1. Der Kampf

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Man hörte ununterbrochen Schwerter aneinander schwingen, Äxte und Pfeile werfen. Ungefähr jede Sekunde preschte eine Falle zu Boden und zerdrückte fast den ganzen Drachen. Das Gebrüll der gigantischen Kreaturen dröhnte in den Ohren, sowie die angstauslösenden Waffen und Rüstungen, dessen Klappern nicht zu überhören war. Die Drachen in den metallischen Rüstungen attackierten die anderen und warfen sie zu Boden, auch umgekehrt. Manche Netze trafen die Drachen und sie flogen zu Boden. Am Allermeisten vernahm man die Laute der riesigen Alphadrachen, die aufeinander losgingen. Ihre Hörner machten immer wieder einen lauten Knall, wenn sie aufeinander stießen. Der erbitterte Kampf führte auf der Insel des Drachennestes statt. Mittlerweile war alles zerstört. Die Heimat der Drachen wurde vernichtet und nun kämpften alle um ihr Leben.
,,Komm, Ohnezahn!", sprach der braunhaarige Reiter mit dem Helm zu seinem Drachen, als sie beide einen Zipper sahen, der in eine Falle gelangt war. Sie machten eine elegante Kurve und stürzten auf das große Gerät zu. Der Zipper mit den zwei Köpfen, die angsterfüllte und panische Augen auf sich trugen, wurde unangenehm in den Schnee gepresst, bis er auf den Boden stieß. Schon öffnete Ohnezahn sein Maul und bereitete seinen Plasmastrahl zum Schuss vor.
Er schoss ab und ein Strahl flog blitzschnell direkt in die Kontrolle der Falle hinein. Das Gerüst klappte hoch und der vor kurzem gefangene Zipper flog erleichtert hinaus.
Hicks, der Reiter des Nachtschattens Ohnezahn schaute dem Zipper noch kurz hinterher. Dann blickte er wieder nach vorne und machte eine halbe Drehung mit Ohnezahn. ,,Wuhuhuhu, so ist's fein!", rief er seinem Drachen zu.
Die türkis, blaue Nadderdame flog ebenfalls über das Schlachtfeld und versuchte alle Feinde zu beseitigen.
Auf Sturmpfeil, diesem Drachen drauf, saßen Astrid und Eret, der lenkte. Eret warf einen Blick nach unten. Überall klirschten die Schwerter und Hämmer schlugen auf die Drachen ein. ,,Ich glaube, ich kann mehr ausrichten, wenn ich da unten kämpfe!", schrie er zu Astrid, die hinter ihm saß. ,,Okay. Sturmpfeil flieg weiter hinunter!", befiehl sie gegen den Flugwind. Ihr Drache gehorchte und glitt so weit es ging hinunter. Während sie dies tat, musste sie auf die vielen Fallen aufpassen. Dann sprang Eret auf den Boden und ehe er sich versah, wollte schon jemand auf ihn einschlagen.
Astrid rutschte weiter nach vorne und übernahm die Lenkung. Sie flog weiter hoch und Sturmpfeil schoss wieder Stachel von ihrem Schwanz oder Feuerbälle ab.
Die Zwillinge flogen mit Kotz und Würg, ihrem wahnsinnigen Zipper, das Schlachtfeld entlang, während Kotz sein Gas versprühte. Astrid flog in die entgegen gesetzte Richtung und entzündete das Gas. Alles erflammte und man hörte die Anhänger von Drago Blutfaust schreien.
Dieser sah dem ganzen gnadenlos zu. Er grinste nur und genoss den Spaß.
Er hatte seinen Plan fast geschafft. Sein Alpha müsste nur noch den anderen besiegen und dann gingen sie mit allen Drachen nach Berk und vernichteten es. Alles verlief perfekt!
Astrid flitzte mit Sturmpfeil über dem Schlachtfeld durch die Lüfte und zerschmetterte eine Falle nach der anderen, genau wie auch die restlichen Reiter. Dann sah sie einen Mann, der nur in der Gegend herumstand und der Schlacht genüsslich zuschaute. Er hatte Narben im Gesicht und schien recht alt zu sein. Der Umhang aus Drachenhaut war um ihn herum gewickelt und er hielt einen Stab in seiner Hand. Bei diesem Anblick wurde die Blonde wütend. Er grinste nur und beobachtete alles tatenlos. Es war nämlich dieser Drago Blutfaust. ,,Komm, Sturmpfeil!", sagte Astrid zu ihrem Drachen und tätschelte die Nadderdame unter dem Flügel.
Diese krächzte und visierte Drago.
Sie flogen in hoher Geschwindigkeit auf ihn zu. Sturmpfeil öffnete langsam ihren Mund und bereitete das Feuer zum Angriff vor. Drago bemerkte die Zwei und grinste noch mehr. Wenn dieses dumme Mädchen dachte, sie könnte ihm was antun, lag sie völlig falsch. Ihr wird das, was sie nun tun wird, leid tun.
