Kapitel 15

67 1 0
                                    

Cat

 Ich bleibe stehen und ringe nach Luft. Meine Brust wird zerdrückt, es fühlt sich an als würde ein fetter Mann darauf sitzen. Mein Herz schlägt nicht mehr und zieht mich Tonnenschwer zu Boden. Ich hab keine Ahnung mehr wo ich bin, über all sind hohe Tannen und in der Ferne kann ich das Rauschen der Wellen hören. Ich verstehe nichts mehr. Was ist da gerade passiert? Weinend falle ich auf die Knie und schreie vor Schmerz auf. Versuche den ganzen Schmerz der sich durch meinen Körper zieht von mir weg zu schreien. Charlottes Arme schlingen sich von hinten um mich und drücken mich an sie. Ich bekomme kaum noch Luft schreie aber trotzdem weiter. Mein Herz liegt in einem Scherbenhaufen vor mir. Und wieder, immer wieder werde ich von der Liebe enttäuscht. Charlotte beginnt sich beruhigend mit mir vor und zurück zu wiegen, legt ihre Lippen an meinen Hinterkopf und drückt mich fester an sich. "Ich bin da für dich Süße... du bist nicht allein." ich schließe die Augen und versuche wieder zuverstehen was da gerade passiert ist. Wie kann James mir so etwas nur antun? "Ich dachte er liebt mich..." schluchze ich laut. Charlotte lässt mich los, krabbelt nach vorne und legt ihre Hände an meine Wange. Wir sehen uns an. Ihre dunkelblauen Augen sehen mich traurigan. Sie wirken gläsern. "Versuch es nicht zu verstehen Cat..." sagt sie ruhig. Ich fange wieder laut an zu weinen. "Ich will es aber verstehen. Ich liebe ihn..." sie streichelt meine Wange. "Ich weiß..." flüstert sie und drückt mich an sich. "Ich weiß..." ich kralle mich an ihr fest und fange an zu zittern. Ich fühle mich leer und hilflos. Wie ein kleines verlorenes Mädchen. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Dieser Schmerz ist so stark das ich das Gefühl habe innerlich zu zerbrechen. So etwas habe ich noch nie gefühlt, nicht einmal bei Shane. "Wieso hat er das getan?" schluchze ich in ihre Schulter. "Keine Ahnung..." sie küsst sanft meine Schläfe und legt sich mit mir zurück. Wir legen uns ins Moos und ich kuschel mich an sie. Weinend sehe ich in den Himmel während sie mich nur im Arm hält. So lagen wir Stunden da. Ich kann es einfach nicht verstehen. Hat er nur mit mir gespielt? War das eine Torschlusspanik vor seiner Hochzeit? War ich nur eine einfacher Affäre? Tausend Fragen schwirren mir durch den Kopf und ich finde keinen klaren Gedanken. Als es dämmert stehen wir auf und gehen zurück zum Anwesen. Auf dem Weg neben dem Wald kommt uns Luke entgegen. Er schaut sich suchend um und als er mich sieht kommt er zu mir gerannt. Ich lasse Charlotte los und falle Luke weinend in die Arme. Er drückt mich an sich und ich verliere den halt. "Es tut mir so Leid..." entschuldigt er sich. "Es tut mir so Leid das ich dir nichts gesagt habe." ich hab keine Kraft mehr dazu ihm böse zu sein. Er hat mich schließlich mehr als einmal gewarnt und mir gesagt was er davon hält. "Ich hätte auf dich hören sollen." flüstere ich. Luke drückt mich fest an sich. "Nein..." nuschelt er. Charlotte umarmt uns beide und wir bleiben einen Moment so stehen. "Ich gehe unsere Sachen holen und sammle dich an der Straße ein." sagt Charlotte ruhig und küsst meinen Hinterkopf. Sie geht und Luke und ich sehen uns an. "Na komm, ich bring dich zur Straße..." er nimmt meine Hand und wir gehen den Weg entlang zur Straße. "Ich weiß nicht ob das jetzt der richtige Zeitpunkt ist aber ..." er zögert und ich sehe fragend zu ihm auf. Meine Augen brennen vom weinen und ich sehe seine Umrisse nur verschwommen. "... James liebt dich wirklich..." mein Herz bricht noch mehr und ich sehe wieder nach vorne. "Aber er soll es dir selbst erklären, wenn er aus dem Krankenhaus wieder da ist." verwirrt sehe ich zu ihm auf. Seine Kiefermuskel zucken wild. Das macht er immer wenn er seine Wut versucht zu kontrollieren. "Krankenhaus?" meine Stimme krächzt und ist rau. Er nickt. "Ich hab ihn verprügelt. Ich hab ihn gewarnt, tut er dir weh verprügle ich ihn." ich hab keine Ahnung was ich sagen soll. Danke? Oder doch lieber fragen ob er spinnt? Ich sage lieber nichts und sehe wieder nach vorne. "Du kommst erst wieder arbeiten wenn du dich bereit dafür fühlst okay?" ich nicke und wir erreichen die Straße. Wir drehen uns zueinander und sehen uns an. "Wenn irgendwas ist, du kannst immer zu mir kommen das weißt du?!" ich nicke wieder. Er streichelt liebevoll meine Wange und lächelt sanft. "Wenn das damals mit uns geklappt hätte!würdest du jetzt nicht so leiden müssen." ich verziehe das Gesicht. "Luke." er grinst mich frech an. "Ich verarsch dich nur... vielleicht ist aber auch ein bisschen Wahrheit dabei." ich muss nun auch grinsen. "Das war der Plan, ich wollte dich lächeln sehen." ich gehe einen Schritt auf ihn zu und umarme ihn. "Du bist der beste Chef der Welt." er drückt mich fester an sich. "Ich weiß, ich bin schon der Beste." Charlotte fährt vor und ich steige schnell ein. Auf dem Weg nachhause hatte James mehrfach versucht mich zu erreichen aber ich hab ihn immer weggedrückt. Als Shane anruft gehe ich ran. Er merkt sofort das etwas nicht stimmt. "Ist alles in Ordnung?" fragt er besorgt. Ich sehe aus dem Fenster, es ist schon dunkel draußen und ich fühle mich immer mehr erschöpft und müde. "Ja alles bestens..." ich höre wie er genervt aus atmet. "Lüg mich nicht an. Ich höre das es dir nicht gut geht. Was ist los? Soll ich zu dir kommen?" "Nein alles bestens, ich bin einfach kaputt das ist alles." er weiß gar nicht wie kaputt ich mich im inneren gerade wirklich fühle. Zerbrochen und leer. Wir schweigen einen Moment. "Ich melde mich morgen bei dir okay?" ich versuche so zu klingen das er sich keine Gedanken mehr machen muss. "Okay, aber wenn du irgendwas brauchst sag mir Bescheid Prinzessin okay?" ich schließe die Augen und bin verwirrt. Mein kleines zerbrochenes Herz regt sich als er mich wieder Prinzessin nannte. Das hat er früher immer getan und ich habe es geliebt wenn er mich so nannte. Ich lege auf und stecke das Handy weg. Müde lehne ich mich an die Scheibe und starre in den Sternenhimmel. Das kann ich jetzt nicht auch noch gebrauchen. Zuhause angekommen, lasse ich meine Sachen einfach im Flur liegen und schleppe mich in mein Zimmer. Als ich an der Küche vorbeikomme sehe ich wie Shane vom Tisch aufspringt. Er saß mit Megan am Küchentisch und trank Bier. Er sieht mich verdutzt an. Ich verziehe das Gesicht und bleibe stehen. "Bitte geh nachhause Shane..." ich gehe schnell weiter in mein Zimmer und schließe hinter mir ab. Er versucht die Tür zu öffnen und klopft leise gegen die Tür. "Mach auf Cat bitte..." fleht er ruhig. "Ich weiß was er dir angetan hat..." ich schließe die Augen und lehne mich an die Tür. Sofort steigen mir wieder Tränen in die Augen. "Verschwinde." meine Stimme zittert. "Bitte lass mich für dich da sein..." ich zögere. Irgendwie brauche ich ihn jetzt. Langsam öffne ich die Tür und sehe ihn weinend an. Shane schließt mich in seine Arme, hebt mich hoch und trägt mich rüber zu meinem Bett. Ich lasse es einfach mit mir machen. Seine starken Arme und seine Wärme tun mir gerade unendlich gut. Ich fühle mich beschützt und weiß das mir bei ihm nichts mehr passieren kann. Wir legen uns zusammen in mein Bett und ich kuschle mich an ihn. Shane deckt uns zu und küsst sanft meine Stirn. Ich weine mich an seiner Brust in den Schlaf und träume von James. Davon wie er ins Zelt kam, wie er mich angesehen hatte, als würde er einen Geist sehen. Ich habe wirklich versucht ruhig zu bleiben, so zu tun als wäre nichts aber es ging nicht. Meine ganze Welt ist zu diesem Zeitpunkt komplett zusammen gebrochen. Wieder habe ich;mich auf die Liebe eingelassen und wurde unsanft in die Realität zurück geholt. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl das James mir etwas verheimlicht, nur hätte ich damit nicht gerechnet. Wer rechnet denn auch mit so etwas? Zwischendurch spüre ich wie Shane mich dicht an sich drückt und schützend umarmt. Es tut wirklich gut und irgendwann haben die Albträume aufgehört. Als ich morgens wach werde liegt Shane immer noch hinter mir und hält mich im Arm. Er schnarcht leise vor sich hin. Vorsichtig stehe ich auf schlüpfte aus meinen Sachen in meinen Kimono und schleiche aus meinem Zimmer. Erst jetzt bemerke ich das Sturmklingel und klopfen an der Haustür. Megan öffnet verschlafen die Haustür und versucht sie gleich wieder zuzuschlagen. Aber sie wird unsanft weg gedrückt. "Spinnst du..." faucht sie und ich sehe James der sich an ihr vorbei drückt. Ich erstarre und halt die Luft an. Er sieht grauenvoll aus, hat eine aufgeplatzte Lippe, ein Pflaster an der Stirn und ein blaues Auge. Luke hat ordentlich zugeschlagen. "Catherine..." er kommt auf mich zu. Megan sieht ihm wütend nach und knallt die Tür zu. "Hat dir irgendjemand erlaubt das du rein kommen kannst?" keift sie ihn an aber er ignoriert sie. Er kommt direkt auf mich zu. Ich kann mich wieder rühren und gehe automatisch einen Schritt zurück. "Verschwinde." sage ich leise. Meine Stimme zittert und ich spüre wie Tränen in meine Augen schießen. Er sieht mich flehend an. "Nein bitte lass mich das erklären..." ich antworte nicht. Ich will das er sich erklärt aber irgendwie auch nicht. Ich hab Angst vor der Wahrheit. "ich weiß das klingt alles total bescheuert aber ich wollte Chloe nicht heiraten. Aber ich konnte nicht anders..." ich sehe ihn fassungslos an. "Du konntest nicht anders?" er sieht auf den Boden. "Das ist kompliziert zu erklären. Mein Vater und ich sind die Lords von Cornwall..." ich starre ihn mit offenen Mund an. Er ist ein Lord? Mein Kopf schwirrt. "Du bist was?" schreie ich und er sieht mich an. "Du bist ein Adliger?" er nickt. Vollkommen verwirrt fahre ich mir durch die Haare und drehe mich zur Seite. Das kann doch alles nicht wahr sein? Kann mich einer mal kneifen? "Aber das ist nicht wichtig Catherine." ich starre ihn an. "Nicht wichtig? Willst du mich verarschen?" er sieht mich traurig an. "Nein das will ich nicht. Ich will dir das erklären nur weiß ich einfach nicht wie..." wir sehen uns einen Moment an. Im Augenwinkel sehe ich Charlotte und Megan die uns stumm beobachten, jedoch bereit dazu einzugreifen. "Die Ehe wurde arrangiert, es wäre ein Vorteil für unsere Familie gewesen und für mich, ich hatte die Chance Richter zu werden...." wütend sehe ich ihnan. "Die Chance Richter zu werden? Und was war ich? Die Chance mal eben eine kleine Nummer zu schieben weil du kalte Füße bekommst?" er sieht mich panisch mit großen Augen an. "Was? Nein, bitte glaub mir ich liebe dich wirklich. Ich hab mich in dich verliebt glaub mir doch." fleht er. Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe ihn voller Zorn an. Ich kann ihm das alles einfach nicht glauben. Das klingt so absurd. "Spar dir das..." fahre ich ihn an. "Spar dir deine Worte für keine Ahnung wen auf. Ich will sie nicht hören. Ich will das du gehst und dich nie wieder bei mir meldest." die Tränen fließen über meine Wange und auch ihm steigen Tränen in die Augen. "Bitte Catherine tu das nicht...." die Tür hinter mir geht auf und Shane kommt heraus. James sieht ihn mit großen Augen an. Seine Nasenflügel beben und er ballt seine Hände zu Fäusten. Shane schließt mich von hinten in seine Arme und küsst meinen Hals. Was soll das? Ich erstarre und weiß nicht was ich tun soll. Ich bekomme eine Gänsehaut und gleichzeitig durchfährt mich wieder ein stechender Schmerz. "Morgen Prinzessin." flüsterte er und sieht dann James an. "Was willst du denn hier?" fragt er abwertend. James ist wie erstarrt und regt sich nicht. Shane geht an mir vorbei und ich sehe ih ngeschockt an. Er war nur noch in Boxershorts. Was? Vorhin war er doch noch komplett angezogen. James blinzelt und sieht mich an. "Ist das dein Ernst?" fragt er heiser. Ich kann nicht antworten. Diese ganze Situation überfordert mich total. James nickt und verzieht wütend das Gesicht. "Verzieh dich Alter, sie ist wieder mit mir zusammen." sagt Shane. Ich kann mich wieder bewegen und sehe Shane fassungslos an. "Bist du bescheuert? Was redest du denn da?" Shane sieht mich mit großen Augen an. Megan stellt sich zwischen uns und James. "Vielleicht gehst du jetzt besser." sagt sie ruhig zu James. Er schüttelt den Kopf. "Ich geh hier nicht eher Weg bevor ich das nicht aus Catherines Mund höre." ich sehe James an. Er weint und sieht mich flehend an. Es tut mir so unglaublich weh ihn so zu sehen. Aber ich weiß nicht was ich tun soll. Er hat mich belogen und mich verletzt. Was soll ich nur machen? Ich muss hier raus! Ich kann das alles nicht mehr. Unter Tränen sehe ich James an. Ich liebe ihn aber ich kann einfach nicht mehr. Weinend laufe ich an allen vorbei und sperre mich im Badezimmer ein. Lasse mich auf den Boden fallen, umarme mich selbst und schluchze laut. "Geht jetzt, beide!" höre ich Megan streng sagen und nach wenigen Minuten höre ich wie beide die Wohnung verlassen haben. Es klopft an der Tür. "Cat?" ich krabble zur Tür und schließe auf. Meine Freundinnen sehen mich traurig an. "Ich muss hier weg." flüstere ich. Die beiden knien sich zu mir und sehen mich bedrückt an. "Irland?" fragt Megan leise und ich nicke. Charlotte lächelt sanft. "Ich ruf deinen Bruder an." sie steht auf und geht. Zu gehen ist das beste was ich jetzt machen kann. Ich muss weg hier, weg von Shane und weg von James. Alleine, nur ich und unser Hof in Irland. Ein Neuanfang!  

Immer wieder diese LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt