KAPITEL 11

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Ich schloss die Tür hinter mir zu und lief die Treppen runter in die Küche. Tugrul war an den Esstisch gelehnt und war beschäftigt mit seinem Handy. Wie es aussah war er schon bereit. Ohne einen Mucks von mir zu geben lief in in das Wohnzimmer. Die Mama und der Papa saßen auch schon schick gekleidet auf dem Sofa. 'Warten wir auf etwas?' fragte ich nach. Die Mama sah mich an und lächelte. 'Wir warten noch auf Yelda. Sie müsste gleich unten sein.' 'Anne!! Kannst du mal kommen?' hörten wir die hohe Stimme von oben. Wir lachten alle und ich bat die Mama, dass sie sitzen bleiben soll. Ich verließ das Wohnzimmer und lief die Treppen hoch. 'Hey Günes. Wohin?' Ich sah nach hinten und sah Berke, der den Flur betrat. 'Deine Verlobte braucht Hilfe', sagte ich lachend. Er stimmte mit ein. 'Wo ist Tugrul?' 'Küche', antwortete ich kurz und lief weiter nach oben.

'Günes es wird so toll!', schwärmte Yelda immer noch als wir das Auto verließen. Wir betraten die Lobby eines Hotels, in dem die Feier statt finden wird. Es war so luxuriös und schick. Wir  gingen in einen nicht so großen Saal rein und schon fingen mehrere Menschen an zu singen.
Das Yelda glücklich ist konnte jeder von ihren Augen ablesen. Sogar Blinde. Sie umarmte mich, weshalb ich mich wunderte aber nach einiger Sekunden das selbe wie sie tat. Dabei entkam mich ein unbekanntes Gefühl. Das Gefühl von Geschwisterliebe. Diese Umarmung bedeutete echt viel was. Sie löste sich von mir und ging zu den anderen. Es wurde nur geredet. Ich setzte mich hin und meine Augen suchten nach Tugrul. Im Saal war er nicht. Wo war er? 'Suchst du mich?' ertönte die Stimme von Tugrul hinter mir. Ich drehte mein Kopf zur Seite und merke wie ich anfing zu grinsen.
Ich weiss auch nicht was das soll. Es kommt so. Einfach so. 'Natürlich nicht.' 'Ach ja?' Er nahm sich die Weintraube, die ich zwischen meinem Daumen und Zeigefinger hielt, und warf es sich in den Mund. Verwunderlich, ich weiß. Noch letztens war er viel anders zu mir. Ich wollte was sagen, doch dann fing die Musik an zu laufen. Die Meisten fingen an zu tanzen. Dann fiel mir Melisa auf. Oder eher gesagt ihr freizügiges Outfit. Als ich wieder hinter meine Schulter sah, war kein Tugrul mehr zu sehen. Melisa war auch nicht mehr zu sehen. Schlafe ich bewusstlos, oder sind die zu schnell? Bestimmt war er am rauchen und sie auf der Toilette. Genau. Warum mache ich mir überhaupt so viele Gedanken?
Yelda kam zu mir und zog mich zur Tanzfläche. Wir tanzten, machten Fotos und Videos, aber mein Gedanke war noch bei Tugrul. War das nicht eine lange Zeit zum Rauchen? Die Lichter gingen aus und der Kuchen kam auch schon und alle fingen an zu applaudieren. Melisa war auch schon zu sehen. Ich war komischerweise erleichtert. Wir sangen wieder das Geburtstagslied und Yelda pustete die Kerzen auf dem Kuchen aus. Die Geschenke wurden gegeben und die älteren gingen auch schon. Mir fiel auf das ich kein Geschenk für Yelda hatte. Sie war noch mit den anderen Geschenken beschäftigt. Ich sah mich hastig um. Wie kann ich es vergessen. Ich sah Tugrul den Saal betreten, schon beruhigte ich mich. Verstehen konnte ich es auch nicht. Er lief auf Yelda zu und gab ihr ein Päckchen. 'Von mir und Günes.' Ich sah ihm verwirrt an. Musste ich es verstehen? Sie machte das Päckchen auf und ein Autoschlüssel war zu sehen. Jetzt wurde es mir bewusst.

Ich boxte mehrmals auf das Boxsack, welches vor mit hing. Die Wut zu meinem Vater und Savas war so gewachsen, dass mir schwarz vor den Augen wurde und ich schneller und stärker boxte. Ich spürte auf meinen Armen warme, große Hände. Eine Gänsehaut überfuhr meinen Körper. Ich beruhigte mich. Wie kann er so einen großen Einfluss auf mich haben? Ich trank aus meiner Wasserflasche und tat sie wieder zur Seite. Zog mir die Boxhandschuhe wieder über meine Hand und konzentrierte mich auf den Boxsack, das vor mir hing. 'Wie findest du das?' fragte Tugrul und zeigte mir einen weißen Mercedes auf seinem Handy. 'S Klasse..' murmelte ich. 'Wunderschön.' 'Ok, danke.' Was war das denn jetzt? Er setzte sich auf die Couch und war in wenigen Sekunden in seinem Handy vertieft. Darauf ging ich nicht ein. Bald wird es sowieso raus kommen.

Ich lächelte ihn an, er verstand es und lächelte zurück. Yelda umarmte mich plötzlich. Sie flüsterte immer wieder wie dankbar sie war. 'Unser Auto, Günes.' sagte sie. 'Wie meinst du das?' 'Es ist unser Auto. Ich weiss nicht wie du es geschafft hast, aber du bist mir extrem wichtig. Wie eine Schwester. Und dieses Auto möchte ich mit dir teilen.' Dieses Gefühl will ich nie vergessen. Diesmal war ich die, die sie umarmte. Ich flüsterte ein 'Danke.' und so lösten wir uns. Sie umarmte Tugrul noch und ging zu den Gästen. Er stand neben mir. 'Du bist so ein Schlingel.' 'Ich doch nicht.' Und nahm somit die Erdbeere auf dem Muffin. 'Ach ja?' Die Erdbeere nahm ich ihm aus der Hand und warf es in mein Mund. 'Wie du meinst.' Ich warf ihm einen lächeln zu und ging zu den Mädels. Wie redeten und lachten, bis ich eine Nachricht bekam.
Unbekannte Nummer?

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