Die Elfentochter

8. Kapitel

Ein unüberhörbares piepen schallte in meinen Kopf und wurde von Sekunde zu Sekunde lauter und aufdringlicher. Wer will nicht so geweckt werden?

Ich seufzte leise in mich hinein und öffnete meine Augen. In dem Zimmer war es größten Teils dunkel, nur die paar Sonnenstrahlen, die sich durch das Rollo hindurch verloren hatten, tänzelten leicht auf dem Boden herum.

Neben mir reckte sich Louana und gab ein unverständliches Grunzen von sich. Aurel schien noch in seinem Traumland zu sein, was mir aber ziemlich merkwürdig vorkam, angesichts des lauten Geräuschs.
Yasmine saß neben Pinto auf dem Bett und rieb ihre Augen.
Pinto zwang sich dazu aufzustehen und mit einem Kleinen "Halt die Fresse.", drückte er auf einen Knopf von dem Wecker und das Geräusch verstummte.

Sound of Silence.

Die Nacht ging wie immer viel zu schnell zu rum. Ehe man sich versah war es 6:45 Uhr. Grässlich.

Louana machte sich daran Aurel zu wecken, wenn auch nicht auf die ganz sanfte Weise. Sie schüttelte ihn grob an den Schultern und zog ihm die Decke weg.
Verschlafen blinzelte er mit den Augen und sah sie dann im nächsten Moment genervt an.
Lou zuckte nur mit den Schultern. " Hase, das wäre dir erspart geblieben, Wenn du einfach, wie jeder normale Mensch von dem Wecker wach werden würdest.", Zufrieden mit sich selbst, grinste sie Aurel neckisch an.

***

Yasmine, Lou und ich waren inzwischen wieder in unserem Zimmer angekommen und machten uns fertig für den Unterricht.
Heute stand in den ersten zwei Stunden Physik an, dann eine Stunde Mathe und anschließend zwei Stunden MYWF, was auch immer das sein mag. Ich überlegte eine Weile darüber nach, was es wohl sein könnte, bis ich einen Blick auf meine Uhr wurf und schnell meine Sachen für den Unterricht schnappte, damit wir nicht noch zu spät kommen würden. Yasmine stand bereits fix und fertig an der Tür und legte ihre Stirn in Falten, als sie sah wie ich hektisch meine sieben Sachen beisammen suchte und dann auf sie zu flizte. "Was ist mit Lou ?" Fragte ich, als meine Füße wieder fest auf dem Boden standen. Mit einem kopfnicken in Richtung Bad antwortete sie:" Die liefert sich noch einen Kampf mit ihren Wimpern."

***

Mrs. Oxily, unsere Mathe- und Physiklehrerin ist eine eher kleine und schmächtige Frau, jedoch konnte man gut erkennen, dass sie auch Selbstverteidigung unterrichtete. Sie war sehr muskulös gebaut und ihre Augen sahen immerzu wach aus. Es war unübersehbar welches Element sie beherrschte, auf Grund ihrer fuchsroten Haare und dem besonders scharfen Ton an die Wasser-Elementenbändiger.

Durch ihr Auftreten hatte sie sich direkt Respekt bei dem gesamten Kurs verschafft und keiner kam auf die Idee, den Unterricht durch eine doofe Bemerkung oder Papierkügelchen zu stören.

Ich grübelte schon seit 15 Minuten über einer Aufgabe und kam einfach nicht weiter. Auch meine hilflosen Blicke zu Pinto, der in meiner Nähe saß brachte nichts, da dieser mindestens genauso verzweifelt aussah wie ich.

"Loki, tragen Sie bitte ihre Ergebnisse der ersten Aufgabe vorn an der Tafel vor."
Aufeinmal wurde es schlagartig noch ruhiger und alle Köpfe drehten sich zu dem Blondhaarigen Jungen in der letzten Reihe. Er war Wasser-Elementenbändiger und ich war keineswegs überrascht, dass sie einen von "uns" dran gekommen hat. Jedoch muss ich zugeben, dass ich noch nicht weiß, was Mrs. Oxily gegen uns Wasser-Elementenbändiger hat.

Schüchtern trat Loki nach vorne an die Tafel. Er nahm sich ein Stück Kreide und begann die Aufgabe anzuschreiben, dabei stets unter Beobachtung der strengen Augen von Mrs. Oxily. Ich betete insgeheim, dass die Lösung Richtig war, er sah so hilflos aus. Auch die Hilfesuchenden Blicke zu seinen Mitschülern brachten nichts, da diese mindestens genauso viel Verstanden, vielleicht sogar noch weniger als Loki, von dieser Aufgabe. Er schrieb seine Gleichung an und begann diese aufzulösen.
"Falsch!", fuhr Mrs. Oxily Loki an. Dieser Zuckte erschrocken zusammen und blickte sie verwirrt an. "Setz dich wieder hin, sonst stehe ich morgen früh noch hier!" Streng schaute sie ihm tief in die Augen und er machte sich schleunigst daran, zu seinem Platz zurückzukehren.
"Weiß jemand anderes, wie die Lösung lautet?" Fragte sie und blickte in 20 ratlose Gesichter.