Die Hoffnung... sie verblasst.

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Es wird Morgen und wieder Abend, Tag und Nacht. Es vergeht eine Stunde nach der anderen und nichts scheint sich zu ändern. Jeder Tag ist gleich, jeder Tag ist eine Qual.
Eine Woche ist bereits vergangen, seit die Strohhüte Nakamura und seinen Männern entkommen sind. Das Schiff ging nahe der Stadt am Eingang einer durch hohe Bäume getarnten Höhle vor Anker, was sich als ein ausgezeichnetes Versteck herausstellte. Es gibt Schutz vor dem Wind und frisches Wasser. Das Wetter blieb all die Tage warm und trocken. Kein einziger Regentropfen kündigte bis jetzt das Ende dieser glühenden Hitze an. Doch obwohl die Temperaturen von Tag zu Tag steigen, bleiben die Abende und Nächte kühl.
Die Piraten scheinen allerdings weder das Wetter noch das liebliche Zwitchern der Vögel oder das sanfte Wellenrauschen wahrzunehmen. Ihre leeren traurigen Blicke, ihre ständige Lustlosigkeit und die großen Schuldgefühle, die die Crew mit sich trägt, sind ein völliger Kontrast zu einem solch paradisischen und entspannenden Ort.
Jeder Tag vergeht, bloß um einen weiteren langen Tag, in dem Sorge, Wut und Kummer Alltag sind, mit sich zu bringen. Mit jedem weiteren Tag sinkt die Hoffnung und steigt der Zweifel, der sich in den Köpfen der Piraten eingenistet hat und sich wie eine Krankheit immer mehr ausbreitet. Die Chancen, ihren Freund und Kameraden wieder aufwachen zu sehen, sinkt mit jeder vergangenen Minute, in der er seine Augen nicht öffnet, in der er ihnen nicht ein Lebenszeichen von sich gibt. Kein Zucken, kein Wimpernschlag, kein einziger Huster oder Jammerlaut, auf den die Piraten doch so gedultig warten, wird vernommen. Es scheint, als wäre er tot, als würde ihr Kamerad, der sie all die lange Zeit lang auf dem Meer begleitet hat, nicht mehr unter ihnen weilen. Was ihnen bleibt und deutlich macht, dass ihr Freund lebt, ist einzig und allein das Wort ihres Arztes, der nach jeder täglichen Untersuchung nur noch den gleichen Satz ausspricht: "Sein Zustand ist unverändert."
Es war ein großer Trost und ein Schimmer der Hoffnung erhellte das Schiff, als die Strohhüte das erste Mal diesen Satz hörten. Denn zuvor hieß es nur: "Sein Zustand verschlechtert sich immer mehr." Doch auch ein unveränderter Zustand ist keine gute Nachricht. Denn so sehr ihr Freund litt und am sterben war, so sehr leidet er auch jetzt und steht weiterhin an der Grenze zwischen Leben und Tod. Wie sehr wird er noch leiden müssen? Wie lange wird er sich noch quälen? Wird er es überstehen? Bis heute sind diese Fragen ungestellt und keiner wagt sie sich selbst zu beantworte.
Jedes Crewmitglied leidet. Und sollten bereits Tränen geflossen sein, so sind sie schnell versiegt, denn ihr Freund ist noch nicht tot. Und mit einem Käptn wie dem ihren, herrscht immer noch ein Funken Hoffnung auf dem Schiff und der Glaube an eine plötzliche Genesung bleibt bestehen. Denn wenn alles Lachen ein Ende findet, bleibt den Piraten ein fröhlich und naiv grinsender zukünftiger Piratenkönig.

Seit dem plötzlichen Angriff Nakamuras auf Sanji ist bereits eine ganze Woche vergangen. Der Zustand des Smutjes verbessert sich nicht, was den Rest der Crew schwere Sorgen bereitet. Ihren Freund in solch einer misslichen Lage zu sehen, schmerzt auch sie. Es muss immer eine Person auf den Smutje aufpassen und so wechseln sich die Piraten alle zwei Stunden ab, um ihren Kameraden im Auge zu behalten.
Die Situation verspricht nichts Gutes und trotzdem bleibt vor allem Ruffy positiv gestimmt und zaubert den anderen immer ein Lächeln aufs Gesicht. Nami hat das Kochen übernommen und Franky und Robin begeben sich immer in die Stadt, um etwas zu essen zu besorgen. Chopper untersucht Sanji täglich zwei bis drei Mal. Er ist für die Gesundheit seiner Crew verantwortlich und würde sich niemals verzeihen, würde er nachsichtig werden. Und doch plagen ihn gewisse Schuldgefühle gegenüber den anderen. Denn obwohl er ihr Arzt ist und Ruffy über alles im Falle Sanji informieren sollte, bringt er es nicht übers Herz ihnen die traurige Wahrheit zu überbringen. Schon seit zwei Tagen tut Chopper nichts, um Sanjis Genesung voranzutreiben. Seit zwei Tagen überprüft er bloß dessen Werte und Fortschritte. Denn Chopper ist hier an seine Grenzen gestoßen. Er hat alles getan, was er tun konnte. Keine OP, kein neues Medikament, keine neue Behandlungsmethode, die er kennt, könnte helfen. Chopper hat angefangen an seinen Fähigkeiten als Arzt zu zweifeln, denn auch die bisherigen Methoden ergaben kein positives Ergebnis. Die jetzige Behandlung dient einzig und allein dafür, Sanji so lange wie möglich am Leben zu erhalten. Diese grausame Wahrheit kann das kleine Rentier nicht preisgeben, er bringt es nicht übers Herz. Doch er weiß, dass er dies früher oder später tun muss und auch tun wird.

Ich allein trage die SchuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt