Unvermeidlich

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Mein Wecker klingelt, genervt drücke ich auf die Schaltfläche um ihn auszuschalten. Ich weiß nicht so ganz, wie ich mich heute gegenüber Annalena verhalten soll. Sie will sogar, dass ich mich in unseren gemeinsamen Fächern neben sie setze, aber die Nachricht von Felix macht mir Angst.

Angeblich weiß er, wie ich sie wirklich sehe und will es ihr sagen, wenn ich mich weiter mit ihr abgebe. Ich sitze in einer Zwickmühle, am Ende wird der Kontakt so oder so abgebrochen. Entweder durch mich, damit sie nicht erfährt, dass ich sie liebe, oder durch sie, wenn sie erfährt, dass ich sie liebe.

Mürrisch richte ich mich auf, gehe zum Schrank und ziehe mir ein schwarzes T-Shirt mit weißem Aufdruck und Nieten an den kurzen Ärmeln an. Dazu die selbe Skinny wie am Vortag, da diese noch sauber ist. Am Ende noch schwarze Socken, dann trage ich mein Make Up auf und mache mir die Haare, genauso wie sie gestern auch schon gewesen sind.

Nach einem Kaffee und dem Zähne putzen hole ich mein Fahrrad aus der Tiefgarage, die eine Straße weiter ist. Unser Haus ist das Einzige, welches keinen direkten Zugang dazu hat, deshalb muss ich dorthin laufen. 

Die frische Luft tut mir aber gut, es ist schönes Wetter und ich kann problemlos im T-Shirt rausgehen. Die Vögel zwitschern, es riecht nach leckerem Essen aus einem der Häuser und die Sonne strahlt auf meine blasse Haut.

Auf dem Weg stellt sich mir ein getigertes Kätzchen in den Weg, das mich mit großen, gelben Augen anblickt. Lächelnd beuge ich mich zu ihm hinunter und kraule es am Kopf, woraufhin es zu schnurren anfängt. Hier in der Gegend gibt es viele Katzen und fast alle sind zutraulich. Ich selber habe auch schon viele gehabt und meine Mutter erlaubt mir demnächst auch wieder eine zu holen.

Ich setze meinen Weg fort und biege in eine Sackgasse ein, wo sich die Tiefgarage befindet. Den Schlüssel stecke ich in den Schalter, das Licht über dem Tor leuchtet rot auf und mit großem Krach fährt es nach oben. Gemütlich gehe ich hinunter, auf unserem Parkplatz, ziemlich am Anfang, stehen nur drei Fahrräder, meine Mutter parkt ihr Auto immer vor dem Haus.

Nachdem ich mein altes, klappriges Rad die Anhöhe hoch geschoben habe, steige ich auf und fahre wieder hinüber zu unserer Wohnung. Mit dem Schüssel aus meiner Hosentasche sperre ich auf und in der Wohnung springt mir mein Hund wieder einmal entgegen, auch wenn ich nur drei Minuten weg gewesen bin. Ich hänge den Tiefgaragenschlüssel zurück in den Kasten, da mein Bruder immer später fährt, weil ich so früh mit Lena und Olli fahre.

"Bis heute Mittag."

"Tschüss, Emma. Viel Spaß."

Nachdem ich meine Tasche auf die Schulter gepackt habe, gehe ich aus den Türen und schließe sie hinter mir. Ich packe diese dann in meinen Korb, den ich erneut richtig befestigen muss, da er nicht mehr ganz sitzt, weil ein Riegel abgebrochen ist. Dann bin ich startklar und fahre los.

Es war wieder einmal zu erwarten, dass ich zu spät komme und dass Lena und Olli bereits mit ihren Rädern ungeduldig am Lidl warten. Lena wohnt nur eine Straße von mir entfernt, aber Olli im anderen Teil der Stadt, deshalb treffen wir uns immer hier.

"Es wäre auch komisch gewesen, wenn du dieses Schuljahr pünktlich wärst", scherzt Olli und steigt auf sein Fahrrad, genauso wie Lena, sie fahren mir dann voraus.

Der Weg zur Schule ist nicht weit, sie ist direkt in der nächsten Stadt und wir brauchen normalerweise 20 Minuten. Überwiegend Flachland liegt vor uns, nur zwei kleine Hügel sind zu überwinden, was nicht all zu viel Anstrengung kostet.

"Wir haben dich gestern bei Annalena gesehen."

Muss Lena das jetzt ansprechen?

"Ja, neben ihr ist noch ein Platz frei gewesen und ihr habt ja keinen für mich reserviert gehabt", meine ich leicht enttäuscht, aber die Beiden kichern nur, während sie in die Pedale treten. 

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