Kapitel 5

2 0 0
                                    

Als ich meine Augen aufschlug, hörte ich die Vögel zwitschern und die Sonne strahlte. Vio und ich waren während des Films eingeschlafen. Sie schlummerte noch friedlich vor sich hin. Kein Wunder, es war erst sechs Uhr morgens. In einer Stunde würden die Ärzte mit der Visite anfangen und ich würde die Ergebnisse meiner Biopsie erfahren. Vio wollten sie heute nochmal durchleuchten um zu sehen, wo und ob sich der Tumor ausgebreitet hatte.

Da ich viel zu nervös war um eine Stunde zu warten, zog ich die Krankenhaus Sachen aus, meine wieder an und ging mal wieder vor das Krankenhaus rauchen. In meinem Portemonnaie waren noch 10€, die ich mit nach draußen nahm. Zu meiner Enttäuschung war der Junge dieses Mal nicht da und ich musste mir selber Kippen besorgen. Nirgends in der Umgebung war ein Automat zu finden, deswegen hatte ich irgendwann eine alte Frau gefragt, ob sie mir Zigaretten kaufen würde, da ich meinen Ausweis vergessen hatte. Tatsächlich kaufte sie mir dann welche. Ich bedankte mich höflich und setzte mich vor dem Krankenhaus auf eine Mauer. Irgendwann setzte sich jemand neben mich, doch ich beachtete die Person nicht.

"Hi.", es war der rauchende Junge. Ich blickte kurz auf und antwortete nicht.

"Da ist einer aber gesprächig.", sagte er sarkastisch.

Nachdem ich aufgeraucht hatte, ging ich wieder rein und wurde schon von Dr. Hunkins erwartet.

Er beäugte mich kritisch, da er den Rauch gerochen hatte, und bat mich ihm in einen Konferenzraum zu folgen. In diesem Raum warteten schon ein ganzes Ärzte Team und meine Eltern. Verwundert setzte ich mich neben sie und schaute fragend in die Runde.

"Wir haben dich hierher gebeten um deine weitere Behandlung zu besprechen:", setzte Dr.Hunkins an.

"Elisabeth, die Biopsie hat ergeben, dass der Lungenkrebs bösartig und im fortgeschrittenem Stadium. Die Heilungschancen liegen bei 30%.", eine Dr. Kyrell sprach im ruhigen Ton auf mich ein.

30%ige Chance und fortgeschritten, das hört sich nicht gut an. Ganz und gar nicht gut...

"Da der Tumor momentan noch inoperabel ist, müssen wir dich erstmal mit Chemotherapie und einer Bestrahlung behandeln.", Dr. Hunkins übernahm wieder das Wort.

Sie besprachen noch irgendwas, doch ich konnte nicht mehr zuhören und nach kurzer Zeit lief ich einfach aus dem Raum. Da ich nicht wusste wohin, lief ich raus. Irgendwann kam ich an einem Park an und setzte mich auf eine Parkbank. Eine Zeit lang beobachtete ich das Geschehen, Kinder spielten unbeschwert, Pärchen liefen händchenhaltend umher und es wurden Hunde ausgeführt. Als es plötzlich stockdunkel war, wachte ich aus meiner Schockstarre auf.

Mit schnellen Schritten lief ich wieder ins Krankenhaus. Im Zimmer wurde ich schon von Vio erwartet.

"Wo warst du denn den ganzen Tag? Hat die Besprechung so lange gedauert?", fragt sie besorgt, doch ihre Augen strahlen und sie lächelt mich an.

"Nein, ich war danach noch im Park. Warum auf einmal so fröhlich?", fragte ich sie skeptisch.

"Luna, ich kann geheilt werden. Die letzte Chemo hat angeschlagen und das Ding ist zu dreiviertel geschrumpft. Ich werde überleben!", zum Schluss fing sie an vor Freude zu weinen und ich umarmte sie stürmisch.

"Tut mir Leid, ich muss nochmal kurz raus. Ich habe im Park mein Portmonee vergessen.", log ich sie an und ging raus auf den Flur.

Dort überlegte ich kurz und lief dann ins Bad. Für den Notfall hatte ich immer eine Klinge in meiner Tasche versteckt. Diese holte ich raus und fuhr damit an meinen Beinen entlang, ohne mich zu schneiden. Die ganze Zeit ging mir das Gespräch von heute durch den Kopf.

Inoperabel. Ich werde wahrcheinlich sterben und Vio darf leben.

Wie ferngesteuert legte ich die Klinge an meinem linken Arm an und schnitt dann meine Pulsader durch. Ich realisierte erst was ich getan hatte, als ich das ganze Blut sah. Geschockt und wie hypnotisiert lief ich den Gang entlang, bis ich schließlich in Vios und mein Zimmer taumelte. Auf dem ganzen Gang waren Blutspuren zu sehen.

"Ich hab Mist gebaut...", flüsterte ich Vio zu und wurde ohnmächtig.




Lebe bevor du stirbstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt