Kapitel 15: Sein Wille

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Mit schnellen Schritten eilte er zum Gebäude und stiess die Türe auf. So lange hatte er nun auf diesen Moment gewartet. Gehofft, dass sie es vor dem Grossen Schlag hinkriegte. Und nun war es soweit. Endlich hatte sie sich gemeldet. Endlich konnte sie ihm genauere Informationen geben. Nichole hinter ihm versuchte ihn abzubremsen, um mit ihm mitzuhalten, doch er wollte anfangs überhaupt nicht langsamer laufen. Leider war das Ziehen an seinem Arm so mühsam, dass er irgendwann einfach stehen blieb und sie in seinen Rücken knallte. "Vielen Dank auch.", schmollte sie. "Ich habe gebremst, so wie du es wolltest.", verteidigte er sich. "Klar, aber nicht so schnell... Du hast mir ja nicht einmal die ganze Geschichte erzählt, wieso du dich mit Kalypso treffen willst.", behauptete sie und sah direkt zu ihm hinauf. Unwohl rieb er seinen Nacken, da er nicht jetzt alles erzählen wollte. Er hatte schon Nichole erzählte, wie sehr er sich sorgte, dass Spike beim Grossen Schlag mitmachte. Aber das, was er mit Kalypso besprochen hatte, verschwieg er ihr noch. Dann kannte sie seinen wirklichen Grund für das Mitmachen bei diesem Angriff. Und wegen Nächstenliebe war es ganz bestimmt nicht.

"Kann ich es dir später erklären? Im Moment will ich einfach zum Gespräch... Ich verspreche dir, dass ich es alles heute Abend erzähle. Du hast ja sowieso noch Arbeit zu erledigen, oder?", versuchter sie zu überzeugen. Sie sah ihn kurz skeptisch an, nickte aber darauf. "Von mir aus. Solange du nachher ehrlich mit mir bist.", verabschiedete sie sich damit und rieb ihm kurz aufmunternd den Arm, ehe sie los eilte, um sonst irgendwo mitzuhelfen. Ob das wirklich gut gegangen war, wusste er nicht. Bestimmt gefiel ihr es nicht, dass er so etwas wichtiges ihr vorenthielt, aber zum Glück war sie eine geduldige Person. Und er wollte sein Versprechen wirklich halten. Wie positiv sie darauf reagierte, wusste er nicht und ein wirklich gutes Gefühl hatte er dabei auch nicht...

Lange blieb er aber nicht tatenlos herumstehen. Er wollte schliesslich noch seine Antwort holen. Selbst wenn Nichole ihn nicht unterstützte, würde er das durchziehen. Er eilte durch die Gänge des Hauptgebäudes und kramte den Notizzettel mit den Angaben aus seiner Hosentasche heraus. Kurz musste er seine eigene Sauklaue verfluchen, da er zu aufgeregt war, um anständig zu schreiben. Doch mit zusammengekniffenen Augen konnte er die Buchstaben und Nummer entziffern und den richtigen Weg finden. Unterwegs begegnete er ziemlich viele Wandler, die hin und her eilten. Wahrscheinlich alles noch die letzten Vorbereitungen zum Grossen Schlag, der kurz bevorstand. Jedenfalls hatte sie es einmal kurz verkündet und dann den Termin immer weiter verschoben, so dass es wieder unklar war, wann genau es stattfand. Er beschwerte sich nicht darüber, immerhin hatte er so mehr Zeit gehabt, sich selbst vorzubereiten und Kalypso konnte auch ihre Nachforschungen beenden. Während sie in einer Ecke an ihrem Computer herum getippt hatte, hatte er an Aufträgen und Trainingseinheiten teilgenommen, um den Umgang mit einer Pistole zu lernen. In dem abgeschlossenen Gebäude hatte er keine Chance, sich ohne Komplikationen zu verwandeln. Und Pellegrin war sowieso der kleinere Raubvogel, also würde er bestimmt nicht in Tiergestalt kämpfen wollen. Also blieb Clovis keine andere Wahl, als selber zur Pistole zu greifen und ihn mit derjenigen Waffe töten, mit der auch sein Bruder umgebracht wurde.

Er stiess die Tür zum dunklen Computerraum auf, der nur durch die hellen Bildschirme beleuchtet wurde. Sofort ertönten Beschwerden über den durch die Türe eingedrungen Lärm und Licht, so dass Clovis schnell den Spalt schloss, um nicht gleich eine Massenpanik zu erzeugen. Kurz sah er sich im nun wieder ruhigen Raum um und entdeckte auch Kalypso in der Mitte. Vorsichtig drängte er sich an die Tische und Stühle vorbei und schaffte es ohne weitere Störungen zu ihr. "Endlich bist du da!", seufzte sie aus und tippte unruhig mit den Fingern auf dem Tisch herum. "Das waren etwa zehn Minuten...", entgegnete er verwirrt. "Hättest trotzdem schneller sein können!" "Okay, wieso bist du so unruhig?", fragte er einfach. "Mir sind meine Stängel ausgegangen... Ich habe nichts zum Kauen...", antwortete sie knapp und starrte ihn direkt an, "Willst du jetzt die Infos oder nicht?" "Ja, ich will sie.", antwortete er und ging lieber nicht weiter auf ihre Unruhe ein. Sonst könnte das zu einem Streitgespräch werden, das ihn auch nicht weiter brachte. "Gut, dann hör mal her." Sie drehte den Stuhl und wandte sich wieder dem Computer zu, auf dem sie eine grobe Skizze eingescannt und mehrere Seiten Notizen aufgeschrieben hatte, von denen nur ein paar unterstrichen waren.

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