2. September 1998
Irgendwo und doch nirgendwoIch stand ganz hinten in einem Klassenzimmer und erkannte den Tag, nach den ersten Worten des Lehrers, sofort.
Das war der Tag der Zeugnisvergabe, und ich saß gespannt mit Lina in der ersten Reihe. Draco stand genau hinter mir und hatte die Arme auf die Stuhllehne gelegt. Er sah genauso gespannt zum Lehrer und wartete, dass dieser die (mehr oder weniger) heiß begehrten Giftblätter ausgab.
Das müsste der 26. Juli gewesen sein. Also war Draco schon fast sieben Wochen bei mir und passte auf mich auf? Es war ein seltsames Gefühl, zu wissen das er die ganze Zeit da war, und trotzdem für mein zweites Ich nicht vorhanden war. Ob er...
Ob er an mich gebunden war? Also, zum Beispiel nicht weiter als fünf Meter sich von mir entfernen konnte? Und war es mir überhaupt möglich, ihn mitzubekommen?
Schnell schüttelte ich die wirren Gedankengänge ab und sah wieder auf das Geschehen. Ich 2.0 sah gerade gebannt auf ihr Zeugnis, Lina sah auf ihres und Draco sah über die Schulter meines zweiten Ichs.
Ich trat näher an ihn heran. Und da hörte ich ihn flüstern :,,Ich bin stolz auf dich!" Dabei legte er seine Hand auf meine Schulter. Naja, er versuchte es. Sie glitt einfach durch meine Schulter durch und er seufzte einmal tief auf.
Gerührt trat ich einen Schritt zurück und die Szenerie veränderte sich wieder.
Eine befahrene Straße bildete sich... Warte mal, die kannte ich auch! Das war die Hauptstraße, an der ich immer lang fahren musste, wenn ich zur Schule wollte!
Dann hörte ich hinter mir ein Klingeln, ein Fahrradklingeln. Und fast im selben Augenblick fuhr eine Radfahrerin einfach durch mich durch! Ein widerliches Gefühl durchströmte mich und ich schüttelte mich. Dann sah ich empört der Radfahrerin hinterher. Nach einem kurzen Moment der Empörtheit, fiel mir was auf. Das war doch... Lina's Rucksack auf dem Rücken der Fahrerin?
Und bevor ich weiter denken konnte, fuhr eine weitere Person durch mich, und ich wollte schon rumbrüllen, dass man ja um mich rum fahren konnte, bis mir Draco neben der zweiten Person auffiel. ,,Dann bin das ich und Draco passt mal wieder auf mich auf..." murmelte ich, dann wurde ich Draco hinterher gezogen, wahrscheinlich weil dass hier seine Erinnerung war.
Erst keuchte ich erschrocken auf, der plötzliche Ruck nach vorne hatte mich überrascht, doch dann verzog sich mein Gesicht zu einem freudigen Grinsen.
Es war lustig, ungefähr so, wie man sich vielleicht Wasserski vorstellen mag. Man wird einfach die ganze Zeit mitgezogen und gleitet einfach über den Radweg dahin. Ich lachte kurz erfreut auf, sah dann aber wieder konzentriert auf meinen Rücken. Ich konnte mich nicht erinnern, wann dieser Tag genau war, ich war öfters mit Lina zur Schule und zurück gefahren.
Draco schwebte die ganze Zeit neben mir her und sah immer in die zahlreichen Seitenstraßen, im Gegensatz zu mir. Und jetzt, kam mir die Erinnerung in den Sinn.
Und es kam, wie es kommen musste.
Ein Auto raste plötzlich aus einer Seitenstraße! Lina konnte noch knapp ausweichen, indem sie stark in die Pedale trat, doch mich erwischte das Auto. Naja, fast. Denn durch eine unsichtbare Kraft, welche ganz sicher nicht von mir kam, bremste mich ab, sehr stark, und ich blieb gerade so vor der Motorhaube stehen. Also, mein fahrradfahrendes Ich, welches jetzt kreideweiß vom Fahrrad abstiegt, während der, meiner Meinung nach, rücksichtslose Autofahrer einfach abbog und wegfuhr.
Ich sah schnell zu Draco, der seine Hand erhoben und auf mein Rad gerichtet hatte. Er selbst schien überrascht und sah ungläubig auf seine ausgestreckte Hand.
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Die letzte Chance
FanfictionStell dir vor, du sitzt gerade zuhause auf deinem Bett, liest ein paar Fanfictions und willst einfach nur entspannen. Doch dann bekommst du Schmerzen. Überall. Im Kopf, im Bauch, an den Hände, den Füßen, dem Herz. Überall. Eine Sekunde später ist al...