Die grauen Wolken bedeckten den ganzen Himmel. Es schien bald zu regnen. Astrid ließ sich widerwillig zögernd und wehrend mit den Wachen mitschleppend. Diese hielten sie allerdings zu fest, um entkommen zu können.
Hicks und die anderen waren alleine auf der Insel. Wie sollten sie die Frau retten? Alle Boote wurden vernichtet und die Drachen vom Alpha kontrolliert. Würde sie nun für immer und ewig in Gefangenschaft bleiben, oder gleich sterben und nach Walhalla gehen? Eins stand fest: Sollte sie es schaffen, zu entkommen, dann sicher nicht ganz unverletzt.
Die Wachen brachten sie unter Deck. Da drinnen war es genauso kalt wie draußen. Langsam begann Astrid, zu zittern. Sie hatte keinen warmen Umhang oder einen Pelz dabei und es war so kalt wie im eisigsten Winter.
Grob drückte die eine Wache Astrid gegen eine Säule im Raum. Die Frau ließ ein kurzes Ächzen heraus, allerdings hätte es keinen Zweck, versuchen, sich zu befreien. Es gab keinen Ausweg. Dann fesselte die andere Wache die Reiterin an der Holzsäule. Sie grinsten fies und verließen den Raum.
Nun war nichts zu hören. Einfach nur Stille. Der erste Zweifel machte sich in ihr breit. Wenn ihre Freunde es nicht schaffen würden, Drago zu besiegen und dieser Berk übernehmen würde, wie würde nur alles ausgehen? Ganz Berk könnte zerstört werden. Alle Einwohner könnten getötet werden. Und wer weiß, was Drago nun mit Astrid selbst machen wollte?
____________Die leisen Flügelschläge konnte man im Wind fast nicht hören. Sie schlugen hinauf und hinunter und die Babys versuchten, sich oben in der Luft zu halten. Da die Flügel so klein waren, flatterten sie schnell im Wind.
Aus der großen grauen Wolke hinaus, sahen die Reiter wieder etwas klarer. Es war ein schlimmes Unwetter aufgezogen. Es regnete und die reine, gnadelose Kälte war zu spüren. Hicks, Fischbein, Rotzbakke, die Zwillinge, Valka, Haudrauf, Grobian und Eret saßen alle auf einem Krallenkrabblerbaby. Zum Glück war Hicks eingefallen, dass sie mit den Babys fliegen konnten. Allerdings war es etwas ungemütlich, da sie so klein waren und keinen Sattel trugen. Außerdem ging es schwer, sie zu lenken. Hicks flog auf dem lilanen Drachenbaby voraus.
Sie mussten so schnell wie möglich nach Berk und die Bewohner warnen. Sie flogen jetzt schon fast eine Stunde und die Drachen behielten noch immer dasselbe Tempo wie beim Start bei. Diese Kerlchen konnten wirklich nicht müde werden. Als sie an einer bekannten Insel vorbei flogen, wurden die Drachenreiter etwas optimistischer. Es war die Berserkerinsel. Jetzt würde Berk nicht mehr weit sein. ,,Haltet durch, ich komme!", flüsterte er, wobei er an Ohnezahn, Astrid, die anderen Drachen und an die Bewohner Berks dachte. Er hatte solche Angst um seine Freundin und seinen besten Freund. Wer weiß, was Drago ihnen alles antun würde?
___________Astrid zitterte noch viel mehr. Eine unübersehbare Gänsehaut hatte sich auf ihren Armen gebildet. Es war fast eine Stunde vergangen , von Astrid geschätzt. Niemand war gekommen, sie saß nur ganz allein am Boden. Ihre Arme schmerzten überall, wegen den harten Griffen der Männer und den Fesseln. Lange würde sie das nichtmehr durchhalten. Die Fesseln waren extrem fest.
Wie könnten ihre Freunde sie auch retten? Es wäre das absolute Gegenteil von Selbstlosigkeit, wenn Astrid gerettet werden wollte. Ganz Berk war in Gefahr. Hicks und die Anderen mussten Berk retten. Das ganze Volk kam vor einer einzigen Person.
Da Astrid also wusste, dass sie sich selbst helfen musste, hatte sie schon die ganze Zeit an einer Idee gearbeitet und wollte sie nun endlich durchsetzen. Denn sie hatte schon in den ersten paar Minuten bemerkt, dass ihre Axt neben ihr an der Wand hing. Sie musste nur den richtigen Moment finden und die beste Chance ergreifen.
