1. Kapitel

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1. Kapitel
Die Sonne brannte auf meinen Körper hinunter. Kalter Schweiß, der durch die unbändige Hitze hervorgerufen wurde, lief meinen Nacken hinunter und verschwand unter meinem Umhang. Es war ein widerliches Gefühl. Am liebsten wäre ich sofort ins Schloss gelaufen, auf direktem Weg in unseren Schlafsaal und dann unter die kalte Dusche. Immerhin wollte ich nichts weiter, als der beinahe unerträglichen Hitze zu entfliehen.
Es war Anfang Juni, und mit dem ausklingen des Mais war es schmerzhaft warm geworden. Tagsüber schmorte ich in meinem eigenen Saft, und abends fror ich mir meinen Hintern ab. Schlafen war somit auch kein Thema mehr. Ich hasste diese Jahreszeit. Und Moony, der schon in mir wütete, ging es nicht anders.
In zwei Tagen würde Vollmond sein. Diesmal fällt er auf einen Donnerstag. Ich würde die Kontrolle verlieren. Vielleicht würde ich jemanden verletzen, weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte. Es könnte einer meiner Freunde sein, ein Fremder, oder einfach nur ein Tier, dass im verbotenen Wald von Howarts lebte. Doch egal, wen oder was ich verletzen würde ... es wäre meine Schuld. Meine Schuld! Alles, was Moony anrichtete ist meine Schuld. Zwar sagten James und Sirius mir immer, dass dies nicht stimmte. Ich verbesserte sie nie. Obwohl ich wusste das sie logen. Ich wusste es, und genau deshalb tat es so verdammt weh.
Sie hielten meinen Zustand für so schlimm, dass sie es als notwendig empfanden, mich an zu lügen. Dabei hasste ich es wenn man mich anlog! Es sorgte immer dafür, dass Moony sauer auf mich war. Es war, als würde er tief in mir kleffen und jaulen. Er rebellierte in mir und schien mich bestrafen zu wollen. Wir beide verabscheuten Lügen, die so offensichtlich waren, dass sich unser Verstand verarscht fühlte. Doch im Gegensatz zu Moony würde ich es den anderen nie sagen. Immerhin fiel ich Ihnen schon genug zur Last. Da musste ich nicht auch noch mit meinen und Moonys Streitigkeiten kommen. Sie sagten zwar immer, dass sie auf ewig für mich da wären, doch jeder hatte sein Limit irgendwann erreicht.
Wir hatten noch einen Monat Schule, dann wäre die sechste Klasse vorbei ... die siebte würde anfangen und dann hätten wir auch schon unseren Abschluss. Unser richtiges, erwachsenes Leben waren nur noch einen Wimpernschlag entfernt. Und sobald wir erst einmal unseren Abschluss hatten würde ich meine Freunde wohl nicht mehr sehen. James und Sirius wollten in eine WG ziehen und dann ihre Ausbildung zu Auroren antreten. Sie sagten zwar immer, dass sie mich und Peter dabei haben wollten, doch das glaubte ich ihnen nicht. Es wäre zu einfach. Daher nickte ich, sollte das Thema aufkommen, immer nur und hoffte, dass unser Abschied nicht allzu schmerzhaft sein würde.
Ich gehörte nie wirklich zu ihnen. Es waren immer James, Sirius, Peter ... und Remus. Ich half nie bei irgendwelchen Streichen mit, oder schlicht mich mit ihnen in die Küche. Sirius war dann immer leicht enttäuscht, doch lächelte er mich immer so beruhigend an, als hätte er Angst, ich wäre, sobald sie weggingen, allein. Sicher, dass war ich auch. Aber nur Theoretisch! Ich hatte auch andere Freunde. Darunter Lily und ... Immerhin hatte ich noch Lily. Und in meinem Heimatort traf ich mich in den Ferien immer mit meiner besten Freundin Abby. Ich war nicht allein und somit nicht auf das Mittleid der anderen angewiesen.
„Hey, Remus?", riss mich Sirius Stimme aus meinen Gedanken. Schnell sah ich von meinem Buch auf. Ich hatte seit bestimmt 10 Minuten kein einziges Wort gelesen. Normalerweise hatte ich keine Konzentrationsprobleme, doch die noch immer steigende Hitze verursachte bei mir unglaubliche Kopfschmerzen. Daher hatte ich mich in den Schatten einer riesigen Trauerweide geflüchtet, die nur ein paar Meter von dem Seeufer entfernt stand. Dort drückte ich meinen schweißnassen Rücken gegen das kühle Holz des Baumstamms. Alle anderen schwammen im Wasser oder lagen auf der großen Wiese und bräunten sich. Unter den Schwimmern waren auch James, Sirius und Peter. James, Peter und einige Fünftklässler hielten gerade eine wenig spektakuläre Wasserschlacht ab und riefen sich gegenseitig selbstausgedachte Schimpfwörter entgegen. Allgemein war dieser Vorgang mehr als lächerlich und schaffte es sogar noch, mir ein Lächeln in Gesicht zu zaubern.
Sirius selbst hatte das Wasser bereits verlassen und kam klatschnass und nur in seiner Badehose auf mich zu. Ich hörte die Mädchen in unserem Umkreis schon seufzen.
Ich musste schon zugeben, er sah unglaublich gut aus. Die schulterlangen schwarzen Locken, die sein Gesicht in üblicher Sirius Manier umrahmen. Seine Haut schien zu leuchten. Er hatte schon immer diesen angeborenen Goldschimmer, der sich dadurch, dass er sich nun bräunte, nur verstärkt hatte. Dabei ließ die für ihn typische Eleganz ihn nur noch besser aussehen. Besonders, da er allen den perfekten Blick auf sein gut definiertes Sixpack präsentierte, dass er sich beim Quiddidch Training mit James antreniert hatte.
Als er sich neben mich fallen ließ und seinen breiten Rücken gegen den Baumstamm lehnte, sah ich ihm aufmerksam ins Gesicht. Er hatte ein kantigen Kinn, hohe Wangenknochen und eine gerade Nase, auf der sich einige wenige hellen Sommersprossen breit gemacht hatten. Seine Augen hatten einen tiefen Grauton, der in hellem Licht bläulich wirkte. Umrandet wurden seine Seelenspiegel von langen, dunklen Wimpern, für die jedes Mädchen töten würde. Und obwohl seine Augen außergewöhnlich waren, fand ich sein Lächeln noch umwerfender. Vielleicht lag es daran, dass es im Gegensatz zum Rest vom ihm, nicht perfekt war. Er zog den rechten Mundwinkel etwas höher als den linken und auf seinen Wangen bildeten sich leichte Grübchen, die man sonst nicht einmal erahnte. Zusammen mit seinem lauten, bellendem Lachen, dass mich oft an einen Hund erinnerte, machte es Sirius echt. Dann wirkte er nicht mehr, wie ein Foto aus einem Modemagazin, sondern wie ein realer Mensch. Und deswegen machte das nicht perfekte Lächeln ihn nur noch attraktiver. Denn es war offiziell, Sirius Orion Black sah verdammt gut aus!
„Remus?", fragte Sirius und riss mich damit erneut aus meinen Gedanken.
„Ja?"
„Habe ich etwas im Gesicht?" Sirius klang bei der Frage vollkommen ernst, doch ich verstand  nicht, wie er darauf kam. Was sollte er schon im Gesicht haben? Wenn das einer seiner blöden Witze war, dann würde er etwas erleben. Ich hatte nun wirklich nicht die Lust, mir so etwas an zu hören.
„Nein, warum?", erwiderte ich ruhig.
„Weil du mich schon die ganze Zeit über anstarrst!", lachte Sirius laut und legte den Kopf schief, als er damit begann, mich zu mustern, wie ich hier saß. In der kompletten Schuluniform, meine Schulrucksack neben mir und mit einem Buch auf dem Schoß.
Doch er hatte recht. Ich hatte ihn angestarrt, wie eine seiner Groupies, die den lieben langen Tag nichts besonderes zu tun hatten, als ihn an zu starren. Dabei war ich einer seiner Freunde. Ich sollte das nicht tun.
Ich unterdrückte all meine Fluchtinstinkte und beschränkte mich darauf, mich unbehaglich hin und her zu schieben. Währenddessen versuchte Moony, die Röte von meinem Gesicht fern zu halten. Dies misslang ihm unglücklicherweise. Somit spürte ich, wie das Blut sich in meinem Gesicht sammelte, wand mich schnell ab und überlegte mir einen Grund, warum ich Sirius hätte anstarren sollen.
Blöd nur, dass mir keiner einfiel.
„Also?", fragte Sirius ungeduldig wie eh und je.
„Man sieht schon deine Sommersprossen." Wirklich? Was besseres fiel mir nicht ein?!
Doch es schien zu funktionieren. Sirius nahm es jedenfalls den Wind aus den Segeln. Das Lächeln, dass bei meinem erröten auf seinen Lippen erschienen war, verschwand schlagartig. Ich hörte nur dank Moonys Werwolf Ohren Sirius leise gemurmeltes „Scheiße", bevor er begann, mit seine Händen wie wild über seine Nase zu fahren, als könnte er sie einfach wegwischen.
Sirius hatte schon seit Jahren ein Problem mit seinen Sommersprossen und war somit der Einzige. Er fand, sie würden ihn lächerlich aussehen lassen und das Gesamtbild zerstören. James und ich versicherten ihm zwar immer wieder, dass er totalen Müll redete, doch war Sirius zu stur um es zu begreifen. Er regte sich lieber weiterhin darüber auf, dass immer, wenn seine Haut im Sommer dunkler wurde, seine hellen Sommersprossen sichtbar wurden.
Letztes Jahr setzte er der ganzen Sache noch eine Schaufel voll "Lächerlichkeit" hinzu. Er begann sich Schminke von den Mädchen aus zu leihen und deckte damit seine komplette Nase ab. Ich fand das etwas traurig, da ich fand, sie ließen ihn nur noch niedlicher aussehen. Das jedoch wollte ich ihm nicht sagen. Es ging mich rein Garnichts an, was er mit seine Gesicht machte.
„Höhr auf!", sagte ich, bevor ich mich zurückhaltend konnte. „Die Sommersprossen lassen dich niedlich aussehen. Es macht dich charmant und steht dir. Wirklich! Es sieht gut aus. Du hast das Make-up nicht nötig. Lass es weg." Sobald ich geendet hatte, wäre ich am liebsten in Erdboden versunken. Es war so unglaublich peinlich. Warum konnte ich nicht einfach still sein?!
„Ok. Ich lasse es einfach so, wie es ist. Und wenn wir jetzt schon bei Mode- und Stylingtipps sind, kommen wir doch mal zu deiner Brille. Warum trägst du die eigentlich nie?" Sirius lehnte sich entspannt zurück. So, als würde dieses Gespräch länger dauern. Na das konnte ja was werden?!
Doch warum wollte er mit mir über meine Brille reden? Es stimmte schon, dass ich sie selten trug. Okay, eigentlich trug ich sie nie. Die wenigsten Schüler und Lehrer wussten überhaupt, das ich eine Brille hatte. Sie war schwarz, sehr schlicht und irgendwo tief in meinem Rucksack vergraben.
„Keine Ahnung. Ich sehe mit der Brille total bescheuert aus. Und mal davon abgesehen brauche ich sie nur in der Woche von Neumond. Sonst regelt Moony alles."
„Die Brille sieht an dir gut aus. Mit ihr siehst du so schlau aus." Seine Worte bewirkten bei mir ein warmes kribbeln im Bauch, das definitiv nicht normal war.
„Ich bin auch ohne Brille schlau. Es ändert sich ja nichts an meinem IQ.", erklärte ich und schloss mein Buch. Das würde definitiv länger dauern!
Sirius machte nur eine wegwerfen de Handbewegung und beugte sich verschwörerisch zu mir vor. „ Ja, aber so müssen die Leute mit dir reden, bevor sie erkennen, wie intelligent du bist."
„Stört mich nicht." Warum sollten es mich interessieren, was wildfremde Leute von mir dachten?
„Sollte es aber.", sagte Sirius, beugte sich noch ein Stück weiter nach vorne und griff nach meinem Schulrucksack, bevor er sich wieder zurücklegte. „Die Leute sollten wissen, wie intelligent du bist. Lebe nicht unter deinen Verhältnissen Moons."
Als Sirius meinen Rucksack wieder zurückgab, viel mir erst nicht auf, dass er etwas daraus entnommen hatte. Erst als er mir meine Brille aufsetzte, verstand ich, was sein Plan gewesen war.
Durch die Brille konnte ich nicht zwangsläufig besser sehen. Doch meine Kopfschmerzen wurden beinahe sofort schwächer. Schnell fasste ich einen Entschluss ...
„Du, Sirius? Lass uns eine Vereinbarung treffen. Ich tragen meine Brille regelmäßig und du darfst deine Sommersprossen weder verdecken, noch überdecken, oder sonst irgendetwas."
Sirius schien kurz zu überlegen, bevor er mir die Hand hin hielt und zustimmend nickten. Ich erwiderte den Händedruck. Dann würde ich die Brille jetzt wohl öfter tragen ... Worauf hatte ich mich da nur eingelassen?
„Das war jetzt aber nicht der Grund, warum du gekommen bist, oder?"
„Nein.", lachte Sirius und sah dabei so befreit aus, wie ich es gerne wäre. „Du saßt hier so alleine ... ich weiß auch nicht. Du wirktest irgendwie betrübt. Und dann habe ich mich auf einmal richtig schlecht gefühlt. Keine Ahnung."
Mitleid. Er hatte Mitleid mit mir! Er sollte nicht aus Mitleid Zeit mit mir verbringen! „Sirius du verpasst gerade freiwillig eine Wasserschlacht. Dabei liebst du Wasserschlachten. Es macht mir wirklich nichts aus, hier zu bleiben.", sagte ich und log dieses mal nicht. Es war die volle Wahrheit. Je weiter weg vom Geschehen, desto besser!
„Ich verbringe gerne Zeit mit dir!" Mit James aber um einiges lieber! Sirius sah mir so tief in die Augen, dass ich beinahe Angst hatte, dass er meine Gedanken lesen konnte.
„Das weiß ich. Ich verbringe auch gerne Zeit mit dir. Aber ich habe mein Buch und du hast die Wasserschlacht. Wirklich."
„Willst du nicht mit ins Wasser kommen? Dir muss unglaublich warm sein." Musste er ausgerechnet jetzt damit anfangen?! Er wusste, dass ich nicht Schwimmen konnte. Doch immer wollte er mir irgendwelche Sachen einreden. Er meinte ich würde meine Jugend nicht auskosten und hätte zu wenig Schlaf. Ich sollte mehr lachen und mehr Risiken eingehen. Dabei hatte er es sich zu seiner eigenen Aufgabe gemacht, mich auf zu muntern. Es schien ihm unglaublichen Spaß zu bereiten, daher ließ ich ihn.
„Nein danke, Sirius. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass du keinen Spaß hast.", erklärte ich ihm und meinte es auch so. Ich mochte Sirius. Liebte ihn wie einen Bruder und wollte das er glücklich ist. Er war der Mensch auf der Welt, der immer für mich da war. Also sollten er immer glücklich sein.
„Sicher, dass das für dich in Ordnung geht?"
„Aber natürlich." Warum sollte es ein Problem sein?
Sirius sprang auf seine Beine und grinste mich an. Da er nicht gehen würde, bevor er überzeugt war, dass ich tatsächlich Spaß hatte, schenkte ich ihm ein halbherzigen Lächeln. Er schien damit jedoch zufrieden zu sein, denn er drehte sich um, zum gehen bereit ... und stieß prompt mit Lily zusammen.
Diese war gerade auf dem Weg zu uns gewesen. Und ich musste leider gestehen, dass ich sie nicht einmal ansatzweise auf dem Schirm hatte. Sie hatte ihre Feuerroten Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und trug ein Hemd und einen Rock. Unter dem Arm hatte sie ein Buch, dass sie bei der Kollision mit Sirius hatte fallen lassen.
Lily war ungefähr so groß wie ich. Also um die 1,70 m. Doch Sirius hatte die stolze Größe von über 1,80 m, weshalb es nicht verwunderlich war, dass der 75 kg Hundeanimagus die 50 kg Hexe zu Boden rammte. Doch kurz, bevor Lily auf dem Boden landete, legte Sirius seine Arme um ihre Hüfte und zog sie in eine aufrechte Position.
Die beiden standen ganz nahe voreinander. Zu nah meiner Meinung nach. James würde mir da vermutlich sogar zustimmen. Zwischen die beiden passte kein Blatt. Irgendwie erinnerte dieses Bild mich an die früheren Beziehungen von Sirius. Denn obwohl Lily ihn nicht leiden konnte, sahen sie gerade wie ein Paar aus. Und genau das störte mich an diesem Bild. Es passte nicht. So als wäre irgendetwas falsch. Wärme in diesen alten Rätselbüchern, bei denen man ankreuzen musste, was nicht zu den anderen Gegenständen und der Umgebung passt.
Lily stieß Sirius von sich und trat einen Schritt zurück, bevor sie ihr Buch aufhob und sich zu ihrer vollen Größe aufrichtete. Ihr Gesicht war verzogen, auf ihre Stirn hatte sich eine Steile Falter gebildet und ihre Arme verschränkte sie ernst vor der Brust.
„Kannst du nicht aufpassen wo du hinläufst, Black?", kaufte Lily sogleich los. Doch Sirius ließ das inzwischen vollkommen kalt. Er hatte schon so viele Schimpftiraden abbekommen, wie es normalerweise nur in einem kompletten Leben der Fall ist.
„Versuch es doch mal mit einem 'Danke', Evens."
„Lieber nicht. Sonst bin ich noch wie all die anderen Mädchen, die dir weiß Merlin, warum hinterherrennen." Lily sah, während sie sprach, so aus, als müsste sie sich jede Sekunde
übergeben. Ich fand es immer irgendwie traurig, dass die beiden sich nicht verstanden. James erklärte Sirius immer, wie perfekt Lily sei, doch Sirius hörte ihm inzwischen schon gar nicht mehr zu. Und ich war auch der Meinung, dass die Probleme der beiden eher von Lily ausgingen, als von Sirius. Ich hatte Lily schon oft gefragt, was sie gegen ihn hatte, doch sie redete sich immer raus, weshalb ich einfach aufgab und sie in Ruhe ließ. Wenn ihr der Grund zu privat war, würde ich sie nicht dazu drängen, mir etwas zu erzählen.
„Ach Evens. Du bist doch die einzigste für mich!", rief Sirius laut aus, und bemerkte seinen Sprachfehler gar nicht.
„Einzige!", warf ich ein. „Sie ist die einzige."
Sirius begann laut zu lachen. Und dass ohne ersichtlichen Grund. Als er meinen und Lily's verwirrten Blick bemerkte, begann er zu schlucken, nach Luft zu schnappen und unterdrückte sein Lachen, um mit uns zu sprechen. „Evens ist eine Ziege!"
Das verstand ich irgendwie nicht. Sirius Gedanken waren manchmal sprunghaft, dennoch konnte ich ihm meistens folgen. Doch diesmal ergab das alles einfach keinen Sinn.
„Versteht ihr nicht?", fragte Sirius uns noch immer lachend.
Lily verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse und ich schüttelte lediglich den Kopf. Es würde keinen Sinn ergeben, ihm zu erklären, was er für einen Müll redete.
„Ok, also. Evens ist die einzige. Evens ist eine Ziege. Versteht ihr jetzt? Einzige = eine Ziege!" Sirius musste erneut lachen. Der laute Ton seiner Stimme beruhigte mich irgendwie. Obwohl das total abwegig war.
„Findest du dich jetzt lustig?!", fragte Lily und sah ihn mit undurchdringlicher Miene an.
Sirius nickte einmal und scheute sich nicht einmal, „Ja" zu sagen. Dann blickte er mich verzweifelt an und zog fragend eine Augenbrauen hoch. „Moons?"
Natürlich fand ich es nicht lustig. Ganz im Gegenteil, es war banal und lächerlich, dennoch schenkte ich ihm ein strahlendes Grinsen. Dieses zauberte ihm ein selbstbewusstes Lächeln aufs Gesicht. Er drehte sich um, ging mit heiterer Stimmung und geschwinten Schritten zum See zurück. In diese hatten sich immer mehr Leute aus allen möglichen Klassen und Häusern zusammengetan und bespritzt sich gegenseitig mit Wasser. Einige hatten sich sogar auf die Schultern von anderen gesetzt und versuchten sich gegenseitig ins Wasser zu schmeißen. Dort hatte Sirius mit 100%iger Sicherheit mehr Spaß, als mit mir.
„Darf ich mich zu dir setzen?", fragte Lily währenddessen an mich gewandt. Schnell wand ich mich von Sirius ab und ihr zu. Ich hoffte, dass sie nicht bemerkt hatte, wie ich ihn anstarrte. Doch sie lächelte mich lediglich sanft an. Nichts in ihrem Verhalten erinnerte noch an die schlechte Laune, die sie vor wenigen Sekunden unweigerlich noch hatte
„Aber natürlich." Lily ließ sich auf den Platz fallen, auf dem eben noch Sirius gesessen hatte. Beinahe sofort öffnete sie ihr Buch und begann zu lesen. Ich tat es ihr gleich. Doch während ich las, zuppelte ihr dauernd an meiner Brille herum. Sie rutschte auf meiner Nase und nervte höllisch. Meine Kopfschmerzen waren jedoch verschwunden.
„Du Lily, warum hast du eben gefragt, ob du dich hinsetzen darfst? Ich meine, es ist nicht mein Baum und ich darf dich nicht daran hindern. Dass weißt du. Also ist es schlussendlich eine Höflichkeitsfrage. Du wolltest also wissen, ob ich dich gerne neben mir hätte. Was natürlich der Fall ist, aber wenn du dir da nicht sicher bist, möchte ich wissen, ob ich etwas getan habe, dass dich an unserer Freundschaft zweifeln lässt."
Lily sah von ihrem Buch auf, und blickte mich geschockt durch ihre grünen Augen an. Sie hob ihre Hand und verschränkte ihre Finger mit meinen. „Remus, Merlin nein. Wir sind Freunde. Daran zweifle ich nicht. Ich hab nur gefragt, weil ich höflich sein wollte. Wenn man nett fragt, bekommt man meistens die Antwort, die man auch hören will."
„So etwas machen die Jungs nie.", erklärte ich meine leichte Verzweiflung. „Die setzen sich einfach hin."
„Du solltest dir nicht so viele Gedanken machen Remus. Black, Potter, Pettigrew und ich sind gerne deine Freunde. Verstehst du?", fragte Lily und sah mich weiterhin prüfend an. Sie wusste, dass ich ein Werwolf war. Letztes Jahr hatte sie es herausgefunden und nichts weiter gesagt. Weder mied sie mich, noch behandelte sie mich irgendwie anders. Jedoch zwang sie mich, ihr alles zu erzählen. Darunter die Heulende Hütte, die animagi Sache und der verbotenen Wald.
„Ja. Das verstehe ich." So mehr oder weniger zumindest. Doch sie hatte etwas gesagt, was auch Sirius mir oft erzählte. 'Mach dir nicht so viele Gedanken!' Warum sollte ich mir weniger Gedanken machen? Nachdenken ist etwas gutes ... sicher, manchmal mache ich mich verrückt, doch meistens hat es nur Vorteile.
„Du sag mal ... du fandest Blacks Witz nicht wirklich witzig, oder?", fragte Lily.
„Nein, natürlich nicht. Aber er sah so traurig aus. Manchmal braucht er einfach Zustimmung."
Lily schnaubte einmal genervt. „Er braucht immer Zustimmung. In der Hinsicht ist er wie Potter. Immer der, dem die ganze Aufmerksamkeit zu teil werden soll. Die sind beide so dermaßen Arrogant und Selbstgefällig. ..." Lilys Gesicht hatte sich rot gefärbt, und sie wirkte ziemlich gestresst.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Oft genug hatte ich versucht, Lily davon zu überzeugen, dass James und Sirius anständige Menschen und gute Freunde sind. Doch sie verschloss sich davor vollkommen. Schaltete ab und hörte mir nicht mehr zu. Sie sagte mir nicht, dass sie das nicht hören wollte. Das war aber auch nicht nötig. Ich wusste sofort, wenn sie ein Thema mied. Ähnlich war es bei Sirius und James. Wenn Sie sich bei manchen Angelegenheiten unwohl fühlten, dann ließ ich das Thema komplett liegen.
„Hat Sirius Sommersprossen? Ich könnte schwören, dass ich vorhin welche auf seiner Nase gesehen habe." Auf Lilys Worte hin musste ich laut lachen. Dabei waren es mir dann auch egal, dass Lily mich nicht verstand.
„Ja. Sirius hat Sommersprossen.", brachte ich heraus, als mein Lachen zu eine leisen glucksen geworden war.
Lily nickte nur. Sie öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen, schloss ihn dann jedoch wieder. Ich wartete noch einen Moment, ob sie erneut ansetzen würde, doch das tat sie nicht. Also öffnete ich lediglich mein Buch, und begann weiter zu lesen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Lily es mir gleich tat und wir in stillem Einvernehmen schwiegen.

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Updates gibt es jeden Montag und wenn ihr Rechtschreibfehler findet, scheut euch nicht davor, es mir mit zu teilen.

LG Aver

Bringst du mir schwimmen bei? - Sirius X RemusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt