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Die Sonne erstrahlte ihm ins Gesicht und Conan blinzelte. Sein Zimmer war komplett erhellt und die Vögel zwitscherten bereits. Er rollte müde aus dem Bett und landete mit einem dumpfen Schlag auf den Holzboden. Stöhnend stand er auf, nahm den Sack mit seinen Sachen und ging aus seinem Zimmer, nachdem er es ein letztes Mal begutachtete. Als er die untere Etage erreichte, begrüßte ihn seine Mutter mit einem Frühstück und drückte es ihm in die Hand. „Wir haben leider nichts Besonderes für dich, aber ein letztes Frühstück würde genügen, oder?" „Alles würde genügen, ehrlich!", antwortete Conan grinsend und sah seinen Vater in die Küche hereinkommen. Die kleine Familie schloss sich in eine feste Umarmung. „Komm mal vorbei, wenn du die Zeit findest." „Das werde ich auf jeden Fall machen!" Ein letztes Mal lächelten sie sich an, ein letztes Mal umarmten sie sich. Alles war das letzte Mal. Tränen stiegen Conans Mutter ein letztes Mal in die Augen, doch sie lächelte trotzdem und umklammerte den Arm ihres Mannes, der stolz seinem Sohn nachblickte. Conan lächelte sie ein letztes Mal an, dann ging er zögernd durch die Tür. Langsam schloss er sie und trat in den Wald.

Nachdem er Hale holte, fand er die Lichtung wieder und öffnete die Tür. Als er hereinkam, sah er einen Zettel auf den Boden liegen, dahinter ein riesen Stapel Bücher. Conan hob den Zettel auf, alles war schön ordentlich und geschwungen aufgeschrieben worden. Er las es sich durch:

Hallo, Conan!

Ich habe dir einige Bücher für deine neue Arbeit besorgt, dort stehen alle möglichen Informationen über den menschlichen Körper drin.

Einige Bücher haben auch etwas mit Dämonen zu tun, hätte mir gedacht, dass dich dieses Thema interessieren könnte.

Viel Spaß beim Lesen und vergiss nicht, mich noch ein Mal zu besuchen!

Deine Lilith

Conan lächelte, legte den Zettel auf den Esstisch und schleppte die schweren Bücher hoch in sein Zimmer. „Da wirst du ziemlich viel zu tun haben, stimmt's?", fragte Hale. Conan musste kurz lachen. „Ja, zwischendurch werde ich mal ins Dorf gehen, um zu sehen, ob meine Maske fertig ist. Dann kann ich natürlich mit meiner Arbeit anfangen. Jetzt geht es nur ums Studieren, oh man...", seufzte Conan und setzte sich an den etwas größeren Schreibtisch. Er holte einige Zettel heraus und schrieb die wichtigsten Informationen aus einem der vielen Bücher heraus.

Nach einigen Stunden war er fertig und Conan streckte sich den Rücken durch. „Wie wär's wenn wir Lilith einen Besuch abstatten?", fragte Conan Hale. „Also ich hätte nichts dagegen!" „Na dann mal los, es wird bald sehr heiß." Die beiden machten sich zusammen auf den Weg zu Liliths Haus, folgten dem Waldweg wie gewohnt und klopften an die Haustür. Lilith öffnete die Tür sofort ganz und grinste Conan an. „Hast anscheinend meinen Zettel gelesen. Komm rein.", begrüßte sie ihn und nahm ihm Hale vom Kopf. „Setzt euch, es ist genug Platz für alle da. Will wer Tee?" „Gern.", antwortet Conan, nachdem er sich an den runden Esstisch setzte. Lilith setzte Hale vor Conan ab und ging entspannt in die Küche. Der kleine Polarfuchs folgte ihr, bis er Conan und Hale erblickte und auf Conans Schoß sprang. Es schmiegte sich an Conans Arm, während Conan ihn streichelte. „Wie heißt der kleine Kerl eigentlich?", fragte er, als Lilith wieder zu den dreien kam. „Sie. Sie heißt Judith.", sagte sie und grinste. „Das Wasser muss noch kochen, könnte etwas länger dauern." „Ach, ist nicht schlimm. Wir können warten." Lilith lächelte und setzte sich ebenfalls. „Wann bekommst du deine Maske eigentlich?", fragte sie neugierig nach einiger Zeit. Conan zuckte nur mit den Schultern. „Ich werde das Dorf noch zwischendurch besuchen und bei meinem Lehrer vorbeischauen, der wollte mir die Maske besorgen." „Könnte ziemlich lang dauern, solche Masken bekommt man nicht so schnell fertig. Du musst nur ein wenig Geduld haben, dann kannst du schon deine ersten Patienten aufnehmen." „Da hast du Recht." Plötzlich ertönte ein Pfeifen und mit einer Handbewegung Liliths verstummte es sofort. „Das Wasser ist fertig." Sie vollführte noch einige Handbewegungen und eine eiserne Teekanne schwebte mit einigen Tassen über deren Köpfe hinweg. Vorsichtig landeten sie auf den Tisch und es wurde in jede Tasse Tee gegossen.

„Wir sehen uns noch, ich werde dir ein Paar Besuche abstatten, wenn du nichts gegen hast.", sagte Lilith, als Conan und Hale schon draußen waren und sie in der Tür stand. „Ich habe ganz und gar nichts gegen, komm jederzeit vorbei, wenn ich mal da bin.", antwortete Conan und winkte ihr zum Abschied. Er folgte den Waldweg zu seiner eigenen Lichtung, öffnete die Haustür und schmiss sich auf der oberen Etage auf sein neues Bett. Dieses war nicht so klein, wie sein altes und viel gemütlicher. Sofort überrollte ihn der Schlaf.

Ein Berg. Conan stand zwischen vielen Sträuchern, umgeben von menschlichen Silhouetten. Sie alle jammerten, schrien, klagten. Conan lief auf sie zu, wollte ihnen helfen, doch sie schienen immer weiter weg zu gehen. Er konnte sie nicht erreichen, die Schreie dröhnten ihm im Kopf und sie wurden immer lauter, bis er sich die Ohren schmerzerfüllt zuhalten musste. Schließlich kamen die Figuren näher, Conan konnte Gesichter erkennen. Darunter die Gesichter seiner Eltern und den kleinen Jungen, der ihn auf der Straße begegnet ist. „Was-??", rief Conan und versuchte, von den Figuren zu weichen. Doch sie kamen immer näher, jammerten und klagten immer lauter, bis er sich schließlich nicht mehr bewegen konnte.

Plötzlich war es still. Conan keuchte auf, schnellte von seinem Bett hoch und atmete tief durch. „Nur ein Albtraum...", dachte er sich und schaute sich um. Das Zimmer war schon teilweise Hell, die Sonne ging gerade auf und die Vögel begannen zu zwitschern. Er stand auf, ging mit Hale runter in die Küche und machte sich ein schnelles Frühstück. Nachdem er gegessen hatte, ließ er Hale bei sich Zuhause und entschied, einen Spaziergang durch den Wald zu machen. Erleichtert atmete er durch, als die gewohnte Stille und das Zwitschern der Vögel zwischendurch erklang. Conan folge den leise plätschernden Bach um die Lichtung herum und wagte sich tiefer in den Wald. Dort wurde es ein wenig dunkler und Conan begann, sich beobachtet zu fühlen. Still strich er weiter und schaute sich um. Kein einziges Waldtier kreuzte seinen Weg, nirgendswo waren Vögel zu hören oder zu sehen. Allmählich wurde es Conan ziemlich kalt, er schaute sich erneut um. Der Wald schien sich verändert zu haben und er fand keinen Ausweg wieder.

Plötzlich raschelte es im Gebüsch und Conans Blick schnellte auf die Stelle. Glühende Augen blitzten auf und plötzlich sah Conan nur schwarz. Er spürte einen brennenden und stechenden Schmerz in seinem Gesicht und der Schmerz wurde immer intensiver, es breitete sich immer weiter aus, bis er nichts außer Schmerz verspürte. Es brannte höllisch und seine Gelenke fühlten sich taub an. Bevor Conan ohnmächtig wurde, konnte er seine Augen wieder öffnen. Er sah alles in einem roten Ton und plötzlich erhellte ein extrem grelles Licht den Wald. Conan spürte warme Hände an seinen Wangen und er sah in leuchtend grüne Augen. Ein Gesicht konnte er nicht direkt erkennen. Der Schmerz verschwand und Conan fühlte sich sicher und geborgen. Ihm wurde eine Maske überreicht, die ein interessantes Material besaß. Eine Stimme erklang, Conan konnte nur einige kleine Wortfetzen mitbekommen, da ein schrilles Geräusch im Hintergrund ertönte. Die Stimme sprach von Dämonen, Verwandlung und... Dass Conan nicht er selbst sein wird? Geschockt wich er von den Augen zurück, doch sie sahen ihn nur sanft und beruhigend an.

„Nimm dieMaske, du wirst sie brauchen. Wenn du das nächste Mal an eine Wasserstellekommst, wirst du dein Gesicht sehen. Erschrecke dich nicht, du wirst andersaussehen.", versuchte die Stimme zu erklären. Conan nickte nur irritiert und griffnach der Maske. Er zog sie sich über den Kopf und das Licht verschwand.Verwirrt schaute sich Conan um. Ein kleines Wesen lag reglos auf dem Boden,Blut klebte an den riesigen Krallen und sein Blick war starr in die Leeregerichtet. Conan lief aus dem Waldteil heraus und lief hektisch zu dem Bach.Das Wasser lag einigermaßen still da und Conan konnte die Maske genauer sehen.Die runden Augen leuchteten in einem strahlenden Weiß und verwirrt nahm er dieMaske ab. Bei seinem Anblick erschrak Conan und wich vom Wasser zurück. SeineHaut ist blau-gräulich geworden, die Augen waren fast komplett weiß und einedicke Narbe erstreckte sich von seinem Nasenrücken bis zu seinen Wangen undKiefer herunter. Seine Haare waren kein gesundes braun mehr, sondernpechschwarz und der Ansatz war bläulich. Verwirrt und irritiert setzte sichConan auf den weichen Waldboden und begutachtete die Maske genauer. DasMaterial des Schnabels war von innen sehr weich, doch außen herum war es sehrhart. Er drehte die Maske einige Male in seinen Händen herum, sah erneut aufsein Spiegelbild und zog sie sich über. „Wie werden die anderen wohl reagieren...?",fragte er sich nervös. Langsam stand er auf und machte sich auf den Weg nachHause. 

The PlagueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt