„Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll! Er will mir einfach nicht glauben!“
Kurz vor dem Automaten wurde ich langsamer. Es war nicht meine Absicht gewesen, Tom zu belauschen, aber ich konnte es nicht verhindern, einen kleinen Teil seiner Selbstgespräche mitzubekommen. „Tom?“
Er nahm die Hand von seiner Stirn und drehte sich ruckartig zu mir um. Sein Gesicht war übersät mit Sorgenfalten.
Ich biss mir auf die Lippen.
„Maggie, Jona ist gerade los zur Startlinie, du hast ihn nur um ein paar Sekunden verpasst!“ Dieser freundliche Ton passte nicht. Ich verschränkte die Arme.
„Ja, ich weiß“, sagte ich, mit dem Gesicht zum Boden gewandt. „Ich hab gesehen, wie ihr miteinander geredet habt“ Tom bekam plötzlich einen noch ausdrucksloseren Ausdruck, als die alte Frau auf dem Gemälde in unserem Wohnzimmer. „Ist alles okay?“
Tom schnaubte.
Es war nichts in Ordnung.
„Natürlich…“, murmelte er mit einem seltsamen Lächeln. Seine Augen verrieten mir, dass er eine andere Antwort geben wollte. „Was sollte denn schon nicht okay sein?“
Dass ihr ihn auf einem Internat angemeldet habt?
„Keine Ahnung“ Er log mich an, das wusste ich. Daher fand ich es nur fair, dass ich ihm auch eine Lüge auftischte. Ich hoffte nur, dass man es mir nicht auch an meinen Augen ablesen konnte.
Tom schien jedoch auch nicht groß auf meine Augen zu achten. Dabei war er einer der wenigen, der es für sehr wichtig hielt, jemandem beim Sprechen auch in die Augen zu sehen. Er sagte immer, das würde deinem Gegenüber zeigen, dass du ihm auch wirklich deine Aufmerksamkeit schenkst.
Doch jetzt stand er mir gegenüber und versuchte, so gut es ging, meinem Blick auszuweichen.
„Über was habt ihr denn geredet?“, wollte ich wissen. Ich ließ meine verschränkten Arme fallen.
Er ließ seinen Kopf kurz nach hinten kippen. Als er mich wieder ansah, besaß sein Gesicht eine Härte, die ich nicht erwartet hatte.
„Maggie, …“, Jetzt sah er mich an. Er schenkte mir seine völlige Aufmerksamkeit. „Geh doch jetzt einfach zu Jona, wie jedes Jahr. Und feuer’ ihn an“
Was war das jetzt, bitte?
Okay, wahrscheinlich war meine Frage auch ziemlich unpassend gewesen. Ich hätte besser Jona fragen sollen. Nach dem Marathon.
Ich verschränkte wieder meine Arme. Es kam keine Antwort von mir und daher war anscheinend für Tom das Gespräch beendet. Er wandte sich von mir ab.
„Ich wollte es nur wissen, weil ihr vorhin so zerstritten gewirkt habt!“, sagte ich schnell, bevor er außer Hörweite war.
Sofort drehte er sich um und stand wieder direkt vor mir. „Es gibt aber leider Dinge, Megan, die ich dir einfach nicht erzählen kann!“, fauchte er. Ich zuckte zusammen und wich ein Stück zurück. Das hatte ich noch weniger erwartet als seinen harten Ausdruck.
Tut mir leid!, schoss es mir durch den Kopf.
Aber er war schon davongestapft.
Jona
„Du bist kreidebleich!“, stellte Amelia fest, als ich mich wieder neben sie an die Startlinie stellte. „Was wollte dein Dad?“
Ich winkte ab. Bei jemand anderem hätte das nichts gebracht. Amelia aber zuckte mit den Schultern und das war’s dann auch schon.
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Lunar - Augen, wie Eis
Werewolf*** Momentan pausiert *** „Es ist etwas in dir, was dich verändert!" - Jona wird bald achtzehn. An seinem Geburtstag wird er jemanden töten. Nun war es das Grün-grau, welches seine Iris umgab, dass mir ein Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit v...