Kapitel 4

6 0 0
                                    

Morgens wurde ich dann von einer Schwester geweckt, weil meine OP bevorstand. Vio schlief noch friedlich. Wie sie da so lag, sah man ihr die Schmerzen nicht an. Ich schlich der Krankenschwester hinterher. Sie brachte mich in ein Sprechzimmer eines Doktor Hunkins rein. Fünf Minuten später erschien dieser dann. Er erklärte mir nochmal die Biopsie und die Narkose, danach ging er und ich sollte mir die OP Kleidung anziehen. Eine Schwester holte mich mit einem Krankenhausbett ab und brachte mich in einen Raum wo mir die Narkose verabreicht wurde.

Als depressiver Mensch hat man manchmal die Hoffnung einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen oder wenn man operiert wird, dabei zu sterben. Vor der OP kam mir dieser Gedanke. Deswegen wachte ich mit einer Mischung aus Enttäuschung und Freude auf.

Benommen nahm ich war, dass meine Mutter neben meinem Bett saß.

"Du darfst nicht sterben. Dan ist doch schon tot. Bitte, oh Gott bitte stirb nicht.", flüsterte sie weinend und bemerkte anscheinend nicht, dass ich sie hörte.

Das waren die schönsten Worte, die ich innerhalb der letzten zwei Jahre von ihr hörte. Ihre Worte trieben mir Tränen in die Augen. Bevor ich ihr etwas antworten konnte, schlief ich erschöpft wieder ein.

Ein paar Stunden später wachte ich wieder auf und sie war nicht mehr da. Vielleicht hatte ich mir das auch nur eingebildet. Vio sah sich gerade Batman an.

"Ich bin Batman.", sagte ich mit schwacher, rauer Stimme und Vio fiel fast vom Bett.

"Luna! Du bist ja wach. Also mit deiner rauen Stimme machst du Batman echt Konkurrenz."

"War meine Mutter wirklich da oder hab ich mir das nur eingebildet?"

"Da war tatsächlich eine Frau an deinem Bett und dem Aussehen nach scheint es deine Mutter zu sein."

Da ich nicht aufstehen konnte, sahen wir uns Batman an und Vio schwärmte die ganze Zeit von Ben Affleck. Ich rollte bei ihren Kommentaren nur mit den Augen, doch sie ignoriete es.

"Wer ist Dan eigentlich?", fragte sie plötzlich und ich sah sie verstört an. Sie hatte meiner Mutter wohl zugehört.

Eigentlich sprach ich nicht gerne über Dan und seinen Tod, selbst mit Christina nicht.

Violett scheint Verständnis zu haben und eigentlich brauch ich jetzt jemanden zum reden. Christina hat sich ja aus dem Staub gemacht.

"Dan ist mein verstorbener Bruder. Dan und ich hatten vor zwei Jahren einen Autounfall und weil er nicht angeschnallt war, wurde er aus dem Auto geschleudert. Er war sofort tot und das schlimmste daran ist, das es meine Schuld ist. Wegen mir ist er extra schnell gefahren.", erzählte ich ihr und brach in Tränen aus.

"Es ist nicht deine Schuld, das müsstes du wissen. Er war nicht angeschnallt und er hätte wissen müssen, dass es gefährlich ist zu rasen."

"Meine Eltern geben mir auch die Schuld daran und ich weiß, dass es stimmt.", meine Tränen versiegten langsam und ich sah sie ernst an.

"ES IST VERDAMMT NOCHMAL NICHT DEINE SCHULD! SIEH ES ENDLICH EIN!", schrie sie mich an und ich zuckte überrascht zusammen.

Ich antwortete nicht mehr und sah nachdenklich an die Wand.

Eigentlich hat sie ja Recht. Nur weil meine Eltern der Meinung sind, heißt es nicht, dass Dan's Tod meine Schuld ist.

"Danke.", sagte ich leise und sah Vio dankbar an.

"Nicht dafür.", antwortete sie grinsend und machte den nächsten Film an.

Lebe bevor du stirbstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt