Lange blieb er alleine im Bett. Er hatte weder die Motivation, noch Lust aufzustehen. Sein Leben war irgendwie stehen geblieben und wollte nicht mehr voranschreiten. Kalypso hatte immer noch keine Neuigkeiten und Nichole war wieder einmal fleissig am Helfen. Jemand anderes zum Anlaufen hatte er nicht. Gut, da wären noch Scarlet und ihre Freunde, aber da war er lieber alleine, als zu ihnen zu gehen und um Unterhaltung zu flehen. Murrend, zog er die Decke über den Kopf und dachte verzweifelt nach, war er tun sollte. Vielleicht sollte er Nicholes Beispiel folgen und die Schutzorganisation etwas unterstützen. So hätte er wenigstens etwas Arbeit und könnte sich die Zeit vertreiben. Oliver hätte das bestimmt so getan... Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken an seinen Bruder wieder zu vertreiben und stand auf. Lieber nicht an ihn denken, sonst wäre der Tag nur grauer, als er es eh schon war. Da hätte er auch gerade im Bett bleiben können.
Schnell hatte er sich umgezogen und war ins Freie getreten. Es war schon Mittag, weshalb schon viele Wandler und Menschen unterwegs waren. Er wich aber den Wegen mit den meisten Leuten aus, da viele hektisch herumliefen oder in Gedanken vertieft waren, was zu mehreren Zusammenstössen führte, die er selber lieber vermeiden wollte. Nach einiger Zeit gab er es aber auf und verzog sich schnell in eine Gasse, um sich dort zu verwandeln. Da der Fussweg zu voll war, wich er lieber auf den Luftraum aus, der viel mehr Platz anbot. Wenn er Nichole richtig zugehört hatte, musste er zur Zentrale, um nach möglicher Arbeit zu suchen. Falls er Glück hatte, war sie auch gerade dort, aber nach dem, was in letzter Zeit geschehen war, bezweifelte er, dass das Leben ihm diese Freude bereitete. Er breitete die Flügel aus und war nach ein paar kräftigen Schlägen schon über den Häusern und überflog die Stadt. Kurz musste er sich neu orientieren, da er bis jetzt alles zu Fuss gesehen hatte, doch es dauerte nicht lange, bis er das richtige Gebäude gefunden hatte. Einmal umkreiste er es, um eine freie Stelle zum Landen zu finden und bemerkte, dass das Dach als Landeplatz diente, da er nicht der Einzige war, der den Luftweg bevorzugte. Gerade vor ihm war ein Falke gelandet und hatte sich in ein Mädchen verwandelt, das einfach durch die einzige Tür auf dem Dach lief. Er war etwas verwundert, dass die Tür überhaupt nicht abgeschlossen und somit zugänglich für jeden war, doch er nutzte lieber das Gelegenheit, als sich durch den Haupteingang am Boden zwischen den ganzen Wandlern zwängen zu müssen. Sofort liess er sich Richtung Dach fallen und bremste etwa einen Meter über dem Boden ab und liess sich den Rest als Mensch hinunter fallen. Angekommen, eilte er zur Tür und drückte immer noch etwas skeptisch die Klinke hinunter, doch tatsächlich ging die Tür auf. Vielleicht überwachten sie ja den Luftraum und konnten deswegen kontrollieren, woher die einzelnen Wandler kamen. Er wandte den Blick kurz nach oben und erkannte tatsächlich einen weiteren Adler weit oben am Himmel fliegen, der seine Kreise um einen bestimmten Bereich zog. Etwas erleichtert, seufzte er und betrat das Gebäude.
Drinnen war es still, mit Ausnahme der Schritte des Mädchens, das vor ihm gelandet war. Es gab nur eine Treppe die hinunter führte und die er wohl oder übel nehmen musste. Je weiter er hinunter gelangte, desto lauter wurden die Geräusche und jedes Stockwerk bot eine neue Geräuschkulisse. Ein Ende schienen die Treppen nicht zu nehmen, bis er schliesslich im Erdgeschoss ankam und sich um sah. Es waren mehrere Schilder aufgestellt worden, die auf die verschiedenen Abteilungen hinwiesen, einer von ihnen auch die Sammelstelle für freiwilligen Arbeit. Er folgte dem beschrifteten Gang und fand sich in einem grossen Raum wieder, in dem mehrere Tische aufgestellt waren und von mehreren Wandlern besetzt waren, die irgendwelche Unterlagen durchgingen und weitere Personen ihre zugeteilte Aufgabe erklärten und gerade zuwiesen. Falsch konnte er also unmöglich sein. Er stellte sich an der kürzesten Schlange an und durfte wieder eine Weile warten, bis er schliesslich dran war und konnte währenddessen das Formular ausfüllen, das er gleich darauf wieder abgeben konnte. Der Mann am Tisch überflog die Informationen und blickte ein paar Male auf, um ihn prüfend anzuschauen. "Clovis Stone?", wurde er knapp gefragt, worauf er nur stumm nickte. Wahrscheinlich war er ein Kollege seines Bruders gewesen und sah erst jetzt die Ähnlichkeiten. Der schwarzhaarige Mann seufzte leise und besah sich noch den Rest des Formulars, ehe er sich ihm wieder zuwandte. "Wir bräuchten Hilfe beim Empfang der Neuankömmlinge. Wir finden noch immer viele Menschen und Wandler, aber bei der Organisation und Zuordnung fehlen uns Hilfskräfte. Würdest du da mithelfen?" Das hörte sich für ihn zu sehr nach langweiliger Formulararbeit an, aber er wollte ja helfen und wenn sie dort am meisten Unterstützung benötigten, dann musste er einfach da durch. "In Ordnung.", stimmte er knapp zu. Der Schwarzhaarige sah wieder auf die Formulare hinab und suchte sich eine der aufgestellten Aufgaben aus. Als er sich entschieden hatte, nahm er ein leeres Blatt und notierte darauf die Wegbeschreibung und die Leitperson. "Du wirst am Empfang stehen und die Neuen in Gruppen unterteilen." Klasse. Es gab wohl nichts Interessanteres, als Personen zu sortieren. "Okay.", nickte er und nahm das Blatt mit der Ortsbeschreibung an sich. Schnell verliess er wieder den Raum und zwängte sich durch die Menge hinaus ins Freie.
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Tierherzen
Viễn tưởngDritter Band der Wandler-Trilogie! - "Bitte, mach was du willst. Aber wenn du schlussendlich vor ihm stehst und nicht schiessen kannst, hat er kein Problem damit, dich umzubringen." - Zwar ist das Versteck der Schutzorganisation zerstört worden, abe...