2 Kapitel

66 10 0
                                    

"Hey, Kopf hoch mann! Heute ist dein siebzehnter! Wir werden feiern, aber mal so richtig. Diesen Tag wirst du nie vergessen, glaub mir." Ja, das werde ich tatsächlich nicht. Und das bloss wegen meiner verdammten Naivität...
Wir bogen ab, und nun konnte man schon Teile des Hundeparks sehen.
Dort angekommen, schaute ich mich erstmal misstrauisch um. Pete steuerte direkt auf 'unsere' Bank zu, und zündete sich eine Kippe an. "Krieg ich auch eine?"
"Nee, du kriegst was besseres! Da es dein siebzehnter ist, wollte ich was Besonderes machen. Also hab ich dir das hier gekauft.", sagte er und zeigte dabei auf das Tütchen, welches er vorhin aus dem Schuh gezogen hatte.
"Was... Was ist das?", fragte ich unsicher.
"Na Gras!" Spätestens hier würden bei jedem normalen Menschen die Alarmglocken läuten, doch naiv und neugierig wie ich doch war, fragte ich weiter: "Und was bringt das?"
"Es lässt dich alle Sorgen vergessen. Das ist es was du manchmal brauchst, Sevi. Du musst dich mal entspannen können. Lachen. Spass haben. Und dieses Zeug wird dir dabei..."
Weiter kam er nicht, denn auf der Strasse hinter uns, welcher ich den Rücken zugewandt hatte, fuhr ein Auto.
Ist doch nur ein Auto... Erst als Pete plötzlich unruhig wurde, sagte "eeh... Ich muss dann auch schon los... Mach es einfach in deinen Tabak rein und dreh die Kippe damit. Schönen siebzehnten noch! Bye!", mir das Päckchen gab und davonstürmte, wurde mir etwas komisch zumute.
Was hatte ihn so sehr verstört, dass er mich einfach so stehen liess? Wir wollten doch feiern! Hatte er etwas vergessen?

Warum gab Pete mir Drogen? Wir hatten in der Schule mal einiges über dieses Zeug gelernt. Immer hiess es, wer das nahm sei ein Psychopath, es sei ein Verbrechen, es mache abhängig. Man wurde regelrecht dagegen erzogen. Warum eigentlich? Und warum hatte Pete mit solchen Sachen zu tun? Wo nahm er bitte Gras her? Nun gut er war um einiges älter als ich, einundzwanzig schon. Nun sah ich ihn in einem ganz anderen Licht.
Ein Räuspern liess mich zusammenzucken.
"Junger Mann? Was ist das in ihrer Hand? Sieht interessant aus. Darf ich mir das anschauen?"
Hinter mir stand ein Polizeiauto, in dem zwei Polizisten sassen.
"Das eeh... Hat mir ein...", wollte ich mich verteidigen, doch er unterbrach mich und riss mir das Päckchen aus den Fingern. "Gras also, hmm? Robert, gib mir doch bitte mal die Waage damit ich es wiegen kann."
Robert hiess er also, der Mann auf dem Beifahrersitz.

Eben dieser gab dem Fahrenden nun also eine Waage, die wenn sie auch nur ein wenig mehr Gewicht gezählt hätte, mich in den Knast oder so gebracht hätte. Aber -Glück im Unglück-, sie zählte drei und nicht ein Milligramm mehr.

Drei ist nämlich die Grenze. Die Grenze, welche man nie überschreiten darf. Wenn man mit mehr erwischt wird? Knast. Und Knast ist nicht gut. Gar nicht gut. Eine Geldstrafe ist zwar auch nicht das was man sich zum siebzehnten wünscht, aber besser als Knast.

So muss man nur einige hundert Euro bezahlen, und ist dann wieder fein aus der Sache raus. Das einzige was bleibt ist der Spott der anderen, die sich über die Dummheit der Erwischten den Arsch ablachen. Denn wer ist auch so dumm und lässt sich erwischen? Sie ja ganz bestimmt nicht. Nein, niemals. Merkt man den winzig kleinen Anteil an Ironie und Sarkasmus in den letzten Sätzen? Ja? Gut. So ist's nämlich gedacht.

"Junger Mann? Hören sie mir noch zu?", fragte Roberts Fahrer. "Eeh hmm klar...Natürlich.", sagte ich sofort, und verfluchte meine Gedankengänge. "Es sind drei Gramm. Dürften wir vielleicht ihren Ausweis sehen?" Robert glubschte mich gespannt mit seinen kleinen Schweinchenaugen an. Widerwillig holte ich meinen Ausweis aus meiner Tasche und reichte ihn an den Fahrer weiter. "Heute Geburtstag, ja? Pech kleiner. Deine Eltern werden ein bisschen Geld bezahlen müssen. Würdest du uns vielleicht zu dir nach Hause führen?"

So führte ich die zwei eben zu mir, während ich auf der Rückbank des Polizeiautos sass. Bei mir zu Hause starrte mich Adrian entsetzt an. Robert und der andere Polizist zeigten ihm das Gras, redeten lange miteinander. Während die Erwachsenen so diskutierten, zog ich mich in mein Zimmer zurück. Ein schwarzer, kaum beleuchteter Raum. Er wirkte sehr düster, aber ich mochte ihn. Es war das perfekte Zimmer, nicht sehr ordentlich aber auch nicht zu messihaft. Hausaufgaben konnte man dort keine machen, aber die machte ja auch keiner. -War ja nicht nötig, da ich die Schule schmeissen wollte. Stattdessen werde ich eine Ausbildung beginnen, als irgendwas, was Spass macht. Ich werde wohl spontan sein, denn einen richtigen Plan hatte ich nicht.

Leben auf der Strasse?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt