Kapitel 1: Fassade

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•Yatogami•

Mühselig holte Yato zum letzten Hieb aus und sprach die Formel zuende, während er Sekki fest umklammert hielt. Seine Gedanken waren vollkommen auf den Ayakashi gerichtet, als sich dieser endgültig in Luft auflöste. Dies waren Menschen gewesen. Und alleine der Gedanke daran, liess ihn...völlig kalt.
"Yukine!", sagte der Schwarzhaarige und lobte sein göttliches Instrument. "Super Arbeit. Meine Arme müssen kaum was machen dank dir!"
Yukine lächelte mit einer roten Spur auf den Wangen. "Das ist meine Aufgabe, Yato. Hei! Deshalb musst du noch lange nicht rumsitzen und nichts zum! Los, auf zum nächsten Auftrag!"
Yato seufzte und betrachtete sich in einer Pfütze. In letzter Zeit hatte es oft geregnet. Seine Augen waren vollkommen ermüdet. Etwas wirklich Komisches, denn Götter benötigten nicht soviel Schlaf wie Menschen.
Menschen...
"Yukine, komm! Ich will unbedingt vor dem Mittag noch zehn weitere Ayakashi loswerden! Bishamon wird dieses Mal nicht gewinnen!"
"Zehn?! Aber in einer halben Stunde ist zwölf Uhr mittags!", sprach der kleine Blonde und starrte Yato fassungslos an.
Dieser lachte bloss und erwiderte, dass er sich dann umso mehr beeilen und in die Gänge kommen sollte.
Das war Alltag. Yato verhielt sich wieder so, wie er es immer getan hatte - stark, grosskotzig, manchmal ein wenig faul und betrunken. Um das Ganze noch abzurunden, schwärmte er etwa zwei Mal pro Tag von seiner eigenen Religion, dem 'Yatoismus'. Alles war wieder genau so wie es gewesen war.
Mit Ausnahme von Fake-Hiyori, welche nun den Namen Faki trug.
Yato war übermüdet.
Der kleine Ebisu - welcher verdammt noch Mal zu klug war für sein jetziges Alter! - hatte ihn schon als depressives Wrack der Stufe 4 bezeichnet. Yato hatte keine Ahnung was das Stufe 4 bedeuten sollte, aber es war ihm auch egal. Fakt ist: Ebisu wusste, dass Yato seine tägliche Fassade nur spielte und unter viel Mühe aufrecht erhalten konnte.
Manchmal fragte er sich, wie er morgens überhaupt aufstehen konnte. Es gab Menschen, die lagen nur noch betrunken und umgeben von Müll in ihrer Wohnung herum, weil sie die Liebe ihres Lebens verloren hatten. Yato hatte nicht die Liebe seines Lebens verloren, sondern seine grösste Liebe seit Jahrhunderten aufgegeben.
Sogesehen, war er also selbst Schuld an seinem schlechten Gemüt. Und trotzdem verfluchte er alles und jeden, ausser sich selbst.
Dies war aber auch nicht nötig, denn Faki peinigte ihn mindestens drei Mal in der Nacht, für sein schändliches Verhalten.
"Merke dir, ich sehe alles!", sprach sie immer und starrte ihn dabei mit riesigen Augen an.
Ausser Bishamon und Ebisu, schien keinem sein gefälschtes Verhalten aufzufallen. Erst letztens, hatte Yato sich deshalb bei Faki beschwert.
Seiner Meinung nach, war es nahezu unfreundlich, dass es keinem auffiel! Man sollte doch das Verhalten seiner Freunde analysieren können...oder?
Faki hatte ihn daraufhin nur wütend angeschaut und erwiedert: "Wenn du ihnen etwas vorspielst, dann musst du dich auch nicht wundern, wenn sie sich keine Sorgen mehr um dich machen! Dämlicher Arschkriecher!"
Mittlerweile hatte Faki aufgehört, sich zu verhalten wie Hiyori. Teilweise war Yato sogar so scheisse drauf in ihrer Umgebung, dass sie ihn sogar versuchte zu verführen. Das Unfaire dabei war, dass sie schmollte wenn er sie wegstoss und von selbst zurückwich, wenn er es zulassen wollte. Und in beiden Situationen kam er sich vor wie ein Idiot, der dauernd einen Korb bekam von der schönsten Frau des Universums.
Apropos: Hiyori hatte er von seiner 'Daran-muss-ich-immer-denken'-Liste gestrichen. Zuerst hatte er bei der kleinsten Erwähnung von Hiyori nur so getan, als würde er sie nicht mehr leiden können - weshalb auch alle das Thema 'Hiyori-Iki' vom Tisch gefegt hatten. Doch als Yato sie vor etwa einer Woche heimlich beobachtet hatte, war er vor Eifersucht - ein für hn verdammt noch Mal untypisches Gefühl! - fast ausgetickt. Hiyori hatte ihn vergessen, was logisch war. Deshalb machte sie sich auch keine Gedanken darum, mit welchen Typen sie wohin ging und was sie mit ihnen machte - sie hatte keine Gewissensbisse, denn sie konnte sich nicht mehr an Yato erinnern.
Yato hatte sie daraufhin von vorne nach hinten angekeift, genau so wie den - viel zu attraktieven! - Typen. Der Kerl hatte es nicht gehört aber Hiyori leider schon. Und sie war total verblüfft gewesen. Yato war sich vollkommen überlegen vorgekommen, als er die beiden beleidigt hatte, bis er realisiert hat, dass Hiyori jedes Wort gehört hatte. Bei Kofuku Zuhause hatte er sich danach etwa 30 Mal den Kopf in der Wand eingeschlagen, weil er sich einfach vollkommen idiotisch vorgekommen war.
Auf eine Weise hasste er Hiyori für ihre Fast-Beziehung mit dem (attraktiven) Kerl. Aber andererseits, war er noch wütender auf sich selbst, denn er wusste, dass Hiyori nichts für ihre Gefühle konnte und ihn vollkommen aus dem Gedächtnis gelöscht hatte.
Alleine deshalb, vermied er jegliche Erinnernung, jede Konversation und möglichst alles, was mit Hiyori Iki, ihrer Schule oder den Menschen zu tun hatte. Denn egal was er tat, alles führte seinen Kopf zu der braunhaarigen Oberschülerin.

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