Kapitel 15

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Die nächste Woche verging wie im Flug.
Ceylan versuchte mich jeden Tag auf andere Gedanken zu bringen und zugegeben schaffte sie das auch ganz gut.
Man könnte auch sagen ich hatte meine Situation schon ziemlich gut verdrängt.
Wir waren im Kino, am Strand, Eis essen und vieles mehr.
Das schlimmste aber war ich verliebte mich jeden Tag ein bisschen mehr in sie.
Ein Leben ohne sie? Für mich nicht mehr vorstellbar.
Gerade lagen wir dicht an dicht gemeinsam auf ihren Bett und sahen uns einfach nur an.
Ich liebte das.
Wir konnten einfach so daliegen und unsere ineinander vergangenen Blicke erzählten sich einander mehr als Worte.
Sie waren einfach nicht nötig.
Lächelnd erhob Ceylan ihre Hand und streichelte zärtlich über mein Arm, beugte sich über mich und hauchte mir viele kleine Küsse auf die Lippen, als plötzlich mein Handy klingelte.
Augen rollend raffte ich mich auf und sah auf mein Display.
<<Dad...>>, murmelte ich und spielte mit dem Gedanken einfach nicht ranzugehen.
Ich wollte diesen Moment einfach nicht zerstören.
<<Geh ran. Vielleicht entschuldigt er sich ja bei dir für sein Verhalten.>>, sprach sie mir zu und ich hatte für einen kurzen Moment einen kleinen Hoffnungsschimmer.
<<Schön das du auch mal rangehst!!! Beweg dich her morgen geht's los ohne Widerrede.>>
Ich schluckte.
Ceylan hatte natürlich alles mit angehört und riss mir das Handy aus der Hand.
<<Sie können sie nicht einfach gegen ihren Willen mitnehmen!!!>>
<<Und ob ich das kann!>>, rief Dad durch's Handy und legte auf.
<<Ich sollte zurück gehen und nochmal versuchen so mit ihm zu reden.>>, gab ich klein bei und stand auf.