Das Boot begann auf einmal schwer zu schwanken. Da draußen hatte sich ein heftiges Unwetter gebildet. Genau deswegen war der 20-Jährigen auch so kalt geworden. Doch dies war Astrids Chance. Die Axt hing noch immer an einem Nagel und rutschte etwas. ,,Komm schon!", murmelte Astrid sich selber zu, während sie selber etwas hin und her rutschte. Endlich passierte es. Ein Knall ertönte, anscheinend war das Boot an einen Felsen gekracht. Die Axt fiel hinunter auf den Boden und rutschte in Astrids Richtung. ,,Ja!", rief die junge Dame, als sie ihre Waffe mit dem Fuß aufhielt, sodass diese nicht mehr wegrutschen konnte. Hauptsache die junge Erwachsene hatte zuerst innerlich behauptet, sie hätte so viel Pech. Sie hatte sich geeirrt. Das genaue Gegenteil stellte sich heraus - Mehr Glück konnte man nicht haben.
Die 20-Jährige schob die Axt so gut es ging zu ihrem Rücken. Astrid fühlte sich unglaublich befreit und froh, da sie sich endlich von den schmerzenden Fesseln lösen konnte. Doch die Zweifel blieben.
Schnell schnappte sie sich die Axt mit ihrer Hand, als sie endlich nah genug war. Sie hatte sich fast verrenkt, damit sie die Waffe bekam. Geschickt nahm sie die Axt ganz vorne und begann das Tau durchzuschneiden. Ein Geräusch ertönte und Astrid musste lächeln. Das Seil wurde durchgeschnitten. Schnell sprang sie auf und hielt ihre Axt fest. Es war ein wundervolles Gefühl, von den Fesseln erlöst zu sein. Doch trotzdem schmerzten die starken Rötungen an ihren Armen höllisch.
Anscheinend hatte sie einen zu lauten Siegesruf gehalten, denn zwei Wachen kamen herein. Schnell versteckte Astrid sich hinter einer Wand, sodass die Wachen sie nicht sahen. Die Blondine lauschte hinter der Wand und beobachtete die Anhänger von Drago. Die beiden schraken zurück. ,,Wo ist die Gefangene?", schrie einer von ihnen geschockt, als er seinen Blick auf das durchgeschnittene Seil vor der Säule senkte. ,,Schnell, vielleicht ist sie bei den Drachen.", sprach der Andere und beide rannten los. Astrid grinste. Jetzt konnte sie zu Sturmpfeil, denn die Wachen hatten ihr den Weg praktisch gezeigt.
Um die zehn Minuten lief sie schon so leise wie möglich den Wachen hinterher. Diese hatten sie noch nicht bemerkt. Nun kamen sie in einen breiten Raum. Astrid schlich hinterher und machte kein einziges Geräusch. Selbst ihre Atmung hatte sie auf ,,Extrem leise" gestellt. Sie hörte das Rascheln von Ketten und Metall. Ein Brüllen oder Knurren konnte man im Raum hören. Es lagen hier acht Käfige. In jedem saß ein Drache. Die Wachen schauten sich hektisch um. ,,Sie ist hier nirgends!", schrie der eine Mann hektisch. ,,Sie muss doch irgendwo sein. Komm schon!", sprach der andere und deutete auf einen Gang. Sie liefen los und die Reiterin betrat den Raum vollständig. Die Drachen brüllten sie etwas an. ,,Ssshh", versuchte Astrid sie zu bändigen und zur Ruhe zu bekommen. Die Frau ging durch das Gefängnis hindurch und blieb am Ende stehen. Sie schaute in das letzte Gehege nach rechts. Dort lag Sturmpfeil! Astrid rannte zum Gitter und sah ihren Drachen an. Die Nadderdame hatte Schlitzaugen und knurrte sie leise an. Es waren Rüstungen am Körper und Fesseln an ihren Beine befestigt worden. Diese metallen Sachen schienen sehr schwer und ungemütlich. Dies entsprach auch der Wahrheit. ,,Keine, Sorge, mein Mädchen. Ich hol' dich da raus!", versicherte Astrid mit einem besorgten Ton in der Stimme, doch der Nadder reagierte nicht. Sie wurde vom Alpha noch immer kontrolliert. Astrid blickte sich um und fand schließlich an der Wand einen eingeschlagenen Nagel. Darauf lag der Schlüssel! Schnell lief Astrid etwas siegessicher lächelnd hin und holte ihn. Die Frau nahm ihn von dem Nagel ab und ging damit zurück zu Sturmpfeil. Sie steckte das kleine Objekt in das Schlüsselloch und drehte es. Dann machte es ein kleines Knacksen und Astrid öffnete die Türe. Das schwere Gerüst wurde hoch geklappt und Astrid trat ein. Ihr Drache schaute sie verwirrt an.
Ihre Reiterin ging weiter in den Käfig hinein und sprach sanft auf ihren Drachen ein: ,,Hey, erinnerst du dich an mich?" Als Antwort kam nur ein Gurren. Astrid seufzte. Was wäre, wenn Sturmpfeil nie wieder normal werden würde? Das würde Astrid nicht aushalten. ,,Komm schon, Sturmpfeil! Ich bin es, Astrid, deine Reiterin. Versuch, dich zu erinnern."
Sturmpfeil krächzte nur wieder. Astrid ging langsam auf ihren Drachen und und streckte ihre Hand aus. ,,Sturmpfeil, du musst dich erinnern!", flehte Astrid nochmals.
Ihre Hand befand sich nun direkt vor Sturmpfeils Nase und Astrid wartete auf ihre Stupser ab. ,,Sturmpfeil, ich brauche deine Hilfe. Ganz Berk ist in Gefahr, unsere Freunde, das ganze Volk...Wir müssen hier ausbrechen und den Berkianern helfen. Das können wir nur zusammen. Ich brauche dich, Sturmpfeil. Du bist meine allerbeste Freundin!" Da fühlte sie die raue Haut von einem Drachen auf ihrer Handfläche. Astrid blickte auf und lächelte über das ganze Gesicht. Sturmpfeil bekam wieder ganz runde Pupillen und gurrte freudig. ,,So ist's fein, mein Mädchen!", lobte Astrid außer sich vor Freude und umarmte ihren Drachen, während sie fröhlich lachte. Glücksgefühle verteilten sich in der 20-Jährigen und überdeckten die schlechten. ,,Jetzt müssen wir hier irgendwie heraus!", sagte sie, als sie sich von ihrem Drachen löste. Kurz blickte sie auf den Boden und überlegte. Gleich darauf ging sie zu Sturmpfeil und hob die Rüstung hoch. Mit aller Kraft legte sie es so leise wie möglich auf den Boden. Das war ein sehr schweres Metall. Was für eines, wusste Astrid nicht. Anscheinend hatte sie noch niemand bemerkt, aber trotzdem versuchte Astrid alles möglichst leise an zugehen. Gleich danach öffnete die Frau die Fesseln mit dem Schlüssel. Sturmpfeil richtete sich glücklich auf und krächzte leise. Still schlichen sie den Weg wieder zurück, sodass niemand sie bemerkte. Zum Glück war hier nirgends wer. Sie standen nun kurz vor der Türe zur Freiheit. Astrid wurde gleich wieder kalt, als sie so nah standen. Sie stieg auf Sturmpfeil und setzte sich richtig in den Sattel hinein. ,,Okay, dann wollen wir mal!", wisperte sie Sturmpfeil motivierend zu. Schon schossen sie mit einer Explosion aus dem Raum hinaus und flogen direkt in einen Haufen von Männern hinein. Diese stießen hart zu Boden und ließen kurze Schreier los. Astrid machte sich nichts daraus und flog in den Himmel. Drago bemerkte sie und schaute ihr wütend hinter her. Mit seinem Stab zeigte er ein Signal und holte eine Wache her. Diese Wache kam mit Pfeil und Bogen angerannt. Sie visierte Astrid auf ihre Drachen und wartete kurz. Die Frau hatte den folgenden Angriff noch nicht wahrgenommen. Sie war gerade dabei, allen Netzkatapulten aus zuweichen. Im besten Moment schoss der Mann ab. Durch die Luft sauste der Pfeil direkt auf sie zu. Astrid reagierte zu langsam und der Pfeil stach zu. Genau in Astrids Bauch. Sie schrie auf und zog dann schnell den Pfeil hinaus. Sturmpfeil hatte dieser Angriff so außer Gefecht gebracht, sodass sie blitzschnell zu Boden flog. Knapp neben dem Meer landeten sie auf einer Insel. Astrid lief so gut sie konnte in den Wald, weg vom Strand. Die Wikingerin rief ihre Nadderdame und diese folgte ihr. Der Schmerz übernahm ihren gesamten Bauch und Astrid musste angestrengt keuchen. Diese riesige Wunde schien unerträglich. Das Blut rann ihr den Bauch und den Ansatz ihres Rockes hinunter.
,,Drago, wollen Sie sie nicht wieder holen?", fragte die Wache mit dem Bogen vorsichtig. ,,Nein, sie wird auf dieser Insel so oder so sterben.", lachte Drago, während er der Frau nach schaute.
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Hiccstrid ~ Leben oder Tod ✅
FanficWas wäre, wenn im zweiten Teil von ,,Drachenzähmen leicht gemacht" der Kampf gegen Drago ganz anders ausgegangen wäre? Haudrauf wäre nicht tot, dafür jemand anderes. Diese Person landet in Wallhalla, wo keiner der vielen toten Menschen sich an irgen...