„Wow..." hauche ich. In meinem Kopf dreht sich alles. Tausend Fragen tauchen auf. Sind Tom und ich nun also zusammen? Möchte ich das denn? Bin ich auch in ihn verliebt? Was ist, wenn er mich nur verarscht? Meine Gedanken werden durch seine Stimme unterbrochen. „Marie? Alles gut bei dir?", fragt er. „Äh ja, bin nur grad bisschen durch den Wind", ist meine Antwort. Sein Blick wird sanft, er zieht mich sanft auf sein Bett. „Stimmt denn etwas nicht? War es dir unangenehm? Dann können wir es natürlich auch lassen", sagt er ruhig. Ich schüttle nur den Kopf, woraufhin er seinen Arm um mich legt. Es tut so gut, begehrt zu werden und körperliche Nähe zu spüren, denn das habe ich schon lang nicht mehr, außer den Umarmungen meiner Mutter. Tom ist so lieb zu mir. Aber er weiß noch immer nicht viel über mich, jedes Mal, wenn wir über privatere Themen sprechen, blocke ich bald ab. Ich weiß, dass es ihn frustriert, immer auf Armlänge gehalten zu werden, aber ich habe leider einige schlechte Erfahrungen gemacht mit Menschen. Ich habe gerade erst jemanden gefunden, der mich mag, deshalb möchte ich das nicht zerstören, indem ich ihm meine Lebensgeschichte offenbare. Eine der Fragen, die mir vorhin durch den Kopf geschwirrt sind, wage ich, laut auszusprechen: „Also sind wir jetzt ein Pärchen?". Toms Wangen röten sich leicht, und als er mir die Antwort gibt, schaut er aus wie ein kleiner, schüchterner Junge. Irgendwie süß. „Also, wenn du das möchtest... dann gerne." Möchte ich das denn? Bevor eine zu lange Stille entsteht, nicke ich einfach. Zärtlich zieht er mich nah an sich, und wir küssen uns wieder. Diesmal wird sein Kuss etwas fordernder, intensiver. Ich löse mich. Das geht mir zu schnell. Anscheinend hat Tom es verstanden, und wir legen uns einfach auf das Bett und kuscheln für die nächsten paar Stunden, während wir Musik hören. Schließlich ist es Zeit, nachhause zu gehen. Er gibt mir einen kurzen Kuss auf die Wange, bevor ich in den Bus steige. Ich habe aus meinem Vorfall vor einigen Wochen gelernt, und passe auf, wo ich aussteige. Als ich schließlich zuhause ankomme, merkt meine Mutter sofort, dass ich aufgewühlt bin. „Was ist denn los, mein Schatz?", fragt sie mich behutsam. Sie weiß, dass ich sehr empfindlich bin, und nimmt darauf Rücksicht. Das schätze ich sehr. Ich erzähle ihr in knappen Sätzen, dass ich wohl jetzt einen Freund habe. Sie freut sich. Nach einem kurzen Gespräch über Tom, und dass ich ihn unbedingt mal mitbringen und ihr vorstellen muss, nehme ich ein heißes Bad und kuschle mich danach ins Bett. Bald schlafe ich ein, doch meine Träume sind sehr wirr, ich wache mehrmals auf. In einem dieser Träume küsse ich Frau Mandl. Schweißgebadet wache ich auf. Noch nicht einmal einen Tag mit Tom zusammen und schon träume ich davon, jemand anderen zu küssen? Was ist denn mit mir falsch?
Als ich am nächsten Morgen in die Schule komme, wartet Tom schon vor dem Haupteingang auf mich. Ich gehe schüchtern auf ihn zu und umarme ihn, doch er legt seine Lippen sanft auf meine. Wir werden jedoch von einer ziemlich genervten Stimme unterbrochen. „Könntet ihr bitte nicht auf dem Schulgebäude eure Liebesbeziehung zur Schau stellen? Außerdem steht ihr direkt vor der Eingangstür und ich möchte hinein.". Ich löse meine Lippen von seinen und erblicke Frau Mandl. Zeitgleich spüre ich, wie Blut in meine Wangen schießt, ich muss ausschauen, wie eine rote Verkehrsampel. Mir ist diese Situation so unangenehm. Ihr Blick ist alles andere als freundlich, ihre Augen funkeln und sie sucht Augenkontakt mit mir. Bevor Tom oder ich etwas erwidern können, drängt sie sich durch und verschwindet im Inneren des Schulgebäudes. „Was ist denn mit der los? Andere Pärchen können sich im Klassenzimmer in der Pause quasi auffressen, aber wenn wir uns küssen, rastet sie aus?", spricht mein Freund meine Gedanken aus. „Keine Ahnung, was sie hat.", gebe ich nur zurück, nehme seine Hand und ziehe ihn ins Gebäude hinein. Im Klassenzimmer angekommen, bemerke ich, dass wir ja jetzt Frau Mandl haben. Super gelaufen. In der Stunde beachtet sie mich kein bisschen, auch wenn ich meine Hand hebe, ignoriert sie mich einfach. Tom jedoch nicht. Was soll das? Ihr Verhalten frustriert mich ziemlich, jedoch behalte ich den Frust für mich, denn Tom erwähnt den Vorfall mit keinem Wort mehr.
Auch in den folgenden Tagen bestraft sie mich durch ignorieren. Die Beziehung zu Tom läuft gut, jedoch lasse ich es nie zu längeren und intensiveren Küssen komme. Dabei fühle ich mich einfach nicht wohl... er akzeptiert es, aber glücklich ist er damit nicht, das merke ich.
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Im Chaos der Gefühle
RomanceMarie ist in der 11. Klasse und wechselt an eine Schule, an der sie noch niemanden kennt. Bald schon ist sie hin- und hergerissen zwischen ihrem gut aussehenden Mitschüler Tom und der Anziehung zu ihrer Lehrerin, die sie selbst nicht ganz verstehen...