Kapitel 7

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Juni, 1972

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Cas fuhr mit Sam und Jess zum Flughafen und konnte den ganzen Weg dorthin nicht stillsitzen. Er tippte mit dem Fuß auf den Abtreter, zupfte an den Ärmeln seines Pullovers und nahm seine Brille ab, um sie zu reinigen, obwohl er das erst Minuten zuvor gemacht hatte. Ab und an drehte sich Jess um und sagte etwas zu ihm. Manchmal streckte sie den Arm aus und wuschelte ihm scherzhaft durch sein Haar. Er lachte und schlug ihre Hand weg, und sie lachte auch und drehte sich um, um etwas zu Sam zu sagen.

Er wusste, dass die meisten Männer, die aus dem Krieg nach Hause kamen, nicht mehr dieselben Männer waren wie, als sie gegangen waren, aber er hatte Hoffnung – er hatte immer gehofft, dass Dean immer noch Dean sein und sich nichts geändert haben würde. Sie hatten keine Briefe oder Pakete oder irgendetwas ausgetauscht, also hatte Cas keine Idee, womit Dean hinter den Meeren konfrontiert worden war; er hatte ein paar Vorstellungen, aber er wollte darüber nicht nachdenken.

Jess drehte sich um und beugte sich vor, um Cas' Haar lachend erneut zu verstrubbeln.

,,Bist du aufgeregt?"

,,Natürlich bin ich das!" Cas grinste und drückte ihre Hand von seinem Haar weg. Er hatte eigentlich versucht, es für heute schön aussehen zu lassen, aber Jess griff immer wieder nach hinten, um es durcheinander zu bringen. Er hatte auch versucht, sich zurecht zu machen. Er wollte, dass es besonders wurde; er wollte, dass es gut wurde.

,,Wirst du ihn da draußen küssen? Vor allen anderen?"

,,Sei nicht albern, Jess!" Cas lachte bellend und warf ihr Haar mit seinen Fingern zurück. Sie lachte leise, während sie den Kopf schüttelte. Sam verdrehte im Rückspiegel die Augen, Jess beugte sich herüber und küsste seine Wange, bevor sie sich zu Cas zurückdrehte.

,,Ich wette, dass wäre so ein Schock!"

,,Das wäre es, aber das bedeutet nicht, dass ich es tun werde."

,,In Ordnung, genug davon, meinen Bruder zu küssen!", gluckste Sam, parkte das Auto und würgte die Zündung ab. ,,Wir sind da, also lasst uns ihn treffen!"

Cas stand am Flughafen neben Jess. Für einen Moment konnte er spüren, wie seine Hände an seinen Seiten zitterten, bevor Jess den Arm ausstreckte, ihre Hand in seine gleiten ließ und sie beruhigend drückte. Er drückte zurück, und sie stieß ihn sanft mit der Schulter an.

,,Es wird gut werden, Cas", flüsterte sie. ,,Es wird ihm gutgehen."

Er nickte und drückte ihre Finger erneut. Das Geräusch eines Flugzeuges dröhnte in der Ferne, als es über das Flughafengebäude flog.

Die Soldaten kamen im Gänsemarsch aus dem Flugzeug. Cas hielt Ausschau nach Dean, stand auf seinen Zehenspitzen, um über die Köpfe von einigen Menschen zu blicken. Er richtete seine Brille, schob sie höher auf sein Nasenbein, und Jess zog ihre Hand aus seiner, um auf jemanden zu zeigen. Er folgte ihrem Finger und dann erstarrte er, als Dean zu ihm aufsah und seinem Blick begegnete. Sein Atem blieb in seinem Hals stecken, und Dean lächelte ihn mit seinem wölfischen Grinsen an.

,,Cas-"

Den Rest, den Jess noch sagte, hörte er nicht mehr, weil er sich bereits an Leuten vorbeidrängte, sich auf dem Weg zu Dean bei einigen von ihnen entschuldigte und vor ihm stehen blieb, als er ihn erreicht hatte.

,,Dean", begann er, aber die Worte blieben auf halbem Wege stecken. Deans Lächeln verringerte sich zu etwas Ruhigerem.

,,Hey", flüsterte er.

Cas warf sich vor und schlang seine Arme um Deans Nacken. Es interessierte ihn nicht, wer sie sah. Eigentlich wollte er, dass jeder sie sah. Er wollte, dass jeder sah, wie sehr er Dean liebte und wie sehr er ihn vermisst hatte, und falls es jemandem nicht gefiel, dann konnte derjenige sich einfach umdrehen. Er sank gegen Dean, als er merkte, wie sich Arme um ihn schlangen. Dean presste das Gesicht in sein Haar und zerknüllte mit den Fingern seinen Pullover.

Twist and Shout (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt