Teil10

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Wir müssen beschäftigt wirken. Schnell ziehe ich einen Stift aus meiner Tasche und irgendein Blatt Papier. Als die Tür aufgeht, kritzle ich etwas auf meinen Zettel, Merja steht vor mir. Es ist zum Glück nur die Putzfrau der Schule, welche den Raum säubern will. Wir verlassen fast fluchtartig den Raum, wir beide sind noch zu erschrocken über die Erlebnisse der letzten Minuten, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Am Gang packt Merja meinen Arm. „Was machen wir nun?", fragt sie mich, in ihren Augen ein Funken von Panik. Ich weiß nicht, ob sie meint, was wir jetzt machen, anstatt am Gang rumzustehen, oder ob sie unser Verhältnis zueinander meint. Wie auch immer, ich antworte mit „Ich weiß es nicht...". „Kannst du noch zu mir mitkommen?", fragt sie mich. Ihre Stimme klingt hoffnungsvoll. Meine Gedanken überschlagen sich immer noch, ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Also reagiere ich so, wie mein Herz es will, ohne den Verstand zu benützen. „Ja.". Wir gehen zu ihrem Auto, jedoch mit Abstand, damit niemand mitbekommt, dass ich mit ihr mitfahre. An meine Mutter schreibe ich eine kurze SMS, dass ich nach der Schule zu einer Freundin mitgegangen bin, um ein Projekt fertigzustellen. Freundin. Ja genau, hahaha. Auch im Auto liegt diese Spannung, welche uns fast zum erneuten Küssen verleitet, in der Luft. Aber wir beherrschen uns, zu groß ist die Gefahr gesehen zu werden. Die Fahrt scheint ewig zu dauern, keine von uns sagt etwas. Nur leise läuft im Hintergrund ihr Autoradio. Als wir schließlich ihr Haus betreten, können wir uns nicht länger zusammenreißen, und fangen wieder an, uns zu heftig zu küssen. Irgendwo im Hinterkopf ist der Gedanke, dass diese Frau meine Lehrerin ist, ich einen Freund habe, und es generell sehr verboten ist, was ich gerade mache. Doch ich schiebe den Gedanken einfach weg. Wir landen auf der Couch, wo wir schließlich aufhören, uns zu küssen, stattdessen betrachten wir uns stumm. In meinem Bauch sind gefühlt 1000 Schmetterlinge. Wieso habe ich nicht früher bemerkt, dass ich sie interessant finde? Doch das ist jetzt egal. Ich lehne meinen Kopf an ihre Schulter. Sie riecht gut. So eine Mischung aus Vanille und etwas Undefinierbarem.

„Wie geht es jetzt weiter?", fragt sie erneut. Ich weiß es nicht. Deshalb zucke ich einfach mit den Schultern und schaue hinunter. „Ich bin mit Tom zusammen...", fange ich an. „Ich weiß.", erwidert sie. „Ich habe keine Ahnung... es ist alles so viel und verwirrend gerade, weißt du? Das kam alles so unerwartet und es fühlt sich so anders an als mit Tom...", gebe ich zu. „Anders heißt nicht unbedingt schlecht.". Ich blicke auf. Sie lächelt. „Aber es muss ein Geheimnis bleiben", setzt sie fort. „Andernfalls bin ich meinen Job los.". Shit. Stimmt. Als ich nichts darauf sage, sagt Merja: „Schauen wir einfach, wie es sich entwickelt, okay?". Ich nicke und sie zieht mich wieder an sich, woraufhin wir in einem Kuss versinken. Sie hat definitiv mehr Erfahrung als Tom, das merkt man. Sie zieht mich auf ihren Schoß und zieht mir das Shirt aus. Na, die geht aber ran. Ich lasse es aber geschehen, ich möchte es gar nicht anders. Ich will diesen Moment nie enden lassen. Auch ich ziehe ihr den Pulli aus, und schaue, wie sie reagiert. Ihr gefällt es offenbar, denn sie zieht sich plötzlich auch den BH aus. Ich betrachte sie kurz, dann küssen wir uns wieder und ich berühre ihren Oberkörper. Auf einmal schießt mir durch den Kopf, dass ich gerade meine Lehrerin halb nackt gesehen habe und kann nicht anders, als zu kichern zu beginnen. „Was ist los?", fragt diese leicht misstrauisch. Ich lache noch immer... „mir kam nur der Gedanke, wie komisch es ist, dass ich gerade auf dem Schoß meiner Lehrerin sitze und sie ausziehe.", grinse ich. Sie stupst mich spaßhalber ein bisschen an, „Hey!", muss aber auch lächeln. Die Atmosphäre ist allerdings dahin, stattdessen lächeln wir uns an.


Im Chaos der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt