Ich ziehe mich wieder an, sie folgt meinem Beispiel. Es klingelt an der Tür. Panik ergreift mich, ich dürfte hier gar nicht sein. Sie erkennt meine Gefühle wohl an meinem Blick und deutet mir, dass ich die Stiege hinaufgehen soll. Schnell eile ich hinauf. Oben bleibe ich stehen und lausche. „Hi.", höre ich eine kühl klingende Frauenstimme von unten. „Hey.", antwortet Merja. Auch sie klingt nicht sonderlich begeistert. „Was willst du denn hier?", fragt sie weiter. „Ich möchte nochmal reden." „Worüber? Wir haben alles geklärt.", Merja klingt ziemlich ungeduldig. So kenne ich sie gar nicht. Im Unterricht ist sie meist die Ruhe in Person. „Können wir uns kurz hinsetzen?", gibt die andere Person, ich vermute ihre Ex-Freundin, zurück. „Nein.", gibt Merja zurück und knallt die Tür zu. Wow. „Was ist mit dir denn los? Spinnst du?", kann man die Frauenstimme durch die Tür kreischen hören. Seufzend lasse ich mich auf der obersten Stufe nieder. Ob das vorhin eine gute Idee war? Plötzlich möchte ich einfach nur noch weg. Ich habe einen Freund, sie ist meine Lehrerin, hatte außerdem erst vor kurzem eine Beziehung. Es steht so viel im Weg und außerdem kenne ich sie noch gar nicht so gut. Ich springe auf, spurte die Treppe hinunter, schnappe mir meine Sachen, und will gehen, da hält mich Merja auf. „Was ist denn los?", fragt sie, sichtlich besorgt. „Ich - ... muss weg.", stammle ich. Mir ist alles ein bisschen zu viel. Ich reiße die Tür auf, haste hinaus, schmeiße sie zu, und das letzte was ich sehe, ist ihr sehr verwirrter Gesichtsausdruck.
Ich renne, wie als würde der Teufel hinter mir her sein, zur Bushaltestelle. Ich weiß ja, wo die Haltstelle ist, nachdem ich einmal versehentlich bei ihr gelandet bin. Während ich auf den Bus warte, checke ich mein Handy. Eine Nachricht von Tom leuchtet auf: „Hey Schatz, magst du heute Abend vorbeikommen, Filme schauen und so?", erscheint auf meinem Bildschirm. Nachdem ich mich jetzt schon schuldig fühle, gerade vorhin knutschend mit meiner Lehrerin auf dem Sofa gesessen zu sein, sage ich zu. Lust habe ich nicht wirklich, aber das schulde ich ihm.
Als ich abends bei ihm ankomme, meine Handtasche in der Hand, denn ich schlafe bei ihm, ist es schon dunkel. Er öffnet mir die Tür und küsst mich sanft. „Wir sind heute allein daheim, meine Eltern kommen erst morgen Abend wieder.", grinst er. Ich lächle schüchtern zurück. Wir machen uns Popcorn in der Mikrowelle und kuscheln uns schließlich in sein Bett. Es tut gut, in seinen starken Armen zu liegen und seinen Geruch zu riechen. Es hat was Vertrautes. Nach zirka der Hälfte des Films, stellt er die leere Popcorn-Schüssel auf den Boden und beginnt, mich zu küssen. Ich fühle mich noch immer schuldig, also steige ich drauf ein, obwohl ich gar nicht das Bedürfnis danach habe. Seine Küsse werden immer fordernder und ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Obwohl wir jetzt schon eine Zeit lang zusammen sind, sind wir nie weiter als Küssen gegangen – weil ich es nicht zugelassen habe. Er hat es widerwillig akzeptiert. Es wäre mein erstes Mal, seines auch. Er zieht mich während des Küssens aus, bis ich schließlich in Unterwäsche vor ihm liege. Auch er trägt nur mehr seine Boxershorts. Ich habe ihn sehr gern, das weiß ich. Seine Nähe tut mir gut, ich kann mit ihm lachen und über vieles reden. Aber irgendwie lasse ich ihn nicht an mich ran. Er weiß nicht sehr viele persönliche Dinge über mich und auch das mit dem Ausziehen ist so eine Sache, die ich ihm heute das erste Mal erlaubt habe. Lustigerweise hatte ich überhaupt kein Problem damit, Merja mein Shirt ausziehen zu lassen. Bei ihr bin ich generell viel lockerer und entspannter... vielleicht liegt es daran, dass sie auch weiblich ist. Sind die ganzen Geschehnisse wirklich erst wenige Stunden her? Mir kommt es irgendwie nicht so vor. Es wirkt so unwirklich, jetzt, wo ich mit Tom im Bett sitze.
Er hört kurz auf mich zu küssen und sieht mich fragend an. Ich weiß, was er will, klar. Die Situation wäre günstig, seine Eltern sind nicht zuhause.
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Im Chaos der Gefühle
RomanceMarie ist in der 11. Klasse und wechselt an eine Schule, an der sie noch niemanden kennt. Bald schon ist sie hin- und hergerissen zwischen ihrem gut aussehenden Mitschüler Tom und der Anziehung zu ihrer Lehrerin, die sie selbst nicht ganz verstehen...