viel Spaß beim lesen. :)

Kapitel 10 Die alte Dame

Ich betrat die kleine Wohnung oberhalb des Rathauses. In dem Gemäuer wimmelte es von Spinnen und anderen Dingen, von denen ich lieber nichts wissen wollte. „Oskar!", rief die alte Frau, als sie durch den kleinen Flur lief. Ein alter Kater kam um die Ecke getrottet und sah mit trüben Augen zu seinem Frauchen hoch. „Wir haben Besuch, Oskar, siehst du? Ich habe es dir doch gesagt, habe ich's nicht? Nach so vielen Jahren. Und so jung, ja, ja." Unwohl sah ich mich um, es hingen alte Schwarz-weiß-Bilder an der Wand. Das eine zeigte eine junge Frau mit einem kleinen Kind. Hatte sie Familie? Und warum besuchte sie niemand? Ich sah etwas nach rechts, die meisten waren nicht mehr zu erkennen, aber ich konnte den Marktplatz ausmachen, auf dem wir vorhin standen. Früher waren erstaunlich viele Leute in dieser Stadt. In kleinen Lettern war 1945 geschrieben. Das war am Ende des zweiten Weltkrieges. Über diesem Bild hing eines mit einem stattlichen Mann. Ihr Sohn, oder ihr Mann? „Das war... ja, wann war das denn? Ich kann mich nicht erinnern..", sagte eine leise Stimme neben mir. Ich schreckte kurz auf. „Das ist mein Mann. Wir haben an diesem Tag geheiratet. Er fiel im Krieg." Traurig sah sie das Bild an. Ich konnte nicht sprechen. Sie konnte sich nicht einmal an ihren eigenen Hochzeitstag erinnern. „Und das," fuhr sie fort und zeigte auf eine Zeichnung. „das ist meine Mutter." Während sie sprach, sah ich kurz zu Damon, der gelangweilt an der Wand lehnte und auf seine Fingernägel sah. Was war mit ihm denn los? Er benahm sich wirklich unhöflich. Interessierte ihn das hier denn nicht mehr?

Die Dame wandte sich ab und lief langsam in ein anderes Zimmer. „Kommt meine Kinder.", rief sie und ich folgte ihr in das Wohnzimmer. Es sah aus, naja,... wie ein typisches Klischee. Vollgestopft mit Krimskrams, der im Laufe der Jahre eingestaubt war. Ich nahm ein kleines Figürchen aus Porzellan, das vermutlich eine Katze darstellen sollte und wischte mit meinem Ärmel den Staub weg. Es war wirklich eine tolle Arbeit. Ich stellte es wieder an den ursprünglichen Platz und nahm mir das nächste Objekt vor, das ich entstaubte. Es war ein kleiner silberner Ring, sicher ziemlich wertvoll. Ich polierte die Innenseite und versuchte die filigrane Schrift im Inneren zu entziffern. Dort war ein kleines Herz und ein Name. Linda. Ich sah zu der kleinen verschrumpelten Frau, die in der Küche stand und einen Tee machte. Hieß sie Linda? Ich würde nachfragen, dachte ich mir. Vielleicht war es ihr Ehering und sie suchte ihn schon lange. Ich drehte den kleinen Ring und entdeckte eine Zahlenfolge. 23.5. 1933. Ihr Mann und sie hatten ja wirklich keine lange Zeit zusammen gehabt. 1933 hatte Hitler die Macht ergriffen und fing den einige Jahre später den 2. Weltkrieg an. Ich war nicht gerade gut in Geschichte, ich glaube es war 1939. Das hieß, dass ihnen nur 6 Jahre vergönnt war. Ich schüttelte den Kopf und seufzte. Hoffentlich waren sie wenigstens glücklich gewesen.

Linda, ich war mir nun sicher dass sie so hieß, kam mit einem kleinen Tablett herein und bat uns, uns auf die Couch zu setzen. Sie stellte vor jeden eine zierliche Tasse, auf denen kleine Blumen drauf waren und schenkte einen bräunlichen Tee ein. Sie setzte sich vor uns und sah uns schweigend an, während wir am Tee nippten. „ Er ist sehr gut. Vielen Dank.", sagte ich höflich. Linda verzog ihren Mund zu einem Lächeln und griff nun auch zu ihrem Tee. „23.5.1933", sagte ich langsam. Noch bevor die Frau von ihrem Tee getrunken hatte, stellte sie ihre Tasse wieder ab. Ich hatte Angst etwas Falsches gesagt zu haben, bis die Frau mir antwortete, „Ja. Ja, das war es wonach ich suchte. Woher..?", fragte sie. Ich gab ihr schnell den Ring, den sie nun in der Handfläche drehte. „So lang ist's her.", murmelte sie.

„Nun, ich will sie wirklich nicht drängen, aber wir sind eigentlich hier um Informationen über eine Frau namens Dafne herauszufinden.", sagte Damon. Ich sah ihn warnend an. Wieso war er nun so unhöflich, ich glaubte es nicht. Die alte Dame sah von ihrem Ehering, den sie auf ihren dünnen Ringfinger gesteckt hatte, auf. „Dafne. Sie war die Mutter meiner besten Freundin.", meinte sie kurz angebunden. „Möchtet ihr noch Tee?", sie hob die Kanne hoch. „Ja, gerne.", schnell hielt ich ihr die Tasse hin. „Wissen sie, ob ihre Freundin noch lebt? Oder Kinder hatte?", fragte Damon ungemütlich. Ich verstand es ja. Er wollte so schnell von diesem Ort weider weg.

„Oja, Kinder hatte sie. Prächtige Kinder waren das. Er ist zurückgekommen, wisst ihr? Er schon.", sie nippte an ihrem Tee „und ich bin auf ewig die alte Witwe geblieben." Damon merkte, dass das, was die Frau erzählte, ihr zu Herzen ging und redete nun um einiges sanfter. „Also wir," er zeigte zu mir und dann auf sich selbst „wie müssen ihre Freundin oder eins ihrer Kinder finden. Das ist unheimlich wichtig." Die graue Dame sah ihn schweigend an. Sie sagte nicht ein Wort. Ich konnte eine alte Uhr am Kaminsims ticken hören.

Nach ungefähr einer Minute fing sie wieder an zu sprechen: „New York. Sie sind allesamt nach New York gezogen." Ich sah sie mitleidig an. Sie hatte wirklich Pech in ihrem Leben gehabt. „Vielen Dank. Das ist wirklich nett von ihnen." Die Frau stand auf und brachte die Teekanne und die Gläser in die Küche. Für mich war das ein Signal zu gehen. Ich erhob mich schwerfällig von der Couch und fragte ob ich noch etwas helfen könne. Sie verneinte und begleitete uns noch zur Tür. Ich traute mich gar nicht zu verabschieden so Leid tat sie mir. Um ihre krummen Beine strich der alte Kater Oskar und miaute kläglich. Ich winkte noch, nachdem Damon und ich in den Audi gestiegen sind, und hörte erst auf, als ich sie aus den Augen verlor. Im Auto herrschte bedrückte Stimmung. Niemand traute sich etwas zu sagen.

Aus dem Radio drang leise irgendeine Melodie von James Blunt. Ich nahm kaum wahr. Ich wollte irgendetwas sagen. Irgendetwas.

„New York, also.", whisperte ich. Ich wusste das er mich hörte. „Ich bin schon oft dagewesen. Die Hexen aus New York sind ein zickiges Volk, aber mir können sie nie widerstehen.", sagte Damon mit einem Grinsen im Gesicht. Na also, da war wieder der alte Damon.

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