Da feuerte die Nadderdame ab und Drago nahm seinen Umhang mit der Hand, in der auch der Stab war. Sofort hielt er ihn vor sich und das Feuer prallte darauf ab. Es tat Drago überhaupt nichts, er schritt einfach weiter nach vor, auf den Drachen und Astrid zu. Diese wurde etwas hektischer, als der Bösewicht so bedrohlich auf sie zukam. Sturmpfeil schloss ihren Mund und Drago stieß seinen Umhang wieder nach hinten. Astrids Blick ruhte nur auf dem alten Mann, was leider ein Fehler war.
Ehe sie sich versah, flog ein Netz direkt von der Seite auf sie zu.
Das Netz umschloss sie ganz und Sturmpfeil konnte sich nicht mehr befreien. Sie flogen mit einem erschrockenen Schrei und einem Krächzen auf den harten Boden. Die Blondine versuchte verzweifelt, sich und ihren Drachen zu befreien. Drago stapfte langsam auf sie zu und Astrid wurde nur noch nervöser. Schließlich schaffte es die 20-Jährige, das Netz ein Stück hochzuheben und rutschte hindurch. Doch sobald sie fest auf ihren beiden Füßen stand, packte sie schon wer grob am Oberarm. Die Frau riss sich los und drehte sich schnell um. Drago grinste und musterte sie kurz. ,,Du warst schon mal auf meinem Schiff, nicht wahr?", erkundigte er sich mit einer dunklen und rauen Stimme. ,,Hey, lass mich in Ruhe!", pfauchte Astrid ihn an, ohne auf seine Frage zu antworten. Drago packte sie wieder am Arm, aber diesmal konnte Astrid sich nicht befreien. Der Griff wurde nur fester. Sturmpfeil versuchte sich irgendwie zu befreien, um ihrer Reiterin zu helfen - Vergeblich. ,,Das hättest du gern.", zischte Drago wieder mit seiner düsteren Stimme, die Astrid einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
,,Hey, hörst du schlecht? Lass sie ihn Ruhe!", sagte plötzlich jemand bedrohlich klingend. Astrid drehte ihren Körper mit Mühe und Fleiß um, da sie sich im Griff des Dunkelhaarigen schlecht bewegen konnte. Drago schaute nach hinten, worauf sein Grinsen noch breiter wurde. Der Nachtschatten landete und knurrte Drago an. Der Reiter stieg ab und hob seinen Helm. Während Ohnezahn den Blick immer noch scharf auf Drago gezielt hatte, warf Hicks den Helm zu Boden.
Astrid wurde wieder etwas optimistischer, da die Chance, Drago zu entkommen, mit dem Braunhaarigen größer war. ,,Das ist also der große Drachenmeister, Sohn von Haudrauf, dem Stoischen? Was für eine Schande das für ihn sein muss!", lachte Drago. Hicks ging nicht weiter darauf ein und versuchte diese Sätze einfach zu ignorieren. ,,Du hörst wirklich schlecht! Lass sie sofort gehen!" Beim ersten Satz spottete Hicks etwas schmunzelnd, doch beim zweiten wurde seine Miene sofort ernster. Drago lachte. ,,Sie ist also eine Freundin von dir. Da hab ich aber einen Glückstreffer erzielt.", sprach er. Hicks ging weiter auf ihn zu. Anscheinend musste er jetzt mit seiner Friedensrede anrücken. ,,Wirst du dich wirklich besser fühlen, wenn du ihr etwas antust? Oder den Menschen und den Drachen? Die Welt wünscht sich Frieden und wir haben die Antwort! Du musst nur einsehen, was für tolle Wesen Drachen sind. Sie können uns Menschen zusammen bringen.", versuchte Hicks, ihn zu besänftigen. ,,Oder sie auseinanderreißen.", berichtete Drago, während er an seiner Schulter Befestigungen der starken Rüstung öffnete. Er schnallte den Teil der Rüstung am Arm ab und nahm sie in seine Hand. Astrid hatte er kurz losgelassen, aber diese lief nicht weg. Sie wusste, dass sie die Situation dann nur noch schlimmer machen würde. Nachdem die ganze Rüstung an seinem Arm weg war, schraken Astrid und Hicks zurück. Er hatte keinen Arm mehr. Es verbarg sich nichts unter dieser Rüstung. Nur reine Luft.
Hicks wollte etwas sagen und öffnete den Mund, doch plötzlich ertönte ein lauter Krach. Die Erde bebte und die Alphadrachen brüllten laut. Alle Blicke wandten sich ihnen zu. Der Graue hatte den Weißen zu Boden geschmissen und holte für den entscheidenden Angriff aus. Der weiße Alpha lag nur geschwächt am Boden und konnte nicht mehr aufstehen. Er wusste, das war sein Ende. Man hörte noch ein lautes, aber geschwächtes Brüllen vom Alpha, danach nichts mehr. Der Graue hatte ihn mit seinen Hörnern erstochen.
,,Nein!", sagten Hicks und Astrid im Chor, sowie auch Valka, Grobian, die anderen Reiter und Haudrauf. Der graue Überwilde drehte sich zu allen Drachen und brüllte laut. Die Reptilien bekamen alle ganz dünne Schlitzaugen und flogen zum Alpha. Die Reiter wurden alle abgeworfen. Dann verbeugten sie sich vor ihrem neuen König. Sturmpfeil befreite sich vollständig aus dem Netz und flog ebenfalls zu ihrem neuen König. Drago sprach stolz, während er wieder die Rüstung für seinen Arm anzog: ,,Wir haben gesiegt!" Von dem Kampf der Alphadrachen drehte er sich wieder Astrid zu und packte sie.
Dieser Griff war noch viel fester als vorher und Astrid ächzte ungeplant.
Hicks schenkte ihr darauf sofort einen panischen Blick. Ohnezahn war der einige Drache der noch nicht kontrolliert wurde und knurrte Drago nur an. Das Problem war, dass wenn er einen Plasmastrahl abschießen würde, Astrid ebenfalls etwas davon abbekommen würde. Ohnezahn wusste, wie sehr die junge Frau seinem Reiter am Herzen lag, immerhin war sie Hicks' feste Freundin. Aber Ohnezahn mochte Astrid auch sehr gerne und konnte ihr niemals wehtun.
Auf einmal kamen zwei Wachen von Drago und traten neben ihn. Der Mann hatte sie mit einem Signal hergeholt. Er übergab ihnen Astrid und jeder von ihnen hielt einen Arm von der Frau. Sie zerrte heftig an ihren Armen, tritt die Männer und versuchte alles, um frei zu kommen. Man merkte, dass die beiden Wikinger Mühe dabei hatten, sie festzuhalten. Trotzdem schaffte Astrid es nicht, zu entkommen. Hicks schaute ihr nach, doch dann blickte er wieder zu Drago.
Er gab der Wache noch ein Signal und diese grinste fies. Hicks zuckte erschrocken, als die eine Wache ein Schwert an Astrids Hals hielt. Mit einem Blick, der ihre Wut beschrieb, starrte Astrid auf das Schwert herab. ,,Alle gehen zurück auf ihre Schiffe. Jetzt vernichten wir Berk!", rief Drago laut in die Menge. Die Wachen hinter ihm wanderten langsam zum Schiff.
,,Hicks!", rief Astrid in einem Art Flüsterton. ,,Keine Sorge, wir holen dich da raus. Versprochen!", gab er als leise Antwort zurück. Panik und Verzweiflung breiteten sich in ihm aus. Er wollte der Drachenreiterin unbedingt helfen, doch er wusste, dass es keinen Zweck hatte. Die Situation war aussichtslos. Er musste Astrid den Händen des Feindes überlassen.
Die Blonde zog ihre Mundwinkel auf sein Versprechen kurz hoch und lächelte leicht, doch gleich darauf verschwand es, da die Waffe näher zu kommen schien. Astrid wurde grob auf das Schiff geschleppt. Wahrscheinlich würden an den Stellen an ihren Armen, wo die Wachen sie nahmen, Rötungen entstehen. Da Astrid sich so sehr wehrte, hatten sie einen äußerst festen Griff.
Hicks schaute ihr tatenlos zu. Wie sollte er ihr auch helfen? Er konnte nichts tun. Aber eines war klar: Er würde Astrid zurückholen.
Doch der Blick des Drachenreiters wandte von ihr ab, als er Flügelschläge hinter sich hörte. Der junge Erwachsene drehte sich schnell um und sah Drago auf Ohnezahn sitzen. Hicks' Gesichtausdruck zeigte den puren Schock. Ohnezahn besaß dünne Schlitzaugen. Das konnte nur bedeuten, dass er vom Alpha kontrolliert wurde. ,,Wir sehen uns auf Berk, falls ihr da jemals ankommt!", lachte Blutfaust düster. Dann flogen sie, wie auch alle anderen Drachen zu den Schiffen.
,,Ohnezahn!", schrie Hicks seinem Drachen fassungslos und kränklich zu, doch dieser ignorierte es.
Alle Fallen wurden entweder mitgenommen oder liegen gelassen - Je nachdem, ob sie noch funktionierten oder nicht. Die Drachen flogen über den Schiffen und warteten auf die Abfahrt. Der riesige Alphadrache verschwand im Meer und führte die ganzen Schiffe an. Hicks schaute mit allen Anderen hinterher. Seine Miene besaß reinen Pessimismus und Niedergeschlagenheit. Drago hatte Ohnezahn, alle anderen Drachen und Astrid in seinem Besitz! Hicks fühlte eine Leere in sich. Wie konnte es nur dazu kommen? Der junge Mann hatte seinen besten Freund, einen großen Teil seines Volks und seine feste Freundin verloren. Und dann kam die nächste Frage auf. Hicks begann, sich noch hilfloser zu fühlen, als ihm das nächste Problem klar wurde. Wie sollten sie wieder nach Berk kommen?

Hiccstrid ~ Leben oder Tod ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt