Kapitel 29

132 8 10
                                    

Ich hatte gerade die letzte Schale herausgestellt, als es auch schon klingelte. Das mussten Lina und Frieda sein. Martha hatte gesagt, sie würde eine halbe Stunde später kommen, weil sie vorher noch Emma abholen müsste.

Ich ging in den Flur und drückte den Türöffner, dann hörte ich Schritte auf der Treppe und schloss auf. Wie zu erwarten umarmten mich kurz darauf unsere neuesten Turteltäubchen.

„Hängt eure Jacken einfach hier auf und dann geht's auf in die Küche", meinte ich und ging vor.

„Habt ihr irgendein spezielles Rezept, was ihr machen wollt?" fragte ich, während sich die beiden ihre Schürzen umbanden.

„Ich habe diese Kokos-Kirsch-Cookies gefunden, die würde ich ganz gerne machen", erwiderte Frieda und zog ein Rezept aus ihrer Tasche. Lina lud derweil ihre Dosen ab, in die später die Kekse hinein sollten.

„Gut, dann fangen wir damit an", schlug ich vor, „Ich selbst habe keine Ahnung, was ich machen will und Martha hat auch noch nichts gesagt, also..."

Es war schön diesen Sonntag, einen Tag vor Heiligabend, mit meinen Freunden zu verbringen. Und als dann auch noch Martha und Emma dazukamen, war es praktisch perfekt. Emma war wirklich nett und sie passte super in unsere kleine Gruppe, genau wie Frieda.


Am frühen Abend sah meine Küche aus wie ein Schlachtfeld und das letzte Blech war gerade zum Abkühlen auf den kleinen Balkon gebracht worden. Wir entschieden uns, uns noch ein wenig aufs Sofa zu hauen, bevor wir die Kekse in die verschiedenen Dosen füllen und die Küche aufräumen würden.

„Und, wie sehen eure Pläne für morgen aus?" fragte ich, sobald alle mit eine Tasse Kaffee oder Tee versorgt waren.

„Wir werden zu meinen Eltern fahren und uns praktisch outen", sagte Lina, wobei sie gequält das Gesicht verzog. Sie hatte offensichtlich auch vor der Reaktion ihrer Familie Angst.

„Wow, an Heiligabend?" fragte Martha überrascht.

„Ja, meine Eltern wissen es bereits, aber Lina hat gesagt, wenn dann sollte es direkt die ganze Familie wissen. Also werden wir das morgen machen", antwortete Frieda und drückte Linas Hand.

„Das wird schon", versuchte ich sie aufzumuntern, „Da wird dich schon niemand verurteilen. Ist dein Cousin nicht auch schwul?"

Lina nickte, „Ja schon... Aber ich hab trotzdem Schiss."

Eine Weile schwiegen wir. Ich dachte darüber nach, dass ich den morgigen Tag auch gerne mit Ashton verbringen würde, aber das würde wohl bei einem Wunsch bleiben. Ich Idiot hätte ihm zumindest meine Handynummer geben sollen. Warum hatte ich auch einen auf schwer-zu-haben machen müssen?

„Und ihr?" fragte Lina schließlich und lächelte in die Runde.

„Ich fahre zu meiner Mutter. Wir unternehmen jedes Jahr an Heiligabend etwas zusammen, also wird das dieses Jahr nicht anders", erklärte Martha schulterzuckend und tat als wäre es keine große Sache. Aber ich wusste, dass sie die Zeit mit ihrer Mutter liebte, wo sie sich eh so selten sahen. Ich lächelte sie wissend an.

„Ich fahre mit meinem Freund nach Berlin", verkündete Emma und strahlte, „Das hat er mir zum Geburtstag geschenkt, mit Hotel und allem drum und dran!"

Ich nickte beeindruckt, gegen einen Städtetrip hätte ich auch nichts... Aber ach ja, da war ja was – ich hatte niemandem mit dem ich dieses Vorhaben umsetzen könnte. Wow.

„Wie sieht's mit dir aus, Charlie?" Emma sah mich neugierig an.

Ich stieß die Luft aus. Ja, was würde ich morgen eigentlich machen?

Safety PinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt