Tränen stiegen dem Arzt in die Augen. Zurückhalten konnte Conan sie nicht mehr. Er kniete sich vor den schlaffen Körper des kleinen Jungen und legte seine Stirn auf seine Brust. Der Junge Atmete nicht mehr. Das Herz schlug nicht. Nichts bewegte sich. Um seinen kleinen Freund trauernd vergrub Conan seinen Kopf schniefend in seinen Armen und lehnte sich mit dem Rücken an den Patiententisch. Conan riss sich schließlich die Maske vom Kopf und aus Versehen Hale mit herunter. „Entschuldige...", murmelte er und setzte Hale vor ihm ab. Sein Freund sah ihm mitfühlend in die Augen und schaute zu Boden. „Conan, du hast dein Bestes getan...", begann Hale, doch verstummte wieder bei dem Anblick seines Kumpels, der sein Gesicht erneut in den Armen vergrub. Der Hut seufzte und hüpfte näher zu dem Seuchendoktor. „Bis jetzt konnte niemand den schwarzen Tod bewältigen, du hast wirklich alles Mögliche gemacht, um den Jungen zu heilen. Aber wie gut auch der Seuchendoktor ist, diese Art von Pest ist unberechenbar.", erklärte Hale aufmunternd. Conan seufzte, nahm die Arme von seinem Gesicht weg und legte den Kopf in den Nacken. Seufzend sah er die Decke an, dann lehnte er sich wieder nach vorne zu Hale. „Du hast Recht, Hale...", sagte Conan mit einer zittrigen Stimme, stand auf und setzte sich wieder die Maske aufs Gesicht. „Aber wie soll ich es seiner Mutter erklären? Und was ist mit der Leiche?", fragte er. Hale sah ihn ratlos an. „Du könntest Edwins Körper erstmal zu seiner Mutter tragen, ihr erklären, dass es ihr Sohn nicht geschafft hat und ihn gemeinsam mit ihr vergraben und vernünftig beerdigen. Das wäre die beste Lösung, die mir im Moment einfällt." Conan nickte, setzte sich wieder Hale auf den Kopf und hob den schlaffen Körper des kleinen Jungen hoch. Bedrückt sah er in das ausdruckslose Gesicht und trug Edwin aus dem Haus.
Den Kopf gesenkt ging Conan leicht außerhalb des Dorfes auf das kleine Haus von Edwins Mutter zu. Er klopfte kurz mit einer freien Hand, worauf die Tür nach einigen Minuten geöffnet wurde. Edwins Mutter trat heraus und sah den Laken, in dem Edwin eingehüllt war verwirrt an, dann weiteten sich ihre Augen. Tränen stiegen der jungen Frau sofort in die Augen. Conan überreichte ihr den schlaffen Körper mit gesenktem Kopf. Sie umarmte den kleinen Jungen schluchzend und ging in die Knie. Conan strich ihr beruhigend über die Schulter und schaute seinen kleinen Freund bedrückt an. „Wollen sie ihn beerdigen?", fragte er nach einiger Zeit. Die junge Mutter nickte und stand wieder auf, ihre Augen schon leicht rötlich durch das lange Weinen. Conan nahm Edwins Körper zu sich, legte den Laken sanft über eine Stelle über seinem Auge, die nicht vom Laken bedeckt wurde und trug ihn zu der Stelle, zu der ihm die Mutter führte. Conan blieb stehen und sah sie an. „Hier?" Sie nickte und ging schnell in ihr Haus, um Kerzen, Blumen und zwei Schaufeln zu holen. Sie überreichte Conan eine Schaufel und lächelte ihn leicht an. „Danke, dass sie es wenigstens versucht haben. Edwin wäre ohne Sie vermutlich schon früher tot gewesen sein." „Es ist doch kein Problem, es ist schließlich meine Aufgabe, andere Menschen zu heilen.", antwortete Conan, griff die Schaufel fester und begann zu graben.
Das Loch entsprach genau der Größe und Breite des Körpers, worauf Conan die Schaufel weglegte und Edwin langsam hochhob. Seine Mutter legte ihre Schaufel ebenfalls weg und sah Conan trostlos zu, wie er den Körper ihres Sohnes hochhob und ihn langsam in das 2 Meter tiefe Loch legte. Währenddessen zündete die junge Frau die mitgebrachten Kerzen an. Sie waren noch neu und hatten ein schön, reines weiß.
Die Sonne ging bereits unter, es wurde auch deutlich kühler. Conan blieb stumm und fröstelte leicht. Er sah den kleinen Flammen der Kerzen zu, wie sie im seichten Wind herumtänzelten und zwischendurch heller wurden. Man konnte nur das Schluchzen der Mutter hören, die um ihr Kind trauerte, sonst war alles totenstill. Langsam entfernte sich Conan von dem Grab, sein Schritt wurde schneller, je mehr er sich entfernte. Stille.
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The Plague
ParanormalDer junge Conan Asbury, 24 Jahre alt, wünscht sich ein spannendes Leben als Seuchendoktor in 1350. Sein Traum ist es, die Leute vor der schwarzen Pest, auch schwarzer Tod genannt, zu bewahren und die infizierten zu heilen. Doch dieser Plan geht in d...