Erfahrungen

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Ihre Lippen schmecken nach einer Mischung aus Pizza und Kirsche, vermutlich trägt sie Lipgloss. Ich bin nur noch auf sie konzentriert. Die Umgebung, die Geräusche, ich habe alles komplett ausgeblendet, Annalenas Lippen auf Meinen ist alles, was ich noch spüre.

Tausend kleine Stromschläge fahren durch meinen Körper hindurch, mit ihrer Hand, die auf meiner Wange liegt, zieht sie mich noch weiter in den Kuss hinein. Das Gefühl wird immer intensiver, stärker, ich habe mich ihr vollkommen überlassen.

Langsam, um nach Luft zu holen, entfernen wir uns wieder, sie nimmt ihre Hand nicht von meiner Wange und wir blicken uns tief in die Augen. Wir brauchen keine Worte, wir wissen, was wir gefühlt haben. Sanft streichelt sie mir meine Wange, Verträumtheit liegt in ihren blauen Augen.

"Es ist mein erster Kuss gewesen", meint sie, nimmt ihre Hand von meiner Wange und greift dann nach meinen Händen, welche sie etwas nervös hin- und her schwingt. Ich kann nicht glauben, was sie da sagt, sie hat auf mich etwas erfahrener gewirkt.

"Es ist auch mein Erster gewesen."

Sie lächelt, ihre Nervosität ist wie weg geblasen, sie hat vermutlich gedacht, dass ich erfahrener bin als sie. Ironie! Immerhin habe ich mich getraut und wir haben beide den ersten Kuss mit jemanden erlebt, den wir wirklich lieben.

"Was ist mit Mel?"

Etwas verlegen blicke ich zu Boden, ich habe bei Lena und Olli groß herum posaunt, dass wir, als sie achtzehn wurde, geknutscht und einem Bett geschlafen haben. Aber das ist gelogen, wir sind nach dem Streit nicht mehr zusammen gekommen.

"Wir waren nur einen Tag zusammen. Ich habe gelogen, weil es mir peinlich gewesen ist mit 17 noch ungeküsst zu sein."

Sie schenkt mir ein Lächeln, ich bin froh, dass ich ihr gegenüber ehrlich sein kann. Ich drücke ihre Hände etwas fester, sie sind so warm.

"Ich bin auch nicht ehrlich meinen Freunden gegenüber gewesen. Sie haben gedacht, ich hätte Meinen schon vor Jahren gehabt. Und sie sind ja auch der Meinung gewesen, dass ich auf Jungs stehe."

"Wie viele wissen jetzt das mit uns?"

"Also, ich habe es ja am Mittwoch Sabrina, Anna und Mona erzählt, Felix weiß es ja und meine Familie hat es gestern erfahren."

"Wie haben sie reagiert?"

Uns unterhaltend gehen wir zurück in ihr Zimmer, ich schließe die Balkontür und sie setzt sich auf ihr Bett, etwas nervös bleibe ich stehen. Sie grinst mich nur an, steht erneut auf und zieht mich mit, sodass ich mich auch auf ihr mit weiß-pinker Bettwäsche ausgestattetes Bett niederlasse.

"Sie lassen mich das Wochenende über alleine, wie haben sie dann wohl reagiert?"

Die Blondine lächelt, sie kann sich glücklich schätzen so tolerante Eltern zu haben, ich hingegen hoffe immer noch, dass sich meine Mutter beruhigen wird. Aber natürlich freue ich mich für Annalena, ihre Familie scheint sehr offen dafür zu sein.

"Das ist schön."

"Weißt du was noch? Sie wollen dich demnächst kennenlernen."

"Wow, okay."

"Keine Sorge, wenn dann erst nächstes Wochenende, es eilt nicht. Und sie sind nett, meine Schwestern werden dich mögen."

Ich lächle, ihre Familie ist bestimmt nett und ich muss mir keine Sorgen machen. Außerdem habe ich noch Zeit und bin froh, dass Annalena diesen Schritt auch gewagt hat.

Auf einmal klingelt mein Handy, ich ziehe es aus meiner Hosentasche und schaue auf das Display.

"Wer ruft dich an?"

Kalter Kaffee - GirlxGirl #LightAward17Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt