[3] Donnerwetter

384 25 0
                                    

Leise schloss ich die Haustür auf und machte sie hinter mir wieder zu. Ich wusste, bis ich in meinem Zimmer angekommen war, würde ich bemerkt werden. Ich zog meine Vans aus und stellte sie ins Schuhregal. Danach zog ich das gestreifte Top, das ich an hatte, hoch, da man meinen BH die ganze Zeit über hatte sehen können. Ich atmete tief ein und aus und schloss meine Augen für einen Moment. "Okay...", dachte ich mir, "gaaanz ruhig... es wird schon nicht so schlimm werden..." In dem Moment in dem ich meine Augen wieder öffnete wurde das Licht im Flur angeschaltet. Geblendet von der Helligkeit kniff ich meine Augen zusammen. Wow! Ich war ja so richtig weit gekommen, ohne entdeckt zu werden...

Als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, öffnete ich sie wieder. Vor mir stand mit verschränkten Armen ein wütender Luke. Ich verdrehte die Augen. Was wollte der denn jetzt?!

"Ginny! Jason hat gerade hier angerufen! Er würde das von dieser Nacht gerne wiederholen! Was hast du getan?!", sagte er wütend und irgendwie entsetzt und ging zwei Schritte auf mich zu.

"Ich?! Ich hab gar nichts getan! Dieser Idiot wollte mich beklauen!", verteidigte ich mich.

"Und warum hast du dann deine Tasche und dein Handy noch?!", fragte er mit einem Blick auf meine Tasche, "du hast doch nicht anders bezahlt oder?! Ich kenne diesen Typen... Wie hast du bezahlt?!", klang Luke etwa gerade besorgt?! Um MICH?!?!

"Gar nicht! Ich bezahle doch nicht für irgendwas, das du verbockt hast! Und wo wir gerade dabei sind:", ich baute mich vor ihm auf und stützte die Hände in meine Hüfte, "bevor ich dir noch eine weitere Frage beantworte, kannst du mir erstmal erzählen, was du überhaupt hinter unserem Rücken treibst!", ich war ebenfalls ein paar Schritte auf ihn zugegangen, dann ging ich an ihm vorbei. Aber nicht ohne ihn an der Schulter anzustoßen.

Leise schlich ich mich durch den großen Eingangsbereich unseres meiner Meinung nach viel zu großen Hauses. Gerade als ich die Hälfte der Treppe, die nach oben führt, erreicht hatte, hörte ich die Stimme meines Vaters. "Ginerva Sophia Cruz", begann er streng, "Komm sofort wieder herrunter!"

"Ich denk gar nicht dran!", mit diesen Worten lief ich ein paar weitere Treppenstufen hoch.

"SOFORT!", die ernste Stimme meines Vaters hallte durch die Eingangshalle und brachte mich letztendlich doch dazu umzudrehen. Ich ging langsam die Treppe herunter und blieb vor meinen Eltern stehen. Sie standen mit vor dem Körper verschränkten Armen im Wohnzimmer. "Was fällt dir ein dich von Damian zu trennen?!", begann mein Vater wütend. "Und danach alleine durch die Straßen zu rennen!?!", fügte meine Mutter hinzu. "Das ist meine Sache", antwortete ich und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. "Du weißt aber schon, was das für Konsequenzen hat, oder?", fuhr mein Vater streng fort und sah mich eindringlich an. "Du wirst nicht mehr auf Partys gehen...", lieferte meine Mutter die Antwort und mein Vater nickte. Auch wenn ich genau das erwartet hatte, hatte ich das Gefühl, dass sich ein Kloß in meinem Hals bildete. "Und du hast Hausarrest", sagte mein Vater. Für ihn war damit das Thema abgeschlossen, trotzdem wartete er auf meine Reaktion. Und die kam... schneller als er sie erwartet hatte. Würde ich Hausarrest bekommen, könnte ich meinen Bodyguard nicht wieder sehen... das durfte nicht sein!

"Warum?!", fragte ich wütend, "Warum tut ihr mir das an?!"

"Es ist das, was Gott möchte."

"Ich scheiß auf Gott und den ganzen Religionskram! Es ist mir egal! Ich glaube nicht an ihn! Ich habe noch nie an ihn geglaubt!", meine Mutter atmete geschockt ein.

"Hör auf Ginerva! Hör auf! Er kann dich hören!", fuhr mein Vater mich an.

"Nein Dad! Ich höre nicht auf! Verdammt nochmal! Versteht ihr denn nicht was ich will?!", schrie ich die Beiden wütend an. Doch bekam ich keine Antwort. Sie waren wohl zu geschockt zum Antworten. Also redete ich weiter: "Ich will auf Partys gehen, Freiheiten haben, mal nach 4 Uhr morgens nach Hause kommen! Ich will in die Schule gehen, Freunde haben, mich verlieben! Ich will verdammt nochmal sündigen! Gott ist mir sowas von egal dabei!", während ich das alles aufzählte musste meine Mutter ein paar Meter zurück gehen und sich fassungslos in den großen Sessel fallen lassen. "Und vorallem möchte ich IHN wieder sehen. Ich möchte ihn nochmal küssen", beendete ich meinen Vortrag und sah Dad an. Auch der war nun geschockt. "Nochmal?", fragte er ungläubig, während meine Mutter hysterisch nach meinem Bruder rief.

"Wer hat dich geküsst?!", fragte mich mein Vater, "Wer?! Doch nicht etwa Damian oder?!"

"Das dürfte er gar nicht", mischte sich auch meine Mutter ein und stand langsam wieder auf, "das stand nicht im Vertrag..."

"VERTRAG?!", platzte ich fassungslos heraus. Sie hatten ihn nicht nur bezahlt, sondern auch Regeln aufgestellt. Ich schüttelte den Kopf. Was hatte ich für Eltern?! Womit hatte ich das verdient?!

Nun betrat auch Luke das Zimmer. "Luke! Hat Damian Ginny geküsst?!", fragte meine Mutter sofort. Dieser schaute sie jedoch nur verwirrt an: "Was?"

"Hat Damian Ginny geküsst?!", wiederholte mein Vater angespannt.

Nun prustete Luke los. Er lachte lauthals. "Damian?! Ginny geküsst?! Hahaha! Der weiß doch nicht mal, wie das funktioniert!!", lachte Luke.

Meine Eltern schauten daraufhin zwar verwirrt, gaben sich aber mit der Antwort zufrieden.

"Ginerva, wer hat dich geküsst?", fragte mein Vater nun ein weiteres Mal energisch.

Noch bevor ich antworten konnte prustete Luke, der sich gerade wieder von seinem Lachanfall beruhigt hatte, ein weiteres Mal los: "Was?! Wer würde Ginny denn küssen wollen?!"

Wütend starrte ich ihn an. Danach sah ich wieder zu meinen Eltern. Meine Mutter fummelte nervös an ihrer Kette mit dem silbernen Kreuz und mein Vater sah aus als versuche er meine Gedanken zu lesen um herauszufinden wer mich geküsst hatte. Dass wusste ich ja selbst nicht! Ich kannte ihn ja kaum... ich wusste nichts über ihn. Nichts außer, dass ich ihn wieder sehen musste und das gestaltet sich mit Hausarrest ziemlich schwerig.

"Ich sage gar nichts dazu, solange ich Hausarrest habe... hebt ihr das auf, erzähle ich euch vielleicht, was heute Nacht passiert ist", mit diesen Worten verschwand ich ins obere Stockwerk. Während ich die Treppe nach oben ging, spürte ich die Blicke meiner Familie auf meinem Rücken.

My personal BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt