Geweckt wurde ich durch zwei Hände, welche mich umschlangen um mich in mein Bett legten. "Mäuschen, was denkst du dir dabei einfach draußen im Regen zu schlafen? Du weißt, wie schnell wir in unserer Familie eine Lungenentzündung bekommen, oder?", schimpfte mich meine Mutter in einem sanften, aber bestimmten Ton. Schwach nickte ich nur. "Was ist den aus meinem kleinen, lebensfrohen Mädchen geworden?", fragte meine Mutter eher sich selbst, als mich. Aber dieser Satz bohrte ein Loch in mein Herz, da es stimmte. Früher war mir Familie und Freunde das Wichtigste. Ist es noch immer, aber irgendwie tat ich allen weh und ich machte alles falsch. Damals war alles so schön gewesen und als Kind ist man so unbeschwert. Ohne es zu wollen, bildete sich ein Kloß in meinem Hals und Tränen bedeckten meine Netzhaut. "Das war doch nicht böse gemeint, Cassandra. Aber ich denke wir sollten mal mindestens eine Woche einfach wegfahren und wieder zu unserer alten Verfassung zurückkommen. Was hälst du davon?", fragte meine Mutter und hatte sich zu mir ins Bett gekuschelt, wie früher wenn ich durch die schlimmen Albträume nicht mehr schlafen konnte. Nun hatte es meine Mutter endgültig geschafft, dass alle Gefühle aus mir herausströmten. Die Tränen rollten und rollten über mein Gesicht und hörten gar nicht mehr auf. Ich hatte solche Schuldgefühle gegenüber meiner Mutter. In letzter Zeit habe ich sie sehr vernachlässigt. Die ganze Sache mit Tristan und Brad letztes Jahr und dieses Jahr die Sache mit Brad und James und Sierra und noch mein Karrierewunsch.
"Gefällt dir die Idee nicht?", flüsterte meine Mutter und umarmte mich fester. Sie klang abgekämpft und enttäuscht. "Nein! Die Idee ist wunderbar. Könnten wir morgen schon fahren? Ich will einfach hier weg um nachdenken zu können", platzte es aus mir wie Süßigkeiten aus einer Pinata. "Natürlich. Meine Freundin hat ein wunderschönes WellnessHotel, die hat sicher kurzfristig ein Zimmer für uns frei. Aber wieso willst du den so schnell weg, Schätzchen? Und was ist mit der Arbeit?", fragte meine Mutter und dadurch wurde mir bewusst, wie sehr ich sie doch wirklich vernachlässigt hatte. Sie wusste nichts von Melissa oder von der Wiedervereinigung von The Vamps. Früher hatte ich meiner Mutter immer alles anvertraut und jetzt hatte ich mich so sehr verändert, dass ich nicht einmal Zeit für ein kurzes Gespräch mit meiner Mutter einplannte. Mein Herz stach und meine Schuldgefühle fraßen mich förmlich auf. "Mom, es tut mir so leid, dass ich in letzter Zeit fast keine Zeit für dich hatte. Es war so viel los! Ich erzähle, dir jetzt alles. Ich brauche deinen immer richtigen, mütterlichen Rat", erwiderte ich und alle Gefühle und alles erlebte von dem letzten halben Jahr sprudelte nur so aus mir heraus wie bei einer Prausetablette. "Dann hat Brad mich geküsst und es fühlte sich an wie Freiheit, da ich endlich mit ihm zusammensein könnte. Doch dann ist James aufgetaucht und war total sauer auf mich und ich wusste nicht wie ich reagieren sollte, denn sein verletzter Blick hat mich fast umgebracht. James ist für mich einfach mein bester Freund und ihm kann ich alles erzählen. Für ihn bin ich ein Mensch, den er liebevoll beschützen möchte und alles für ihn tun würde. Bradley hingegen ist eine Person mit der ich einfach immer Spaß habe und er mich immer aufheitern kann. Doch wenn ich Probleme oder Krisen habe ist er immer da und mit ihm kann man auch über ernste Themen reden. Er hat nachdem Drama vom letzten Jahr noch eine Chance verdient, aber will er sie? Will ich ihm diese Chance geben oder verdient sie James mehr?" Viele weitere Fragen fielen mir ein, aber ich stoppte mich bewusst, um meiner Mutter Raum zum Antworten zu geben. "Alles was du jetzt erzählt hast, Schätzchen, ist ja schön und gut, aber deine Antwort steht doch schon fest? Schließlich nach der Schliederung hat einer eine Eigenschaft, die für eine Beziehung die Wichtigste ist", erwiderte meine Mutter nachdenklich, "Diese Eigenschaft war auch die, die deinem Vater und mir gefehlt hat." "Und welche?", fragte ich neugierig, weil ich endlich wissen wollte was ich tun soll und wie ich wirklich fühlte. "Du weißt es nicht? Das musst du schon selbst herausfinden, Mäuschen. Ich wecke dich, wenn wir morgen los müssen. Schlaf gut!", sagte meine Mutter, gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand durch die Türe. "Ich hab dich lieb", flüsterte ich in die Dunkelheit, welche nun mein Zimmer eingenommen hatte. Ich wusste, dass sie meine Worte nicht mehr gehört haben konnte, aber ich war mir sicher, dass sie es mitbekommen hatte. Durch die Mütterliche-Töchterliche Beziehungsebene oder so.
Als ich versuchte einzuschlafen, kam mir immer die Arbeit unter. So schrieb ich Nadja eine SMS, ob sie mich vertreten konnte, da ich eine Woche frei brauchte. Als mit Nadja und meinem Boss alles geklärt war, konnte ich endlich schlafen.
Wie versprochen weckte mich meine Mutter am nächsten Morgen auf. Schnell packte ich Klamotten und alles Zeug, was wichtig war, in einen Koffer und schon lud ich ihn ins Auto ein. Nachdem ich auch den Koffer von meiner Mutter in den Kofferraum gehievt hatte, drehte ich mich um und sah James und Tristan auf der anderen Straßenseite stehen. "Schätzchen, hast du alles was du brauchst?", rief mir meine Mutter zu und ich wurde aus meiner Beobachtung gerissen. "Nein, das Foto von Dad fehlt noch. Das würde ich nur ungern hierlasssen", erwiderte ich und holte es schnell. Danach stieg ich zu meiner Mutter ins Auto und wir fuhren weg. Tristan und James standen wie angewurzelt auf dem Gehweg. Ich kämpfte mit den Tränen. Dieser verächtliche, verletzte Blick, den mir James geschenkt hatte, bohrte noch tiefer in mein blutendes Herz.
Mein Handy vibrierte und ich schaute darauf. Eine Nachricht von Tristan:
Haben dich beim Koffer einladen gesehen. Zieht ihr um? Wenn ja, lauf nicht weg. Sonst wird es wieder so ein Drama. Bleib hier, Cassie. Lauf nicht immer weg. James heult sich die Augen aus, da er meint du haust ab. Sag ihm, dass du wieder zurückkommst. Sag ihm, was du wirklich für ihn fühlst. Schließlich hat er das verdient. Behalte nicht immer alles für dich. Wir brauchen dich. ALLE
Tränen stiegen in mir auf. Ohne zu antworten, schaltete ich mein Handy aus, da ich meine Ruhe wollte. Ich brauchte sie einfach.
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Can we dance again? The Vamps FF | Fortsetzung CWD
FanficSchuld, Wut, Tränen, Hate Das sind die Dinge, die Cassandra McQueens Leben zurzeit sehr prägen. Niemand konnte oder wollte ihr helfen. Ihre Freunde wandten sich von ihr ab. Wie geht es jetzt weiter? Copyright @anna_bamberger