Ceylan hatte mir geholfen meine Sachen zusammen zu packen.
Ich verabschiedete mich von ihr, weil ich den Weg nach Hause allein sein wollte.
Vielleicht fiel mir ja doch noch eine rettende Idee ein um meinen Arsch aus dieser Lage zu bekommen.
So schlenderte ich mit schweren Schritten die Straße entlang und hielt vor meiner Wohnung.
Komisches Auto. Vor der Wohnung stand ein Kleinwagen, den ich noch nie gesehen hatte.
Ich betrat den Eingang und hörte eine verzweifelte Frauenstimme.
<<Du kannst sie mir jetzt nicht auch noch ganz wegnehmen, wenn du mir schon den Kontakt mit ihr verbietest!>>
<<Doch ich kann wer musste mich den mit einer Frau betrügen?! Verdammt ich habe alles für dich gemacht!!!>>, hörte ich Dad schreien.
Keiner hatte bemerkt, dass ich in nun in der Wohnungstür stand und fassungslos mein Gepäck fallen ließ.
<<Mom?>>, entwich mir und ruckartig drehten sich beide zu mir um.
<<Deshalb solltest du nicht herkommen Nathalie. Du bringst nichts als Ärger!>>
Aufgebracht trat Dad gegen den Stuhl in der Küche, wobei Mom und ich uns immer noch entgeistert gegenüber standen.
Sie war noch genauso wie ich sie in Erinnerung hatte.
Ok etwas älter aber die langen dunklen Lockenhaare, die Augen die fast genauso aussahen wie meine.
Sie war etwas größer als ich. Aber nicht viel vielleicht ein Kopf.
Langsam kam sie auf mich zu und blickte mir dabei fest in die Augen.
Kurz vor mir blieb sie stehen um mich eine Sekunde später in ihren Armen zu reißen.
<<Ich dachte ich seh dich nie wieder.>>, entwich ihr.
Stocksteif stand ich da und versuchte das alles zu realisieren.
Da stand einfach mal meine Mom vor mir, die ich gute sechs Jahre nicht mehr gesehen hatte und umarmte mich als wäre es das normalste der Welt.
Überfordert stieß ich sie etwas zurück.
Allerdings huschte trotzdem ein Lächeln über mein Gesicht und Mom lächelte zurück.
Jetzt wusste ich auch wieder woher ich diese Grübchen hatte.
Dad stand sich haareraufend neben uns und war kurz davor komplett auszurasten.
Mom drehte ihren Kopf zu ihm und nahm meine Hand.
<<Ich lass nicht zu, dass du sie mitnimmst. Soweit ich weiß haben wir beide das Sorgerecht ich hätte es nie soweit kommen lassen sollen, mir von dir den Kontakt verbieten zu lassen!>>
<<Warum hast du mich nie besucht? Du hättest um mich kämpfen sollen. Wegen dir musste ich mit einem drogenabhängigen Vater aufwachsen.>> Letzteres flüsterte ich kaum hörbar und biss mir auf die Lippe um nicht loszuheulen.
Sofort kniete sich Mom vor mir hin und nahm wieder meine Hand, wie früher wenn sie mir etwas sagen wollte.
<<Ich dachte du wärst besser dran ohne mich...Ich hatte keine Ahnung was hier abgeht.>> Auch in ihren Augen hatten sich nun einzelne Tränen gebildet und nun war ich die jenige, die sie an sich drückte.
<<Das hast du ja ganz toll hingekriegt.>>, klatschte Dad und wir warfen ihn einen feindseeligen Blick zu.
<<Warum hast du mir eine falsche Nummer gegeben?>> Diese Frage war an Dad gerichtet und er lachte.
<<Denkst du wirklich ich geb dir ihre richtige Nummer?! Nach allen was war??? >>
Das war zu viel für mich.
<<Du bist so ein Arsch!>>
<<Und du als Tochter für mich gestorben! Seitdem du mit dieser Ceylan zusammen bist, bist du immer mehr wie Nathalie!!! Dreimal kannst du raten warum ich dich mit nach Italien nehmen wollte: Damit du wieder normal wirst! Noch ein Homo braucht die Familie nicht.>>
Wenn es eine Steigerungsform von Fassungslos gibt, dann hatte ich diese nun überschritten.
Er hatte noch genau drei Sekunden bevor ich auf ihn losgehen würde.
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<<Du bist wie sie ich sag ja nur Chris.>>
Ok er hatte es vor 3 Sekunden geschafft, denn ich lief mit geballter Faust auf ihn zu.
Jedoch wurde ich von zwei sanften aber festen Armen zurück gezogen.
<<Das ist er nicht wert, kleine>>, flüsterte Mom in mein Ohr und ich lockerte meinen Griff.
Irgendwie hatte sie doch eine beruhigende Wirkung auf mich.
<<Wisst ihr was euch ist nicht mehr zu helfen. Xenia bleib hier, glaub aber nicht, dass du jemals bei mir angekommen brauchst.>>
<<Sie bleibt bei mir.>>, mischte sich Mom ein und sah mich zuversichtlich an.
<<Ich wohne seit einer Woche wieder hier. Zwar am anderen Ende der Stadt und wir müssten etwas umräumen für dein Zimmer aber wenn du willst...>>
<<Klar will ich.>>, fiel ich ihr ins Wort.
Alle Zweifel hatten sich in Luft aufgelöst.
Sie hatte uns gar nicht verlassen, weil sie wollte sondern weil mein Vater einfach nur ein riesiges Arschloch ist.
Und anscheinend hatte sie mich auch nicht als Tochter abgeschrieben.

Einige Zeit später hatte ich auch schon meine wenigen Habseeligkeiten, unter Dad's Beschimpfungen, die wir gekonnt ignorierten, in Moms Wagen gestopft.
<<Es tut mir so schrecklich leid...>>, flüsterte sie neben mir auf der Fahrerseite bevor wir losfuhren
<<Du würdest das alles wieder gutmachen, wenn du kurz die Straße darunter fährst...>>
Wortlos folgte sie meinen Finger und hielt schließlich nach mein Kommando vor Ceylans Wohnung.
<<Ich muss dir unbedingt zwei sehr wichtige Leute in meinen Leben vorstellen.>>, meinte ich und hüpfte auch schon aus dem Wagen.
Schweigend kam Mom mir hinter her und ich sah ihren skeptischen Blick, als ich die Klingel drückte.
Mit einem: <<Ja?>>, riss Josy die Tür auf.
Panik erfüllt sah Mom zu mir und ich lachte.
<<Keine Sorge, dass ist nicht meine Freundin.>>
Erleichtert atmete sie aus und ging nun ein paar Schritte auf die überrascht schauende Josy zu.
<<Hey, ich bin Xenias Mutter...Du kannst Nathalie zu mir sagen.
Sich immer noch in die Augen sehend ergriff Josy die Hand und stellte sich vor.
Irgendwie musste ich mir ein Lachen verkneifen.
So wie die Beiden sich gegenüber standen und sich musterten war echt zum Todschießen.
<<Kommt doch erstmal rein...Xenia Ceylan ist in ihren Zimmer. Ich denke du solltest mal nach ihr sehen ich mache mir Sorgen.>>
Sofort lief ich an den Beiden vorbei und stürmte in Ceylans Zimmer, welche verheult ihren Kopf vons Kissen nahm und mich irritiert musterte.
<<Bitte geh nicht weg von hier, dass halte ich einfach nicht aus.>>
Sanft wischte ich ihr mit meinen Daumen neue Tränen aus dem Gesicht und sah sie lächelnd an.
<<Ist es ok, wenn ich für immer bleibe?>>
Verwirrt setzte sie sich mir gegenüber auf die Bettkante und ich begann von den letzen Ereignissen zu berichten.

Eine Weile später gesellten wir uns zu Josy und meiner Mom, die gemeinsam mit einem Kaffee am Tisch saßen und sich unterhielten.
Offensichtlich kamen die beiden Bombe miteinander klar.
Ok wundern tat es mich nicht, denn Josy musste man einfach gern haben.
Etwas anderes war unmöglich.

Bis am Abend saßen wir beieinander.
<<Wir sehen uns demnächst bestimmt öfters.>>, verabschiedete sich Josy von uns und Ceylan gab mir einen innigen Kuss.
<<Ich bin so froh, dich nicht verloren zu haben.>>
<<Mich wirst du nicht los.>>, meinte ich grinsend und küsste sie erneut, bevor ich zu Mom ins Auto stieg.
Etwas verträumt gab sie Gas und war erst nach ein paar Fingerschnippsen vor ihnem Gesicht wieder ansprechbar.
Was auch immer sie beschäftigte aber es war witzig sie so zu sehen.

Ein paar Minuten später hielten wir vor ihrer Wohnung und trugen die Sachen in den zweiten Stock.
<<Ähm ich habe ein Gästezimmer, wenn du magst können wir morgen damit anfangen es so zu gestalten, dass es dir gefällt.>>
Dankbar fiel ich ihr um den Hals.
Die Sachen von mir stellten wir erst einmal in den Flur und Mom zeigte mir unsere kleine Wohnung.
Viel anders als die alte war sie nicht aber es war eine gemütliche 3Raumwohnung, die mir schon jetzt mehr gefiel als die alte Wohnung.
Plötzlich hörte ich etwas schnurren und sah hinunter zu meinen Beinen.
Eine schwarz / weiße Katze nahm diese in Beschlag und ich bückte mich mit einem: <<Wie süß.>> herab.
<<Das ist Lexy.>>, meinte Mom amüsiert und zeigte mir nun mein Zimmer.
Es war riesig!
Sofort nahm ich Anlauf und ließ mich auf das große Bett fallen.
<<Daran kann ich mich gewöhnen.>>
<<Wäre von Vorteil.>>, lachte Mom und blieb im Türrahmen stehen.
<<Es tut mir leid, dass ich die Hälfte deiner Kindheit verpasst habe.>>
<<Dafür bist du jetzt da und das zählt.>>, gab ich lächelnd zurück.







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