Kapitel 11

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Eine andere Schwester kam herein, um mit Cas vom Bett aus Dehnübungen zu machen. Dean entschuldigte sich und ging in den Flur. Er sah Tessa an der Schwesternstation lehnen, die einige Medikamente überprüfte und sich das Haar zurückschob. Sie war extrem schön, dachte er. Selbst wenn sie müde war, zeigte sie es nie – und ihr Lächeln ließ sie immer erstrahlen.

Sie sah auf, als er näher kam, lächelte ein wenig und notierte sich schnell etwas auf ihrem Klemmbrett.

,,Macht er seine Übungen?"

,,Mhm", sagte Dean. ,,Er mag es nicht, wenn ich zusehe. Dadurch fühlt er sich komisch."

Tessa lachte leicht und schüttelte den Kopf.

,,Warum magst du ihn so sehr?", fragte Dean. Tessa zuckte die Achseln.

,,Ich glaube, du kannst mir die Antwort darauf geben, aber ich schätze, es lag daran, dass er einsam war. Keine von den Schwestern hat wirklich – sie haben nicht wirklich mit ihm geredet. Was er hat, wird irgendwie zu einem Makel und, naja, die Leute wissen nicht, was hier passiert. Man hört von diesen sterbenden Jungs, die auf eine bestimmte Art leben, und die Leute bekommen Angst."

,,Ja", krächzte Dean. ,,Ich weiß."

Tessa zuckte erneut die Achseln.

,,Er wollte nur jemanden zum Reden, hauptsächlich über dich."

Sie sah ihn an.

Dean lächelte vage und spielte auf dem Tresen mit einem Kugelschreiber.

,,Was passiert mit ihm?"

,,Ein Pilz oder ein Tumor... Wir wissen es nicht..." Sie hielt inne und wägte ihre Worte ab.

,,Dr. Ether weiß es nicht genau. Es könnte an dieser Stelle alles sein. Er glaubt nicht, dass es sich lohnt, dem nachzugehen. Weitere ausführliche Untersuchungen könnten sein System ernsthaft belasten."

,,Es waren kaum zwei Wochen", sagte Dean. ,,Eigentlich sollte er mehr als–"

Tessa presste ihren Mund zusammen, versuchte, professionell zu bleiben.

,,Solche Dinge geschehen nun einmal", tröstete sie ihn, so gut sie konnte. ,,Aber er wird dich brauchen, ungeachtet der Zeit. Jetzt mehr denn je. Er beginnt zu fantasieren, und seine Erinnerungen kommen und gehen. Als wir dort drinnen waren..."

Sie brach ab, bedeckte ihren Mund und zwang sich, nicht zu weinen.

,,Tessa, du musst es mir sagen."

,,Dr. Ether fragte ihn, was das Letzte sei, an das er sich erinnere, und er sagte, er hätte dich am Stützpunkt abgesetzt."

Schweiß brach auf Deans Gesicht aus, befeuchtete es.

,,Das ist mehr als zehn Jahre her."

,,Es hält nicht an. In einer Minute scheint er sich daran erinnern zu können, in der nächsten nicht. Wir wissen es einfach nicht. Dean, du musst imstande sein, damit umzugehen."

Deans Fingernägel bohrten sich in seine Handflächen.

,,Ich möchte nur, dass es vorbei ist", hörte er sich sagen und schämte sich sofort dafür.

Tessa nickte.

,,Das ist vollkommen natürlich", flüsterte sie. ,,Wenn du möchtest, kann ich dir ein paar Tipps geben... Nur, um es einfacher für ihn zu machen."

,,Das wäre wirklich nett", krächzte Dean.

Die nächsten zwanzig Minuten verbrachten sie damit, es zu diskutieren. Dean hörte genau zu, als sie erklärte, was mit Cas' Körper passierte, wie bald er nicht mehr so viel schlafen und essen würde. Sie sprach über die Angst, die ihm seine Atmung auferlegte, davon, wie wichtig es war, ihn davon abzuhalten, sich zu sehr aufzuregen.

Twist and Shout (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt