Kapitel 11

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Wir haben das Tiramisu genommen und uns damit auf die Couch gesetzt. Er wollte unbedingt mehr meiner Bilder aus Irland sehen. Er ist total fasziniert davon und will mir immer wieder Nahe legen das ich mehr solcher Bilder machen soll. "Wie bist du eigentlich auf das fotografieren gekommen?" fragt er und sieht sich eines meiner alten Alben an. Ich zucke mit den Schultern und stochere mit meinem Löffel im Tiramisu herum. "Wegen meiner Granma! Sie hat mir damals, als ich acht geworden bin, meine erste Kamera geschenkt. Sie liebte das fotografieren und sie war wirklich ziemlich gut darin. Ich hab mich von ihr anstecken lassen und als sie gestorben ist hatte ich das Gefühl weiter zu machen. So hab ich immer das Gefühl das sie bei mir ist..." James sieht auf und lächelt. "Du hast sie sehr geliebt oder?" mir steigen Tränen in die Augen und blinzle. "Ja, sie war ein so besonderer Mensch." er nickt nachdenklich. "Kenn ich. Meine Grams war auch die Beste sie hat mich mit groß gezogen..." aufmerksam sehe ich ihn an. Endlich, er öffnet sich. "Sie war zwar wirklich sehr streng aber ich hab sie sehr geliebt. Sie war sehr Vornehm, immer Tadellos und ruhig. Aber sobald sie mit uns Kindern alleine war drehte sie auf. Einmal habe ich von ihr den Hintern voll bekommen..." ich sehe ihn mit großen Augen an und er grinst nachdenklich in sich hinein. "Was hast du gemacht?" er sieht mich wieder an. "Wir hatten damals einen Collie mit wirklich schönem Fell. Grams hat sie gehegt und gepflegt. Naja ich war zwölf, Luke und ich haben uns einen Spaß erlaubt und ihr Fell geschnitten und eingefärbt." ich sehe ihn geschockt an. "Das hast du nicht?" er fängt an zu lachen und nickt. "Doch das hab ich. Wir fanden es lustig, wir haben uns ordentlich gefeiert. Tja bis Grams mich übers Knie gelegt hat. Ich konnte zwei Tage nicht sitzen und habe geheult wie ein Baby und Luke hat mich Wochen lang damit aufgezogen." ich fange an zu lachen und lausche seinen Geschichten von früher weiter. Ich freue mich ihm zuhören zu können und zu erfahren was er alles angestellt hat. Und so unterschiedlich sind wir gar nicht auch wenn es auf dem ersten Blick so scheint. Der immer gut gekleidete studierte Anwalt und die rockige Barkeeperin. Er hat genauso viel scheiße in seiner Jugend gebaut wie ich. Fährt Motorrad und liebt das Abenteuer. James ist perfekt. Zumindest perfekt für mich. Er ist nur Anwalt geworden weil seine Grams es so wollte und diesen Wunsch wollte er ihr erfüllen. Aber ich muss schon sagen das ich ein bisschen nachdenklich werde ob ich überhaupt gut genug für ihn bin. Er war in Oxford und ich nur auf einer Privatschule für Ballerinas und hab es auch noch vermasselt. Ein gut betuchter und gefragter Anwalt und seine Barkeeperin? Das klingt doch von Anfang an schon wie eine kleine Affäre. Mein Herz zieht sich zusammen. Ich will keine Affäre sein, ich will mehr als das sein. Ich will das er mich voller Stolz vorzeigen kann und mich seine Freundin nennt. James sieht mich musternd an. "alles okay?" er unterbricht seine Anekdote davon wie er mit Luke den Jaguar seines Vaters geschrottet hat. Ich blinzle und sehe ihn an. "Was?" er zieht die Stirn nachdenklich kraus. "Du siehst plötzlich so traurig und nachdenklich aus. Hab ich was falsches gesagt?" verdutzt sehe ich ihn an. "Nein hast du nicht..." ich versuche ihn an zulächeln aber irgendwie kann sich mein Herz nicht beruhigen. "Ich musste nur an etwas denken.." er stützt seinen Arm auf der Rücklehne ab und sieht mich aufmerksam an. "Teilst du den Gedanken mit mir?" ich schüttle den Kopf. "Warum?" ich zucke mit den Schultern. "Kleine Mädchen Gedanken." wir lächeln uns eine Weile an. Dann beugt er sich vor und sieht mir fest in die Augen. "Du denkst aber nicht zufällig darüber nach das du nicht gut genug für mich sein könntest?" verdutzt sehe ich ihn an. Woher weiß er das? Hab ich laut gedacht? "Ich seh es dir an Cat. Du merkst glaub ich nicht wie viel in deinem Gesicht eigentlich los ist oder?" ich schüttle verlegenden Kopf und werde rot. "Und außerdem bin ich Anwalt, ich kann sehen wenn jemand etwas verheimlicht." ich grinse leicht zu ihm rauf und sehe dann wieder auf meine Finger. James legt mir eine Hand an die Wange und hebt mein Gesicht an. Wir sehen uns an und mein Herz rast wieder. "Mach dir keine Gedanken deswegen Cat...." ich beiße mir auf die Unterlippe. Wenn er so leise spricht und seine Stimme dabei noch tiefer und rauer klingt werde ich ganz kribblig. "Wenn mir so etwas wichtig wäre würde ich nicht hier sitzen." ich grinse breit und er beugt sich vor um mich zu küssen. Mein Herz bleibt stehen und ich erwidere seine wundervollen Küsse. Ich werde süchtig nach diesen Lippen. Lächelnd schlinge ich meine Arme um seinen Hals und lehne mich mit ihm zurück. "Ich hab mich in dich verliebt..." nuschelt er an meinen Lippen und küsst mich weiter. Mein Herz flippt vollkommen aus und ich werde von meinen eigenen Gefühlen total überwältigt. Unsere Küsse werden inniger und er schiebt seine Hand unter mein Kleid. Mich überkommt eine Gänsehaut und ich beginne innerlich zu brennen. Dieser Mann ist wie ein Rausch, der niemals enden soll. "Warte..." ich nehme sein Gesicht in meine Hände und sehe ihn lächelnd an. "Lass uns rüber in mein Zimmer gehen." James grinst breit. "Wann kommen deine Mitbewohnerinnen nachhause?" ich zucke mit den Schultern. "Irgendwann heute Abend." er lachte leise und küsst mich wieder. "Dann lass uns hier bleiben..." er steckt mir tief die Zunge in den Hals und ich stöhne laut auf. Wir liegen nackt und aneinander gekuschelt auf der Couch und ich zeichne seine Bauchmuskeln nach. Wann findet er die Zeit seinen Körper so zu trainieren? Seine Hand streift langsam an meinem Rücken auf und ab und seine Lippen liegen an meiner Stirn. "Ich will ewig hier so mit dir liegen können." flüstert James. Er klingt nachdenklich. Fragend sehe ich zu ihm auf. Er sieht an die Zimmerdecke. "Dann tu es doch..." lächle ich. Seine Kiefermuskel zucken. Was hat er denn plötzlich? Er atmet tief ein. "Wir müssen doch auch unser Geld verdienen." nun sieht er mich an und lächelt. Ich lächle zurück und streichle über seine Wange. "Bei dir zu sein bedeutet mir mehr als Job und Geld." sein lächeln wird weicher und seine Augen glitzern mich an. "Du hast keine Ahnung wie sehr du mir aus der Seele sprichst." er küsst mich zärtlich und mein Herz flattert, meine Ohren sausen und ich genieße jede einzelne Berührung. Gott ich glaube ich liebe ihn, das ist mehr als nur ein verliebt sein. Das was ich für ihn empfinde habe ich noch nie für jemanden empfunden. Noch nicht mal für Shane. "Ich will mit dir zusammen sein Catherine..." sagt er leise an meine Lippen. Ich ziehe den Kopf zurück und schaue ihn fragend an. Er spricht das aus was ich will aber irgendwie bin ich unschlüssig. "Ist das nicht zu früh?" er grinst. "Ist mir vollkommen egal. Ich bin verrückt nach dir Cat. Ich will nur dich." ich spüre wie mir Tränen in die Augen steigen. Nanu wo kommen die denn her? Ich bin gerade von all meinen Gefühlen vollkommen überfordert. "Ich will einen Grund haben in London zu bleiben." verwirrt sehe ich ihn an. "Ich versteh nicht." er zieht sich etwas zurück und schaut mich ernst an. "Ende des Monats muss ich für einige Zeit nach Schottland. Und wie es im Moment aus sieht für eine sehr lange Zeit." alles in mir zieht sich schmerzhaft zusammen. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Viel zu lange redet keiner von uns beiden und kommen auch nicht dazu weil sein Handy klingelt. Ich nehme mir eine Wolldecke, binde sie um meinen Körper, stehe auf und gehe ins Bad. Er geht weg? Ich soll der Grund sein warum er bleiben sollte? Ich hab plötzlich das Gefühl das ich über seine Zukunft entscheiden soll. Schottland scheint sehr wichtig für sein Leben zu sein. Und ich soll ihn davon abhalten? Was ist wenn er das irgendwann einmal bereut, dann bin ich es Schuld. Ich setze mich auf den Badewannenrand und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Was mach ich denn jetzt? Ich will James auch nicht verlieren. Herr Gott das ist doch alles nicht mehr normal. Wie lange läuft das jetzt schon zwei Wochen, drei Wochen? Ich bin jetzt schon total verrückt nach ihm und ich will seine Freundin sein. Aber warum lässt mich das Gefühl nicht los das er mir irgendetwas verheimlicht? Es klopft an der Tür. Ich schrecke auf und fahre mit meinen Händen durch mein Gesicht. "Mach auf Cat..." bittet James. Zögernd stehe ich auf und öffne ihm die Tür. Er sieht mich bedrückt an. "Ich wollte dich nicht damit überfordern." ich starre auf seine Brust. Er hat seine Hose wieder an aber sein Hemd nicht. Er ist einfach so schön. "Schon okay." er nimmt meine Hand und zieht mich an sich heran. "Auch wenn das alles viel zu früh ist und absolut absurd klingt...." ich sehe zu ihm hoch. "Ich will mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen müssen. Ich empfinde so intensiv für dich, das kenne ich nicht. Das habe ich noch nie erlebt..." er streichelt meine Wange und ich fange an zuzittern. "Lass mich nicht ewig auf dich warten..." er klingt verzweifelt, als würde ihm nicht mehr viel Zeit bleiben. Ich nicke leicht.  "Ich muss jetzt leider wieder los..." ich sehe wieder auf seine Brust und blinzle meine Tränen weg. Wieder nicke ich. "Küss mich..." fleht er leise. Ich schließe die Augen und küsse ihn. Wieso fühlt sich dieser Kuss plötzlich an wie ein Abschiedskuss? Soviel Wehmut und Verzweiflung.  

Immer wieder diese LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt