Ablehnung? Akzeptanz?

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Angewidert weicht meine Freundin Annalena zurück, als ich in die Aula komme um sie zu umarmen. Ich werfe ihr einen leicht verwirrten Blick zu, sie verschränkt aber nur die Arme vor der Brust und entfernt sich einen weiteren Schritt von mir. Ihre Freundinnen mustern das Geschehen nur, sie scheinen ebenso verwirrt wie ich zu sein.

"Hey, Süße, was ist los?", frage ich nach und ziehe eine Augenbraue hoch, wieso ist sie so drauf? So kenne ich sie gar nicht.

"Nenn' mich nicht Süße!", zischt sie mich an und wirft mir einen scharfen, energischen Blick zu. Ihre Augen funkeln böse, weshalb ich sie etwas eingeschüchtert aber immer noch verwirrt betrachte.

"Hast du schlecht geschlafen?", frage ich nach, weil ich nach einen Grund für ihr Verhalten suche, aber sie bleibt weiterhin mir gegenüber kalt. Ist sie sauer auf mich? Habe ich sie verärgert?

"Halte dich einfach fern von mir! Ist das so schwer zu verstehen, du unterbelichtete Lesbe?"

Autsch! Was hat jetzt dieser Kommentar zu bedeuten? Damit hat sie mir einen Dolch direkt ins Herz gerammt.

"Eh, wir sind zusammen, das macht dich auch lesbisch. Oder zumindest bi", entgegne ich und versuche dabei gelassen zu klingen. Aber meine Stimme ist höher als sonst und bricht am Ende. Ich kämpfe bereits mit den Tränen und schlucke.

"Ih, nein, du bist ein Mädchen! Ich stehe auf Jungs!"

Ihre Freundinnen treten nun näher, sie scheinen auch nicht so genau zu wissen, was mit ihr los ist. Ich stehe noch mit offenen Mund vor Annalena, ich mache ein paar hastige Handbewegungen, um Fassung ringend. Mit aller Kraft halte ich die Tränen zurück, die sich in meinen Augen bilden.

"Gestern hast du noch gesagt, dass du mich liebst!"

Ich schreie beinahe schon, aber ein Zittern liegt in meiner Stimme.  Annalena bleibt weiterhin unbeeindruckt, zieht nur eine Augenbraue hoch und schnaubt verächtlich.

"Wie könnte ich dich denn lieben? Siehst du nicht, wie lächerlich du dich machst?"

Wut steigt in mir auf, Wut, Trauer, Verwirrung. Ihre Augen sind auf einmal so kalt, ihre Lippen zusammen gepresst. Sie tut so, als hätte es nie ein Uns geben. Als hätten wir uns nie zärtlich im Mondlicht geküsst. Als hätte sie nie "Ich liebe dich" mit einem verliebten Blick in den Augen zu mir gesagt.

Aus Angst sie zu verlieren oder sie bereits verloren zu haben, komme ich näher und presse meine Lippen ruckartig auf Ihre. Bei unseren Kuss habe ich für den Bruchteil einer Sekunde das Gefühl, dass sie ihn erwidert, aber ich finde mich nur kurz darauf auf dem kalten Boden wieder.

"Wir sind fertig miteinander!"

Wütend stapft sie aus der Tür heraus, während ich mit Schmerzen im Arm und im Herz am Boden liege. Wie konnte ich nur glauben, dass sie mich liebt?

"Ssshht, Em, du hast schlecht geträumt! Es ist alles nur ein Traum gewesen!"

Ich finde mich aufgerichtet auf der Couch in Annalenas Armen wieder. Mit hastigem Atem und in Schweiß gebadet kralle ich meine Finger in ihren Rücken, vorsichtig streicht sie mir über zerzausten die Haare. Ich zittere am ganzen Körper, meine Freundin versucht mich mit ihrer Sanftheit zu beruhigen.

"Hey, alles ist gut! Ich bin ja da!"

Ihr übergroßes T-Shirt klebt an meinen Körper, es fühlt sich unangenehm an und Annalena scheint zu merken, dass ich mich so nicht wohl fühle.

"Willst du schnell duschen gehen? Ich hol' dir auch ein frisches Shirt", schlägt sie vor und steht auf. Sie hält mir die Hand an, welche ich nehme, sodass sie mich auf meine etwas wackligen Beine zieht.

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