Kapitel 02

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Kapitel 02 – Berufungen


Pailette las noch einmal die Adresse und verfluchte sowohl sich selbst, als auch ihren Arbeitgeber. Warum kann der Typ ihr auch nicht genau sagen, ob er in der Hausnummer 14a, 14b oder 14c lebt? Da steht nur 14! Oder war es das alter der Kinder? Paillette musste sich nämlich dazu herablassen und Babysitten. Eigentlich war Paillette sowieso zu früh, weil so etwas die Leute mehr durcheinander brachte, als wenn man zu Spät war. Genau genommen war Paillette 2 Stunden zu früh. Schließlich ergab Paillette sich ihren Schicksal und klingelte an 14a.

Als allerdings die Tür auf ging, wünschte sich Paillette, sie hätte dies nicht getan. Vor ihr stand Niemand anderes als Fabula View.

Fabula war eine wunderschöne Frau, die beim Australischen Sanktuarium als Notar fungierte. Sie hatte Erdbeerblondes Haar, eine ungewöhnlich helle Haut und braune Augen mit gelben Sprenkeln. Sie hatte drei Muttermale an der Schläfe, die nicht in ihren Gesicht passten und die Paillette unglaublich faszinierend fand. Paillette hatte bei ihr vor 10 Jahren als Sekretärin gearbeitet. Eigentlich sollte es nur für eine, höchstens zwei Wochen sein. Doch dann hatten die zwei ein Date, Paillette stellte fest, wie niedlich Fabula ist und blieb dann für ganze 3 Monate. Es waren wundervolle Monate, einer der wenigen, in denen sich Paillette geborgen gefühlt hatte. Nicht oft hatte Paillette sich gewünscht, ihre Mutter hätte ihr genau so wie Fabula Geschichten erzählt. Allerdings war es von Anfang bis Ende ziemlich ungewohnt, da Paillette einfach nicht lange an einem Ort bleiben konnte. Also hat sie nach drei Monaten ihre sieben Sachen gepackt, hatte Fabula eine Nachricht hinterlassen auf der ungefähr 'Ich würde dir ja meine Nummer hinterlassen, allerdings bin ich nie erreichbar' geschrieben stand und ist aus dem Fenster in die Freiheit geklettert. Gut, dass mit dem Fenster war zugegebenermaßen nicht nötig gewesen. Aber es hatte Spaß gemacht.

Und jetzt stand eben diese Fabula View vor Paillette und war so schön wie eh und je. Das Leben war so unfair. Fabula View hatte Paillette natürlich schon von Anfang an erkannt. Anstatt allerdings die Tür sofort zu zu knallen, wie Paillette es erwartet hatte, öffnete und schloss Fabula ihren Mund immer und immer wieder. „Du bist umgezogen.", rutschte es Paillette heraus. Schnell schloss sie die Augen und wartete auf das Donnerwetter. Wird Fabula die Tür zu knallen? Toben? Ihr Eine kleben? Als nichts der Gleichen geschah, öffnete Paillette vorsichtig die Augen. Fabula hatte die Hände vor der Brust verschränkt, lehnte am Türrahmen und sah Paillette an. „Du.. bist also wieder in Australien.", brachte Fabula schließlich hervor. Paillette musste sich konzentrieren, Fabula nicht auf die Oberweite, welche durch die verschränkten Arme wundervoll zur Geltung gebracht wurden, zu starren.

„Hm."

„Und hattest nicht vor, vorbei zu schauen, oder?"

„Hm."

„Vermutlich hättest du mich nicht einmal benachrichtigt, selbst wenn du gekonnt hättest. Nicht wahr?"

„Du kennst mich ja."

„Und jetzt hast du Angst vor meiner Wut?"

„Kann gut möglich sein.."

„Und was sagst du, wenn ich dir sage, dass ich nicht wütend bin?"

Lass meine Haare."

Fabula musste Lachen. Dann trat sie einen Schritt zur Seite und meinte: „Komm doch rein." Zögert trat Paillette in den Raum ein. Wie in der letzten Wohnung sah sie überall Bilder von Sagen, Märchen, Legenden und Geschichten im allgemeinen. Paillette erschreckte sich fürchterlich, als jemand eine Hand auf ihre Schulter legte. Doch dann bemerkte sie, dass es nur Fabula war. Himmel, sah sie gut aus. Paillette überlegte, ob sie es nochmal mit Fabula versuchen sollte. Sie würde es ja gerne... doch war das auch angemessen? Fabula führte Paillette zu einer Couch. „Jetzt erzähl! Wie waren die letzten Jahre so?", forderte Fabula Paillette auf, als sie saßen. Paillette rutschte unruhig umher, woraufhin Fabula eine Hand auf ihr Knie legte. Paillette musste schlucken. Dann finng sie an zu erzählen: „Wie immer eigentlich. Ich bin durch die Gegend gelaufen und habe alle Einladungen meiner Mutter ignoriert. Na ja, der Krieg war ein wenig erschreckend und auch wenn ich nicht wirklich damit zu tun hatte... Es war schwerer sich Frei herum zu bewegen." Fabulas Hand wanderte weiter nach oben, während sie Paillette weiter in den Augen sah. „Dann... Du hast also nicht beim Krieg gegen Darquise geholfen?" Paillette musste wieder schlucken. Ihr sind gerade Zwei Sachen aufgefallen: Fabula trug einen Ring und auf dem Regal neben dem Fernseher war ein Bild von ihr und einem Mann vor dem Altar zu erkennen. Das tat weh. Vor allem, da sie den Mann kannte. Es war Niemand anderes als Foluke Aves. Paillette wurde klar, dass sie zu viele Leute kannte. Sie musste jedenfalls von hier verschwinden, so schnell wie es geht. „Natürlich hast du es nicht.", seufzte Fabula als Paillette nicht antwortete. Etwas bitteres schwang in ihrer Stimme mit. „Schließlich ist etwas Ernstes dir immer zu lang." Etwas ernstes ging ja auch für gewöhnlich lange. Doch irgendwie hatte Paillette so ihre Zweifel, dass Fabula sich auf ihren Ständigen wechseln von Beruf, Tätigkeit, Hobby und Wohnort bezog. „Fabula..", setzte Paillette an, doch sie wurde von Fabula unterbrochen, welche sie küsste. Eigentlich hätte Paillette nicht überrascht sein sollen. Schließlich nahm Fabula sich immer das was sie wollte. Für einen Augenblick dachte Paillette, sie wäre in der Zeit von Früher. Als es sie und Fabula gab. Doch Fabulas nächste Frage holte sie zurück in die Realität: „Bist du Single?" Scheiße, Fabula war mit Luke verheiratet! Paillette riss die Augen auf, was Fabula anscheinend falsch deutete: „Was frage ich da. Natürlich bist du Single." „Ja.", krächzte Paillette. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Sie hatte jetzt nicht wirklich Lukes Frau geküsst, oder? Lukes! Foluke! Foluke Aves! Der Typ, der sie Blinder Passagier nannte, da er sie immer auf seinen Flügen mit schmuggelte! Ihre ersten Vertrauensperson – Wenn Paillette überhaupt so etwas hatte. Der vor 3 Jahren geheiratet hatte. Wie es aussah musste er Fabula geheiratet haben. Sie musste hier weg. „Bekomme ich etwas zu trinken?", fragte Paillette mit schwacher Stimme. Sie wusste, dass Fabula sie garantiert nicht so schnell wieder gehen lassen würde. Diese ging tatsächlich aus dem Raum, um Paillette etwas zu trinken zu holen. Paillette hatte eines gelernt: Notare waren besitzergreifend, starrköpfig und selbstherrlich. Was nicht heißt, dass es nervige Spießer ohne Sympathie wären. In Polen lebte zum Beispiel ein Lancelot Smarkacz. Oder wie Paillette ihn genannt hatte: Der nicht-so-alte alte Lotty. Lotty hatte Paillette erklärt, wie man am besten die Gesetzeslücken verwenden konnte, wenn man sich ein Haus kaufen wollte, sollte sich Pailette irgendwann einmal eins aneignen wollen. Paillette mochte Polen. Als sie Lotty gefragt hatte, wie es moralisch richtig wäre, meinte er nur, dafür wären die Notare und er da. Ein freundlicher Pole. Lotty fragte sich, warum alle immer so gemein über Polen sprachen. Gut, er hatte wie jeder 5 versucht Paillette übers Ohr zu hauen, allerdings war er ein netter Mensch gewesen. In Gegensatz zu Fabula. Diese fand Paillette äußerst gemein, als sie hörte, wie Fabula hinter sich die Zimmertüre abschloss. Paillette verschwendete nicht einmal ihre Zeit mit dem Versuch, dass Fenster zu öffnen. Es war sicher abgesperrt. Zum Glück hatte Luke eine Vorliebe für Kamine. Und zum noch Größeres Glück, dass Paillette als Vorliebe einen Enterhaken an ihren Gürtel trug. Sie hatte sich zwar deswegen viele Kommentare anhören müssen, aber er hatte sich unzählige Male bewehrt. Nur leider griff Paillette ins Leere, als sich nach den Enterhaken langte. Was zum...? Paillette erinnerte sich. War Fabulas Hand nicht von ihrem Knie weiter nach oben gewandert? Paillette musste verträumt seufzen. Fabula war so eine Schöne, schlaue Frau mit Geschickten Händen und

- Paillette sollte jetzt los gehen, wenn sie nicht von Fabula noch in den Keller eingesperrt werden wollte. Paillette lief zum Kamin, lehnte sich mit den Rücken an einer Wand und stemmte ihre Füße an der Gegenüber liegende. Stück für Stück arbeitete sie sich hoch. Als sie ungefähr bei der Hälfte war, machte sie eine Pause. Sie sollte Luke bitten, ihr gelegentlich ihr Eigentum zurück zu bringen, dass seine Frau ihr gestohlen hatte. Von unten konnte sie Fabulas aufgebrachte, wundervolle Stimme hören. Wie gerne würde Paillette jetzt Fabula dafür schlagen, dass sie Luke betrügen wollte. Aber dann sehe Fabula nicht mehr so schön aus und dann hätte Luke noch weniger von ihr. Paillette hatte nämlich die Vermutung, dass Fabula Luke nicht heran ließ. Gequält sah Paillette den Weg vor sich. Vielleicht müsste sie nicht solche Aktionen machen, wenn sie sich Melden würde... allerdings schadete es Paillettes Figur kein Stück. Seufzend – Und hustend, da sie Asche eingeatmet hatte – machte sie sich auf dem Weg weiter nach oben.

Als Paillette oben war musste sie überlegen, welcher wohl der richtige Schornstein zu ihren Arbeitgeber war. Ob es sich für einen Babysitter von Sterblichen gehörte aus den Schornstein zu kommen stellte Paillette nicht im geringsten in Frage. Immerhin gab es den Weihnachtsmann. Paillette entschied sich für den nächsten Kamin und Sprang hinein.

Lass meine HaareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt