[5] Gefunden

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Nachdem ich für die Aufgaben meines Lehrers den gesamten Tag gebraucht hatte, konnte ich jetzt endlich zum Abendessen nach unten gehen. Okay, ich habe nicht wirklich den ganzen Tag für die Mathematikaufgaben gebraucht. Ich musste auch noch Geografie und Geschichte machen. Und natürlich bin ich immer immer wieder mit den Gedanken zu meinem Bodyguard abgeschwiffen. Er ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Es gab keine Sekunde, in der ich nicht an ihn gedacht habe. Nach dem Essen muss ich weiter Vokabeln lernen. Ich kriege noch die Krätze... welches normale 16-Jährige Mädchen macht am Samstag bitte Hausaufgaben?!

Ich kam im Esszimmer an und setzte mich an den Esstisch. Alle hatten mal wieder nur auf mich gewartet. Was nun folgte hing mir zum Halse heraus: Hände falten, Beten. Genervt faltete ich meine Hände und ließ den Kopf ein wenig sinken. Ebenso genervt wie mein Bruder murmelte ich das Gebet mit.

Nach dem Abendessen ging ich wieder in mein Zimmer. Vokabeln lernen. Französisch, Spanisch, Englisch. Ich lernte, lernte und lernte. Eine Stunde. Zwei Stunden. Meine Eltern gingen ins Bett und Luke verließ das Haus. 3 Stunden. Okay... langsam sollte ich mich umziehen...

Als auch das erledigt war, vergewisserte ich mich das meine Eltern tatsächlich schliefen. Und das taten sie. Tief und fest. Ich hörte meinen Vater noch durch die wieder geschlossene Zimmertür schnarchen. Gut! Danach stopfte ich das ein oder andere Kissen unter meine Bettdecke und nahm mein Handy und meine kleine Tasche. Ich öffnete leise mein Fenster und kletterte hinaus aufs Vordach. Das Fenster zog ich hinter mir wieder zu und kletterte dann vorsichtig weiter über das kleine Vordach unseres Hauses.

Plötzlich hörte ich unten vorm Haus ein Knacken. Ich zuckte zusammen, rutschte weg und geradewegs das Vordach hinunter. Im Fall kniff ich die Augen zusammen und verkniff mir ein Aufschreien. Ich wartete nur auf den Aufprall auf dem harten Asphalt. Doch kam dieser nicht. Ich fiel direkt in starke Arme. Meine Augen jedoch öffnete ich nicht. Aus Angst. Angst, dass Luke oder ein Fremder mich aufgefangen haben könnte.

Ich hörte ein amüsiertes Lachen. "Bin ich so furchtbar oder warum schaust du mich nicht an?", hörte ich ihn sagen. Mein Bodyguard! Ich atmete auf und öffnete meine Augen. "Danke", lächelte ich und ignorierte seine Frage vollkommen. Ich sah ihn an. Seine wundervollen blauen Augen leuchteten mir entgegen. Ich lächelte noch mehr, auch er schien sich ein Lächeln nicht verkneifen zu können.

"Warum lächelst du so?", fragte ich.

"Ich hab dich jetzt schon ein zweites Mal gerettet..."

"Ja und?", ich lachte, "heißt das du bist ein guter Bodyguard?"

"Das heißt ich bekomme eine Belohnung!", er grinste triumphierend.

"Wer sagt das?!"

"Ich!", mit diesen Worten setzte er sich in Bewegung. Ohne mich herunter zu lassen.

Ich sah ihn an. "Ich kann auch selber laufen..."

"Ich kann dich auch tragen."

"Du kannst mich auch herunter lassen..."

"Ich KANN... ich muss aber nicht", er schmunzelte.

"Bitte!"

"Was bitte?!"

"Du machst mich wahnsinnig!", ich lachte., "du sollst mich herunter lassen!"

"Nö!", jetzt lachte auch er.

"Bitte! Bitte! Bitte! Bitte!", bettelte ich.

"Ja... okay... wenn du meinst...", gab er nach und ließ mich von seinem Arm herunter. Endlich!

Wir gingen ein Stück nebeneinander her. Ohne ein Wort zu sagen. Vorsichtig nahm ich seine Hand und sah ihn fragend an.

Er grinste bloß breit.

"Also... was ist jetzt meine Belohnung?", brach er nach einiger Zeit die Stille und sah mich an.

"Hmm...", überlegte ich, "also wie der typische Held oder Prinz siehst du ja nicht aus, also kommt ein Kuss schon mal nicht in Frage", ich musste mir ein Lachen verkneifen.

"Ey!"

"Was denn? Stimmt doch! Die ganzen Retter in Filmen sehen nicht so aus wie du..."

"Ist das jetzt positiv oder negativ gemeint?"

"Das kannst du dir aussuchen", ich grinste, "ich habe ja nicht gesagt, das mir die Retter in Filmen besser gefallen, als mein eigener Retter."

Er grinste breit und blieb stehen.

"Was ist los?", ich blieb auch stehen und sah ihn an.

"Darf ich mir meine Belohnung selbst aussuchen?", fragte er und kam lächelnd näher. Er lächelte aber nicht auf eine komische Art, sondern irgendwie sah es charmant und liebevoll aus.

Ich begann automatisch auch zu lächeln: "Wenn du willst..."

Er war mittlerweile so dicht mit seinem Gesicht an meinem, dass sich unsere Nasenspitzen berührten. Er kam ganz ganz langsam näher und legte liebevoll seine Lippen auf die meinen.

Mich erwarteten Sekunden, lange Sekunden, in denen die Zeit stillstand. Es fühlte sich an, als würde alles auf der Welt stoppen und nur eines war wichtig. Er und ich. Zusammen. Das war alles was zählte. Alles was wichtig war. Es fühlte sich so wunderwunderschön an. So himmlisch. Fühlt sich so Freiheit an? Wenn, dann fühlte ich mich genau in diesem Moment frei. Mein Herz schlug schon wieder höher und ich hatte das Gefühl ich könnte alles schaffen. Ich könnte Fliegen. Fliegen bis zur Wolke 7.

Während des Kusses hatte er mein Gesicht in seine Hände genommen. Jetzt, nach dem Kuss, schaute er mich liebevoll an. Es war ein langer Blick. Liebevoll. Nicht neugierig. Nicht genervt. Liebevoll. Es lag so viel Liebe in seinem Blick. So viel, wie man von ihm gar nicht erwarten würde. Er wirkt so hart, so kalt, wenn man ihn nicht kennt. Man würde niemals erwarten, das er so liebevoll sein könnte. Mit seinen Ohrlöchern und seinen Tatoos wirkt er wie der nächste Rockstar, aber wenn man ihn kennen lernt, ist er so anders. So liebevoll. Charmant.

"Woran denkst du?", fragte er lächelnd als er mir vorsichtig eine Haarsträhne hinters Ohr strich.

"Ich denke über dich nach."

"Über mich?"

"Ja... du bist der liebevollste Mensch den ich je kennengelernt habe..."

Er stockte und hielt in der Bewegung inne, als er gerade wieder nach meiner Hand griff. "Was? Ich?"

"Ja..."

"Du musst ja tatsächlich nur furchtbare Menschen kennen", sagte er und ich nickte. "Ich bin nicht besonders gut in liebevoll sein...", murmelte er.

"Für mich reicht es aus", lächelte ich.

"Du hättest jemand viel besseren als mich verdient..."

"Was?!", ich sah ihn entsetzt an.

"Ja... jemand anderes könnte dir viel viel mehr bieten als ich...", fuhr er fort.

"Hör auf sowas zu sagen!"

Er sah mich an. "Was kann ich dir denn bitte bieten?!"

"Alles! Du kannst mir alles bieten. Und vor allem... kannst du mir zeigen,... wie man liebt", ich sah zu Boden.

"Das werde ich Genie, das werde ich...", er hob meinen Kopf an und küsste mich ein weiteres Mal.

My personal BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt