Lassen wir die Vergangenheit ruhen.

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Nach etwa einer Stunde und einem wohltuenden Schläfchen wird Zoro von Choppers intensivem Blick geweckt. Der Doktor ist soeben aus dem Krankenzimmer rausgeschlümpft und steuerte auf direktem Wege auf Zoro zu.
"Ist etwas passiert? Geht es dem Koch gut?" Zoro ist leicht irritiert und nervös. Anscheinend will der kleine Arzt mit keinem anderen als ihm sprechen, denn er bemüht sich stark, die auf dem Schiff verstreuten Piraten nicht auf sich aufmerksam zu machen. Zoro hebt beide Augenbrauen als Chopper nicht antwortet, sondern seinen Kopf leicht nach unten neigt. "Willst du mir und den anderen nicht sagen, wie es um unseren Kranken steht? ...Chopper?" "Also..., Sanji möchte erstmal keinen sehen. Er meinte, er bräuchte etwas Zeit, um sich auszuruhen und..." "Und?", hakt Zoro nach. "Und er möchte mit dir sprechen. ...Jetzt."
Zoros Herz rutscht ihm in die Hose, als er Chopper zu Ende sprechen lässt. Der Koch will ihn vor allen anderen sehen. 'Das hätte ich mir ja auch denken können, nach allem was passiert ist.' Und doch hat er dieses unvermeidliche Gespräch aus seinen Gedanken verbannt. Er selbst weiß bereits, dass er Mist gebaut hat. Das will er sich jetzt nicht auch noch von dem Löffelschwinger anhören müssen. 'Doch er hat alles Recht dazu.', denkt sich Zoro und läuft mit einer verzogenen Miene in Richtung des Zimmers, in dem das Gespräch wartet, dass er seit Beginn dieses Alptraums am liebsten meiden würde. Chopper starrt leicht verunsichert die Tür an, in der der Schwertkämpfer verschwindet. Alle Mitglieder der Crew haben geahnt, dass, sollte Sanji wieder zu sich kommen, zwar das Schlimmste überstanden wäre, die ganze Situation jedoch noch kein Ende gefunden hätte. Denn der schreckliche Streit zwischen Zoro und Sanji bleib weiterhin in den Köpfen der Strohhüte als eine ungewünschte Erinnerung vorhanden. Noch nie ist eine Auseinandersetzung zwischen den beiden so eskaliert und keiner weiß, wie und ob das Ganze ein gutes Ende nehmen wird. Werden sich die beiden Freunde wieder vertragen? Wird die ihnen wohl bekannte Stimmung auf dem Schiff zurückkehren können?
Chopper weiß nicht, wie er helfen könnte. Und so setzt er sich nur auf das Gras an Deck und wartet. Wartet, wie es auch der Rest der Crew tut. Ruffy und einige anderen haben bereits bemerkt, dass nun die Zeit gekommen ist, die beiden in Ruhe sich aussprechen zu lassen. Und so informieren sie sich gegenseitig über die jetzige Lage auf der Sunny.
Ruffy gesellte sich zu Chopper und schleppte Lysop gleich mit sich, um Sanji und Zoro etwas Freiraum zu bieten. Die drei versuchten unter größter Mühe sich auf etwas anderes zu konzentrieren und starteten erfolgloss Gespräche über die banalsten Themen, wie das sich unverändernte Wetter, die Unterschiede zwischen Lysops langer und Choppers blauer Nase oder Frankys verschiedenen Hawaii-Hemden. Nami begab sich währenddessen unter das Deck, um den erwähnten Schiffszimmermann aufzuspühren und ihn davor zu warnen, sich auch nur in die Nähe des Krankenzimmers zu begeben. Robin und Brook setzten sich stattdessen an den Tisch in der Kombüse, um die bestehenden Sorgen mit einem schönen heißen Tee runterzuspühlen.

Als Zoro über die Türschwelle ins Zimmer tritt, liegt Sanji im Krankenbett und hält seine Augen geschlossen. Erst als er die Tür zugehen hört, öffnet er diese und blickt in die nichtssagenden Augen seines Gegenübers. Zoro wagt es nicht sich zu rühren, wagt es auch nicht etwas vor dem Koch zu sagen. Er sieht aus wie ein Tier, das in eine auswegslose Situation geraten ist und nicht weiß, ob es zu fliehen oder zu kämpfen versuchen soll. Sanji muss bei diesem Gedanken schmunzeln. Den immer auf cool tuenden Schwertkämpfer so zu sehen ist eine einmalige Gelegenheit. Sein Lächeln verschwindet jedoch schnell, sobald er an die ihm bevorstehenden Worte denkt, die er dem Schwertkämpfer unbedingt mitzuteilen hat. Sein Ausdruck wird ernst, leicht traurig, so scheint es Zoro. Mit einer stummen Kopfbewegung weißt Sanji auf einen Stuhl neben dem Bett hin. Nach kürzerem zögern und intensivem Anstarren dieses Objektes, entscheidet Zoro, neben dem Koch Platz zu nehmen. Währenddessen setzt sich Sanji im Bett aufrecht hin, um mit dem Marimo auf einer Höhe zu sein. Eine Weile lang herrscht Stille zwischen den beiden. Sanji starrt auf die ihm gegenüberliegende Wand, Zoro auf die wunde, einbandagierte Hand des Kochs, was sich jedoch als großer Fehler erweist. Denn sofort überkommen ihn Schuldgefühle, als er daran denken muss, wie der Koch seine kostbare Hand für Ruffys Leben opfern wollte und ohne zu zögern das Schwert Nakamuras abfing, während Zoro nur tatenlos zusehen konnte.

Ich allein trage die SchuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt