Emma's Sicht:
Ich hatte das Gefühl, das mein Herz bestimmt einige Schläge ausgesetzt hatte und auch sonst wusste ich nicht wirklich, ob ich gerade atmete oder blau anlief, weil ich keine Luft mehr bekam.
Emma.
Mehr musste er gar nicht sagen. Allein wie er meinen Namen aussprach, bescherte mir eine heftige Gänsehaut und liess meinen Körper zittern. Es war ja so lange her.
Max.
Max stand vor mir und sah mich mit dem gleichen entsetzen Ausdruck an, den ich vor nicht einmal einer Minute drauf hatte.
Ich wusste das ich ihm früher oder später begegnen würde, aber ich hätte echt nicht gedacht, dass das so schnell laufen konnte. Verfluchte scheisse! Wieso bekam ich ausgerechnet Max's Spind?
,,Hey", sagte ich leise und schaute den Jungen vor mir genauer an. Seine Haare waren zerzaust, seine Klamotten wirkten unordentlich und im grossen und ganzen machte er einen müden Eindruck auf mich. Max sah fertig aus. Ob das vielleicht an mir lag? Hatte er mich womöglich genauso vermisst wie ich ihn? War er nächtelang wach und fragte sich, wo ich war? ,,Hallo", murmelte er, der Schock stand ihm nach wie vor im Gesicht geschrieben. Er hatte es wohl immer noch nicht realisiert, das ich tatsächlich hier vor ihm stand.
,,Seit wann bist du wieder hier?", fragte er mich. Sein Blick glitt von meinem Gesicht runter zu meinem Hals, wo ich einige blaue Flecken notdürftig mit Make-Up und meinen Haaren verdeckt hatte, bis zu meiner Kleidung und wieder zurück zu meinem Gesicht. Man konnte ihm ansehen, das sein Gehirn die Tatsache das ich hier stand, nicht wirklich verarbeiten konnte. ,,Seit gestern Abend", gab ich zurück, zupfte dabei den Ärmel meines Pullis leicht wieder runter, da ich das Gefühl hatte, er konnte durch meine Kleidung hindurch die Narben und Flecken sehen.
Die Zugfahrt gestern war noch recht interessant geworden. Naomi und Ceyda hatten mir von ihrem Gespräch mit Max erzählt, dass er mit ihr auf dem Weg nach Metroburg geführt hatte. Damals war er offenbar auf dem Weg zu mir, um mich in der Schurken Akademie zu besuchen, doch wegen Jason konnte er nicht zu mir durchdringen. Sie erzählten mir, dass Max Ceyda zu diesem Zeitpunkt unsere ganze gemeinsame Geschichte erzählt hätte. Sie hatten einfach alles gewusst. Von A-Z, jedes kleinste Detail.
,,Weiss es Phoebe?", fragte er weiter und ich schüttelte den Kopf. ,,Nur meine Familie wusste Bescheid. Sonst niemand."
,,Okay", sagte er dann und wandte seinen Blick ab. ,,Ich gehe dann mal Rektor Bradford fragen, wo mein neuer Spind ist."
,,Ja, sicher", antworte ich nur. Max schaute mich wieder an. Seine Augen glänzten verdächtig, sie waren wie ein offenes Buch und ich konnte in ihnen lesen, wie viel schmerz ich eigentlich verursacht hatte. Meine Seele brannte, als ich seinen Blick sah, als mir klar wurde, das ich seinen vorherigen Schmerz grösser gemacht hatte und das ich ihn womöglich gebrochen hatte. Ich hatte einen enormen Schaden bei ihm hinterlassen und mir wurde klar, das nichts mehr wie vorher sein würde.
Max versuchte mich anzulächeln, vielleicht weil er keine Schwäche zeigen wollte, vielleicht auch nur weil er nett sein wollte, aber kaum waren seine Mundwinkel oben, sanken sie gleich wieder ein und er verzog das Gesicht, so als würde es ihm weh machen, zu lächeln. Also nickte er mir kurz zu, hob seine rechte Hand als Abschied und lief mit schnellen Schritten davon. Weg von mir und dieser ganzen Situation zwischen uns.
Der Schmerz und mein Verrat waren viel viel grösser, als ich eigentlich gedacht hatte und ich wusste, dass ich mich von ihm fern halten musste. Max war glücklicher und besser dran ohne mich.
Ich seufzte und fühlte mich plötzlich müde und erschöpft. Der Tag hatte nicht mal richtig angefangen und ich hatte jetzt schon genug von ihm! Am besten sollte ich einfach nach Hause und mich in mein Bett verkriechen. Ich drehte mich um und schlug die Spindtür zu. ,,Emma!?", rief plötzlich jemand hinter mir. Innerlich liess ich einen lauten Schrei los. Phoebe stand hinter mir und die Art und Weise wie sie meinen Namen gesagt hatte, zeigte mir schon, das sie nicht wirklich begeistert war mich zu sehen.
Ein Thunderman Zwilling war natürlich nicht genug, ich musste gleich beiden innerhalb weniger Sekunden begegnen. Gott schien mich wirklich bestrafen zu wollen.
Zögerlich drehte ich mich um. ,,Hey Phoebe."
,,Emma!", rief sie abermals aus. ,,Seit wann bist du wieder hier?"
,,Seit gestern Abend", gab ich ihr die gleiche Antwort, wie ihrem Bruder zuvor. Sie nickte langsam, schien die Information langsam zu verarbeiten und begann mich dann, genau wie ihr Bruder, von Kopf bis Fuss zu mustern. Was hatten die zwei den mit mir? Dachten sie vielleicht, ich war irgendein Klone und nicht die echte Emma oder wieso mussten die beiden mich so durchchecken? Es gab mir ein unwohles Gefühl und irgendwie fühlte ich mich so, als würden sie meine Wunden sehen.
Es war eine kleine Weile still zwischen uns, bis sie tief Luft holte und mir wieder ins Gesicht blickte. Ihr Blick war eisig. ,,Weiss es Max?"
Ihre Stimme klang messerscharf und mir bewusst, dass es nichts persönliches war, sie wollte ihren Bruder nur beschützen und ich war definitiv eine Gefahr für ihn und sein Wohlergehen. ,,Wir haben uns gerade eben per Zufall getroffen", antwortete ich ihr.
Sie nickte langsam und starrte mich weiter an, bis ihr Blick dann langsam sanft wurde. Ich hatte das Gefühl, das Phoebe genau wusste, was auch ich durchgemacht hatte und das ich vielleicht doch kein allzu schlechter Mensch war.
,,Ich sollte langsam gehen", sagte sie dann und brach diese laute Stille zwischen uns. ,,Wir sehen uns später", fügte sie dann noch hinzu und schenkte mir ein kleines lächeln, ehe sie sich umdrehte und in die gleiche Richtung wie ihr Bruder verschwand.
Zitterig stiess ich die Luft, die ich unbewusst angehalten hatte, aus. Mein Kopf dröhnte und mein Nagen drehte sich. Mit einem Mal wurde meine Sicht verschwommen und ich blinzelte schlagartig, um die Tränen los zu werden. Heute würde echt nicht mein Tag sein.
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Der Unterricht zog sich wie Kaugummi und ich sehnte mich in jeder Stunde nur mehr und mehr nach meinem warmen Bett. Als es schliesslich zur letzten Stunde klingelte, war ich die erste die raus stürmte und quasi nach Hause rannte. Ich war für den Rest des Tages den Zwillingen aus dem Weg gegangen und eine weitere Konfrontation wollte ich um jeden Preis vermeiden.
Doch das Schicksal hatte andere Pläne, den kaum war ich Zuhause, meinte meine Mutter, dass wir mit den Thundermans Abendessen würden. Meinen Protest und mein Gequengel stiess bei ihr auf taube Ohren, also zwängte ich mich wiederwillig in eine schwarze Stoffhose und einem dünnen Pulli und sass wenig später mit den Thundermans in einem teuren Restaurant. Ohne Max, aber mit unserem Essen vor uns.
Als ich es nicht mehr aushielt und meine Neugier Oberhand gewann, drehte ich mich leicht zu Phoebe um, die glücklicherweise neben mir sass. ,,Wo ist er?", flüsterte ich. Die Brünette wusste natürlich gleich von wem die Rede war, er war schliesslich als einziger abwesend in dieser Runde. ,,Mit Allison auf einem Date", sagte sie in einem gesenkten Ton und mit einer Selbstverständlichkeit, die mich zum grübeln brachte. Auf einem Date? Mit Allison? Wer zum Teufel war den diese Allison?
,,Wer ist sie?", fragte ich, auch wenn ich mir die Antwort schon denken konnte. ,,Seine Freundin", kam es dann auch gleich von Phoebe, was meinen Verdacht bestätigte. Mein Magen drehte sich nun zum zweiten Mal an diesem Tag um und mein Besteck fiel mir aus meinen zitterigen Händen. Das klirren des Tellers auf dem meine Gabel und Messer gelandet waren, liess die Gespräche der Erwachsenden verstummen. Plötzlich lagen acht verwunderte Augenpaare auf mir.
,,Mäuschen? Ist alles in Ordnung? Du bist so blass", sagte Dad und musterte mich besorgt. Meine Hände zitterten immer noch extrem, als ich nach meinem Glas Wasser griff und erstmal einen ordentlichen Schluck trank. Die Tatsache das Max eine Freundin hatte, warf mich mehr aus dem Konzept, als es mir eigentlich lieb war.
„Ich", begann ich, doch stoppte gleich, als ich hörte, wie sehr meine Stimme zitterte. ,,Ist dir schlecht?", hackte Mom nach und wirkte extrem alarmiert. Nickend trank ich einen weiteren Schluck aus meinem Glas. Mir war auf einem Schlag verdammt heiss und alles begann sich zu drehen. „Soll ich dich nach Hause fahren? Dann kannst du dich hinlegen", schlug Mom vor und ich nickte dankbar. Ja, ich wollte definitiv nach Hause und mich in meinem Bett verkriechen.
Meine schmerzende Brust versuchte ich zu ignorieren, als ich aufstand und mich hastig von den Thundermans verabschiedete und meiner Mutter zum Wagen folgte. Phoebes stechende Blicke brannten förmlich Löcher in meinem Rücken, doch ich hatte keine Kraft mich darauf zu fokussieren.
Ich brauchte jetzt definitiv Zeit für mich.
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The Thundermans - The game goes on
أدب الهواة❥ Der zweite Teil der Thundermans Reihe. ,,Ich vertraue dir. Lass mich das bitte nicht bereuen." Nach Emma's Verschwinden und Vertrauensbruch bleibt Max mit gebrochenen Herzen zurück, sucht jedoch trotzdem noch drei weitere Monate nach seiner alten...