Dritter Akt Szene 2

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Wenig später betritt der Doktor das Zimmer

Dr.: Na! (macht Vorhang auf) Die Sonne scheint!

-: Ach ja?

Dr.: Wunderschön! Diese Kraft, diese Eleganz, diese Gefahr!

-: Hat etwas Faszinierendes, ja.

Dr.: Das ganze Weltall ist faszinierend!

-: Oh ja.

Dr.: Wussten sie, dass es mehr Sterne gibt als Sand auf unserem blauen Planeten?

-: Nein, dass ist mir neu.

Dr.: Was mich direkt zu meinem Einstieg für heute leitet.

-: Planeten?

Dr.: Sand!

-: (lacht) Da haben sie mich wohl mit meinen eigenen Waffen geschlagen!

Dr.: Ich habe mir gedacht, dass das funktionieren kann.

-: Was hat es mit Sand auf sich?

Dr.: Stellen sie sich vor ich halte eine Hand voll Sand. Wie wollen sie herausfinden welches das kleinste Korn ist?

-: Ich verstehe nicht wie dies mir helfen soll.

Dr.: Überlegen sie einfach mal!

-: Nun, ich würde sieben.

Dr.: Genau!

-: Aber das ist eine ziemlich aufwändige Methode. Ich würde wohl eher...

Dr.: (unterbricht) Aufwändig, aber präzise! Genau so wie meine Therapie bei ihnen. Ich werde solange ihren Sand, was in diesem Fall ihr Leben ist, sieben bis ich ihr kleines Problem gefunden habe!

-: Ich werde es ihnen erzählen.

Dr.: Genialer Übergang, nicht wahr? Verstehen sie? Der Sand ist ihr Leben!

-: Ist ja gut! Ich habe ja gesagt ich werde es ihnen erzählen!

Dr.: Oh, na klar doch! Fangen sie an.

-: Also...

Dr.: (unterbricht) Moment noch! Mir fehlt mein Stift! Ah hier, ich hab ihn. Legen sie los.

-: Ein jeder Mensch fühlt sich manchmal einsam. Besonders in jungen Jahren. Man beginnt Dinge auszuprobieren, die die Eltern einem verbieten. Man testet Grenzen und entdeckt Neues. Oft geht dies gut und man entwickelt Stärken. Mich hat es einfach nur kaputt gemacht.

Also trieb ich mich in Szenen rum, die mir nicht gut tat und einfach gesagt: Ich nahm Drogen.

Dr.: Welche Drogen?

-: Legale, illegale, egal was.

Dr.: Hatten sie Favoriten?

-: Malé.

Dr.: Das ist eine Droge?

-: Sie lässt dich vergessen.

Dr.: Vergessen?

-: Sie lässt dich alle Sorgen vergessen.

Dr.: Und das auf Dauer?

-: Normalerweise nicht, doch bei mir...bei mir ist sie über all gewesen.

Dr.: Wie meinen sie das?

-: Sobald ich es nicht nahm, wurde sie lebendig, zwang mich sie zu nehmen und nahm ich vollkommen ein.

Dr.: Wie lange haben sie es ohne Malé ausgehalten? Also was war die längste Zeit?

-: Seit ich hier bin.

Dr.: Also 11 Tage.

-: Ja.

Dr.: Wie wurde sie lebendig?

-: Sie wurde zu einem Mädchen.

Dr.: In ihrem Alter und attraktiv?

-: Genau.

Dr.: Sehen sie sie heute noch?

-: Es wird weniger.

Dr.: Na , dann wird es ihnen ja besser gehen.

-: Ja, aber...

Dr.: Nun, das genügt für heute. Ich werde mir weiter Gedanken machen in Anbetracht dessen, was sie mir gerade erzählt haben, wie ihre Therapie weiterhin verlaufen wird. Ruhen sie sich aus. Das war eine erfolgreiche Stunde. Bis dann!

-: Na gut, bis dann.

Marie betritt das Zimmer.

Marie: Ich bringe ihnen ihr Abendessen.

-: Vielen Dank!

Marie: Das ist doch mein Job.

-: Und den machen sie hervorragend!

Marie: (lacht) Schleimen sie sich nicht bei mir ein! Das passt nicht zu ihnen.

-: Okey, aber nur wenn sie mir das Du erlauben.

Marie: Das Du soll ihnen gestatten sein!

-: Du verspottest mich!

Marie: Ein wenig (lacht). Ich finde es auch ein wenig irritierend. Wir sind gleich alt und du redest so geschwollen als wärst du 70 Jahre oder älter!

-: Ich lese viel, damit beschäftige ich mich.

Marie: Ich lese auch viel, aber wahrscheinlich liest du nicht aktuelles.

-: Außer die Zeitung.

Marie: Siehst du! Du bist bestimmt 70 oder du bist Benjamin Button.

-: (lacht) Ich bin mir sicher, dass ich das nicht bin. Aber ich muss sagen, dass Abendessen sieht heute mal gut aus.

Marie: Ja ich dachte ich bringe dir was von der neuen Kantine!

-: Von dem Doktor?

Marie: Ja, ich bin neu. Da werden so kleine Fehler schnell verziehen.

-: Und so was gleich am ersten Tag! (lacht)

Marie: Der Doktor scheint dich geknackt zu haben.

-: Ich habe mit ihm geredet ja.

Marie: Aber das ist doch gut! Jetzt weiß er alles und kann dir helfen!

-: Er weiß nicht alles.

Marie: Wieso nicht?

-: Er ist gegangen, bevor ich ihm alles erzählen konnte.

Marie: Er wir wieder kommen, dann kannst du es ihm ja erzählen.

-: Ja.

Marie: Also ich habe heute gleich noch die Nachtschicht. Die neuen werden hier wohl direkt ins kalte Wasser geschubst. Wenn was ist melde dich!

-: Gut, mache ich.

Marie: Gute Nacht!

-: Gute Nacht!


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